Diener sein

Jesus und die Grössten

Wer oben hinaus will, muss wissen, wo oben ist. Jesus hat die Antwort.
Alles ist zu tun, dass Kinder – alle, die kindlich-fest vertrauen – angenommen sind und Wertschätzung erfahren.

«Wenn wir das diskutieren, braucht Jesus nicht zuzuhören.» Seine zwölf Freunde, die ihn überallhin begleiten und die er in (fast) alles einweiht, haben zwischendurch Gespräche, die nicht für seine Ohren bestimmt sind. Er ist der Meister, der Chef – das ist klar. Aber nach ihm, unter ihm: Wer ist der Grösste? Das haben sie, die zwölf Jünger, eben unterwegs verhandelt.

Vermummte Rivalitäten

Jesus merkt es. Nach der Rückkehr ins Haus in Kapernaum, das ihm als Basis dient, fragt er, worüber sie gesprochen haben. Sie schweigen verlegen. Gegenüber seiner charismatischen Persönlichkeit, angesichts seiner Vollmacht über böse Geister, seiner überlegenen Weisheit und bildgewaltigen Sprache muss alles Reden über eigene Grösse deplatziert erscheinen. Dass sie trotzdem darüber diskutiert haben, zeigt ihr Geltungsbedürfnis. Sie vergleichen sich miteinander – was in einer engen Arbeits- und Lebensgemeinschaft wie der ihren übrigens nicht verwundert.

Jesus setzt sich. Er ruft die Zwölf zusammen. Sie sollen es alle hören. Er sagt etwas, das ihnen – und wohl den allermeisten Menschen, die Jesus ernst nehmen – nicht den Kopf will: «Wenn jemand der Erste sein will, dann soll er der Letzte von allen und der Diener aller sein.»

Was soll das Kind?

Jesus unterstreicht diese revolutionäre Weisung mit einer Geste. Er ruft ein Kind herbei, zieht es zu sich und schliesst es in seine Arme. Was soll das? Kinder können noch nicht für ihr Leben aufkommen, sie gelten nicht viel in der Gesellschaft, stehen noch nicht auf eigenen Beinen – für das Himmelreich, das Jesus im Begriff aufzurichten ist haben sie doch keine strategische Bedeutung!

Jesus erläutert, warum er das Kind umarmt hat: «Wer in meinem Namen ein Kind aufnimmt wie dieses, nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.» Nicht Streben nach Geltung, sondern ein anderes Ringen muss die Jünger motivieren: Wie schliessen sie in ihre von Jesus begründete Gemeinschaft die ein, die nichts gelten? Wie mühen sie sich um jene, die nicht nach Geltung streben, sondern einfach Liebe und Annahme brauchen? Jene, die noch nicht mal einen Begriff von Grösse haben, die Wesentliches noch nicht begreifen – Kinder eben?

Wertschätzung für die Kleinen

Wenige Momente später macht Jesus deutlich, dass er Kinder meint, die an ihn glauben. Für sie, die grenzenloses Vertrauen in ihn haben, die einfach wissen, dass er ihr bester Freund ist, für sie darf es keine Geringschätzung geben. Mehr: Die Werte der Jesus-Gemeinschaft dürfen sie in diesem Vertrauen nicht zum Stolpern bringen. Alles ist zu tun, dass Kinder – alle, die kindlich-fest vertrauen – angenommen sind und Wertschätzung erfahren.

Das ist die Antwort, die Jesus auf die hinter seinem Rücken geführte Diskussion über ‚Grösse’ gibt. Allen dienen – und für jene sorgen, die wenig oder nichts gelten: das ist den Jüngern, die nach Grösse streben, aufgegeben.

Eine andere Blickrichtung für die Kultur

Jesus hat mit diesen Worten Menschen über 2000 Jahre zum Dienen inspiriert. Eine christlich geprägte Kultur hebt sich dadurch von anderen ab, dass viele Christinnen und Christen in allen Bereichen des Lebens in diesem umfassenden Sinn dienen, mit besonderer Wertschätzung für jene, die nichts leisten, kindlich glauben und der Hilfe bedürftig sind – und dass dieses Dienen gesellschaftlich nicht bestraft, sondern geachtet und gefördert wird.

Das Gespräch von Jesus mit seinen Jüngern über Grösse und Dienen findet sich im Markusevangelium 9,33-42.

Datum: 17.06.2011
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

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