Männer-Netze

Es brauchen nicht alle ins Wallis zu kommen...

Helfen

Ich habe eine soziale Ader. Ein Helfersyndrom, werden Kritiker korrigieren. Jedenfalls lässt mich die Not anderer nicht kalt. Orientierungslose Jugendliche, die ihre Lehrstelle abgebrochen haben. Menschen mit psychischen Problemen. Auch solche mit Drogenvergangenheit. Ich versuche, wenn immer möglich, zu helfen. Einen Platz zu finden oder zu schaffen, damit sie weiterkommen. Und es gibt viele, denen geholfen werden müsste. Nicht unbedingt durch teure Programme. Jugendlichen hilft meist schon eine Luftveränderung, Tagesstruktur und Freundschaft.

Auch in christlichen Kreisen kennen wir zunehmend Jugendliche, die nicht mehr zurecht kommen. Allerdings gibt es kaum Angebote, die ihnen weiterhelfen könnten. Anders kann ich mir nicht erklären, dass ich unterdessen fast täglich Anfragen von Jugendlichen, Eltern oder Betreuern bekomme. Ich kann und will in dieser Problematik nicht bloss Beobachter oder gar Besserwisser sein. Ich möchte helfen. Natürlich bietet mir mein Betrieb dafür auch Möglichkeiten. Und die nutze ich. Habe allerdings auch schon öfters gesagt bekommen, dass ich mit diesem sozialen Engagement den Betrieb in den Konkurs und mich zum Herzinfarkt führen werde... Auch solche Stimmen versuche ich ernst zu nehmen. Und doch, sollte man(n) nicht handeln? Ich kann wohl nicht anders.

Warum ich ein so ernstes Thema auf der Männerseite anspreche? Ganz einfach. Ich habe einen Traum. Es muss ein Netz entstehen für diese jungen Menschen. Landwirte, Handwerker, Hoteliers – viele von euch Männern sind selbständig. Hätten die Möglichkeit, einen Platz im Betrieb zu schaffen. Oder, wenn eure Kinder schon ausgeflogen sind, auch ein Daheim. Warum tut ihrs nicht? Ihr kennt auch in eurer Umgebung Jugendliche, die nur noch zu Hause rumsitzen. Warum sprecht ihr sie nicht an? Warum nehmt ihr keinen Kontakt mit ihren Eltern auf? Es brauchen nicht alle ins Wallis zu kommen...

Man(n) könnte doch die Möglichkeiten, die man hat, nutzen... Man(n) könnte um ein weiteres Herz bitten, welches nicht bloss Missstände anprangert, sondern hilft und verändert. Meine Erfahrung ist es übrigens, dass sich dieses Engagement lohnt. Für mich gibt es kaum eine grössere Befriedigung, als wenn ich sehe, dass Menschen in Sachen Glauben, Beruf und Gesellschaft die Kurve wieder kriegen. Da vergesse ich nächtliche Suchaktionen oder geplünderte Kassen.

Und wenn ihr Frauen, die ihr diese Rubrik lest, auch Möglichkeiten seht oder eure Männer diesbezüglich unterstützen könntet, dann wäre das super. Könnten wir in dieser Zeit, welche manche überfordert, nicht wieder vermehrt konkrete Nächstenliebe leben? Unsere Gesellschaft braucht sie. Und Jesus hat sie uns doch geboten.

Datum: 09.06.2005
Autor: Christoph Gysel
Quelle: Chrischona Magazin

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