Floyd McClung

Kirche neu erfinden

Damit mehr Menschen das aufregende Leben mit Jesus Christus entdecken, braucht es neue Gemeinden. An einem Visionstag zu diesem Thema am 30. Juni in Winterthur spricht Floyd McClung. Der Autor des christlichen Bestsellers „Das Vaterherz Gottes“ hat als Missionar und Gemeindeleiter eine Leidenschaft für die Gründung vieler neuer Gemeinden entwickelt. Livenet hat ihn vorweg ausgehorcht.
Begeisterte Gemeindegründer: Floyd und Sally McClung.
Arche Winterthur
Am 30. Juni 2007 in Winterthur: Floyd McClung mit seiner Frau Sally.
Der Visionstag am 30. Juni

Livenet: Wo ziehen Sie die Grenze zwischen Hauskirche und Hauskreis?
Floyd McClung: Nach der Bibel ist eine Versammlung von Christen dann eine Gemeinde, wenn 2-3 von ihnen eine Gemeinschaft bilden und miteinander die Weisungen von Jesus zu befolgen suchen.

Wie soll pastorale Arbeit und Seelsorge in einer Hauskirche geschehen?
Gott hat die Gemeinde so gestaltet, dass die Gläubigen füreinander sorgen sollen, indem er in jede und jeden geistliche Gaben gelegt hat – und durch die Gegenwart seines Geistes. Leiter haben durch ihre Gaben einen bestimmten Platz, aber die Sorge füreinander ist nicht allein ihre Sache.

Im Westen will jeder nach seiner Façon glücklich werden, und heute gibt es gar die virtuelle Welt – „Second Life" – zum Abheben. Meinen Sie wirklich, dass junge Menschen da noch in enger Gemeinschaft leben wollen?
Die Bedürfnisse postmoderner junger Leute unterscheiden sich nicht von denen früherer Generationen. Sie brauchen Liebe, Sinn und Sicherheit. Allerdings finden diese Bedürfnisse heute aufgrund der veränderten Kultur und der Technologie einen anderen Ausdruck. Die Jungen sehnen sich nach Gemeinschaft, Musik, Kreativität, Gerechtigkeit und Werten, die über virtuelle Bezüge hinausgehen. Als überschaubare und einfache Gemeinschaft mit einem klaren Ziel und dem Streben nach Gerechtigkeit wirkt Kirche einladend auf diese jungen Menschen.

Sie erwähnen in Ihrem neuen Buch „Starting a House Church“ die Frustrationen jener Christen, die ihre Gaben in einer traditionellen Gemeinde nicht einbringen können. In Europa scheint sich diese Vorstellung von Kirche (der Geistliche hält Gottesdienst mit einer bestimmten Liturgie) am stärksten zu halten.

Es gibt diesen Eindruck, dass man in Europa am förmlichen Gottesdienst festhält, aber er entspricht nicht der Wirklichkeit. Studien zeigen, dass Nachfolger von Jesus in Europa die gleichen Wünsche haben wie Christen auf der ganzen Welt: leidenschaftliche Anbetung, authentische Kleingruppen, liebevolle Beziehungen, Lebenssinn, mit der Botschaft die Welt verändern, dienende Leiter, biblische Lehre usw.

Sie betonen in Ihrem Buch, dass in den Gemeinden des Neuen Testaments „jede Person lernte, andere geistlich anzuleiten“. Wenn wir dahin zurückkehren wollen, was ist zu tun?
Es gilt, Jüngerschaft einzuüben, wie sie das Neue Testament kennt. Dafür brauchen wir Lehre, Vorbilder und Werte. Dass wir uns im Alltag in andere investieren, muss wichtiger werden als Aktivitäten und blosse Lehren. Vor allem brauchen wir apostolische Leiter, welche ihre Anhänger überzeugen und inspirieren, dieses Füreinander über alles andere zu stellen.

Wie werben Sie für Hauskirchen, ohne Christen (nicht selten enttäuscht von ihren Leitern) aus bestehenden Gemeinden wegzulocken?
Am besten ist es, Leute von bestehenden Gemeinden abzuweisen. Grundsätzlich hat die Kirche den Zweck, verlorene Menschen zu erreichen. Wenn eine Gruppe von Christen sich darauf verständigt, Leute mit einer einfachen Form von Gemeinde anzusprechen, sollen sie neu starten. Wenn man Leute aus traditionellen Gemeinden aufnimmt, wird diese Vision von Kirche in der Regel verwischt, weil sie eine andere Sicht von Gemeinde mitbringen.

Nochmals: Wie verhindern sie, dass sich in Hauskirchen solche Christen sammeln?
Sagen Sie Nein zu ihnen. Sehr viele Hauskirchen starten mit frustrierten Christen, statt sich auf verlorene Menschen auszurichten.

Wie können enge und verbindliche Beziehungen gefördert werden, ohne dass Christen sich abkapseln und um sich selbst drehen?
Richten Sie die Gemeinschaft darauf aus, dass sie nach aussen wirkt. Und unterstreichen Sie in diesem Zusammenhang die Liebe füreinander.

Wie messen Sie die Reife einer Hauskirchenbewegung?
Am Gehorsam gegenüber den Weisungen von Jesus.

Wie kann eine herkömmliche hierarchische Leitungsstruktur auf Dauer vermieden werden?
Wichtig sind: Mission nach dem Vorbild der Apostel, eine Sicht für die Menschen, die ohne Jesus Christus leben, aufopferndes Dienen, wahrhaftige Beziehungen, Verbindlichkeit.

Sehen Sie neue Modelle geistlicher Autorität aufkommen?
Ja, ich sehe mehr und mehr apostolische, visionäre Leiterschaft ohne Hierarchie entstehen. Bewegungen werden durch Inspiration geleitet, nicht durch Regeln und Statuten.

Floyd McClung hat mit seiner Frau Sally die Entwicklung von „Jugend mit einer Mission“ mitgeprägt. Heute leitet der weltweit bekannte Buchautor und Referent die Organisation All Nations , die auf verschiedenen Kontinenten Gemeinden gründet. Sein neustes Buch, das er mit Larry Kreider verfasst hat, ist „Starting a House Church: A New Model for Living Out Your Faith“. McClungs leben in Südafrika.

Der Visionstag am 30. Juni in der Arche Winterthur soll zu Multiplikation, Jüngerschaft und Gemeindegründung ermutigen. Er wird organisiert von einer breiten Trägerschaft: Verantwortliche aus verschiedenen Freikirchen, Organisationen und Netzwerken.

Flyer des Visionstags

Datum: 29.05.2007
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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