Ich möchte doch die Welt verändern!

nachdenklicher Mann

Veränderung. Alle sprechen davon. Ob Politiker, Manager oder christliche Leiter. Veränderung sei nötig. Einleuchtend. Wer einen Veränderungsprozess aufhält, ist ein Totengräber. Die Gesellschaft muss sich doch den neuen Herausforderungen stellen. Das Unternehmen kann nur durch ständige Anpassung Erfolg haben und Arbeitsplätze sichern. Die Gemeinde muss doch in einer stetigen Veränderung bleiben, sonst geht keiner mehr hin. Veränderung ist nötig. Das ist klar. Selbst wenn mit diesem Schlagwort auch viel Unfug getrieben wird. Nicht bloss in der Welt...

Klar ist, dass wesentlich mehr von Veränderung geredet wird, als verändert wird. So nach dem Motto jenes Knechtes, der mir vor 30 Jahren sagte: «Solange man fragt und redet, braucht man noch nichts zu tun...» Solange man erklären kann, man sei in einem Prozess der Veränderung, erwartet keine konreten Resultate. Vielleicht sollte man weniger darüber reden, aber mehr tun...

Veränderung. Ich gehöre übrigens auch zu denen, die verändern wollen. Meine Frau, die Kinder, Mitarbeiter und Gemeinde. Selbst die Welt möchte ich noch immer verändern. Den Amis im Irak vorleben, was das Volk dort wirklich braucht. Den Aids-Waisen in Afrika eine Perspektive schaffen. Ungerechtigkeiten abschaffen. Not lindern. Auch in unserm Bergtal. Ich möchte verändern. Am liebsten natürlich eben die andern.

Und da habe ich gemerkt, dass ich nicht alleine bin. Man(n) weiss, wer und was sich ändern sollte. Die Ehefrau, der Chef, der Prediger, die Gemeinde, die Regierung, die Gesellschaft. Nur, die andern gehen auf den von mir so weislich durchdachten Veränderungsprozess nicht ein. Finden ihn nicht grossartig. Dazu wäre dies auch nicht unbedingt gut. Von andern erwartete Veränderung kann auch für mich alles andere als gut sein. Wenn sich zum Beispiel meine Frau so verändert hätte, wie ich sie mir gewünscht hätte, wenn sie in der Öffentlichkeit weniger spontan wäre, wenn sie mehr Interesse an alter Kunst, Politik und Philosophie entwickelt hätte, wenn sie so geworden wäre wie ich, dann hätte dies unsere Beziehung wohl nicht bloss fad gemacht, sondern echt gefährdet.

Veränderung einfach zu fordern bringt nichts. Ist wohl meistens kontraproduktiv. Entscheidend wäre doch, dass man(n) sich selber verändert. Neues lernen. Wachsen. Unbekanntes entdecken. Schlafendes wecken. Aber das kann ängstigen. Und doch, ich möchte dranbleiben. Ohne grosse Worte darüber. Wenn ich mich mit Gottes Hilfe an der einen oder andern Stelle positiv entwickle, dann hat dies sicher auch Auswirkung auf meine Umgebung.

Datum: 09.02.2005
Autor: Christoph Gysel
Quelle: Chrischona Magazin

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