Pfarrer-Ausbildung

Pfarrer zwischen gestern und morgen

Wohnen und Arbeiten sind heute meist örtlich getrennt. Das hat die Kirchen stärker zu bewegen, sagt Hans Strub, der nach 23 Jahren Verantwortung für die Pfarrerausbildung in Pension geht. Die Reformierten hielten an der alten Ortsgemeinde fest, obwohl die meisten aktiven Menschen pendelten und sich durch Medien orientierten. Junge müssten heute «viel präziser» angesprochen werden.
Im Gespräch: Hans Strub (Mitte) an der Swisseglise in Weinfelden, März 2007.

«In der Schweiz leben wir wie in Grossstädten», sagt Strub in einem Interview mit der Reformierten Presse. Die Urbanität der Bevölkerung werde die Kirchen noch stärker herausfordern. Er konstatiert, dass mehr in den Ferien die religiöse Seite gepflegt wird, «etwa mit Besuchen von Kirchen». Die Reformierten machten zu wenig mit ihren Räumen. Man könnte den Betrieb in den Städten während der Ferien reduzieren; die Pfarrer wären in den Urlaubsorten anzutreffen. «Dort zu sein, wo die Menschen sind: das erfordert ein dynamisiertes, mehrdimensionales Berufsbild. Dafür müssen wir ausbilden.»

«Intellektuell und menschennah»

Um mit den Menschen und der Gesellschaft als ganzer umgehen, hätten Pfarrerinnen und Pfarrer «selbstbewusst und demütig, intellektuell und menschennah» zu sein. Mit diesen vier Begriffen umschreibt Hans Strub Qualität im Pfarramt. Pfarrer hätten im Auftreten Kompetenz zu zeigen, sie sollten im Dienst stehen und sich «als Geschöpfe nicht mit dem Schöpfer» verwechseln. Sie sollten «an der eigenen geistigen und geistlichen Kompetenz» arbeiten und sich an dem ausrichten, was die Menschen brauchen. «Um das zu erkennen, muss man zuhören und interpretieren können.»

Die theologische Ausbildung an den staatlichen Fakultäten gebe dafür ein Minimum mit, sagt Strub. Die Theologen müssten es im Pfarramt weiterentwickeln. Zugleich müssten sie weiterhin Zeit zum Bücherlesen und für einen Arbeitskreis haben. Die fachlich-theologische Kompetenz sei zu fördern; «sonst bleibt die Innovation auf der Strecke».

Jugendarbeit

Als Hans Strub vor 40 Jahren ins Pfarramt ging, war die Kirche noch ein «führender Sozialagent». Mit bescheidenen Mitteln sei in der Jugendarbeit etwas zu erreichen gewesen. Heute ist die Konkurrenz gross. Der Ausbildungsverantwortliche meint, die Arbeit im Pfarramt sollte dem Lebensalter gemäss sein. «Gewisse Bereiche der Jugendarbeit gehören denen, die einer ähnlichen Altersgruppe angehören.»

Strub, ursprünglich Primarlehrer, war in den 1970er Jahren Pfarrer der jungen Gemeinde von Zürich-Hirzenbach und leitete dann das Tagungs- und Studienzentrum Boldern. Seit 1987 koordinierte er im Konkordat der Deutschschweizer reformierten Landeskirchen die Aus- und Weiterbildung der Pfarrerinnen und Pfarrer.

Zum Thema:
Webseite des Ausbildungs-Konkordats 

Quelle: Livenet / Ref. Presse

Datum: 09.08.2010

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