Zerstöret Beziehungen durch falschen Verdacht

Wer Gott für sich pachtet…

…dem ist kaum mehr zu helfen. Allein der Verdacht, der Andere gehe eigene Wege und könnte sich seinen Gott selbst zusammenzimmern, zerstört Beziehungen. So unbegründet er auch sein mag. Misstrauen kann ausgeräumt werden – wenn man miteinander redet.
Der Jordan, Grenze zum Verheissenen Land
Die Golanhöhen - ein fruchtbares Gebiet
Der Jabbok, ein Zufluss in den Jordan

Auch unter engen Freunden kann ein Verdacht aufkommen. Sie haben auf dasselbe Ziel hingearbeitet und scheinen dadurch fest verbunden. Nun kommt eine andere Phase; das Ziel ist erreicht; man geht auseinander, jeder an seinen Ort. Dabei können Missverständnisse aufkommen. So geschehen, nachdem die zwölf Stämme der Israeliten das verheissene Land eingenommen hatten. Zwei Stämme, Ruben und Gad, und ein Teil des Stammes Manasse hatten ihr Gebiet zuvor östlich des Jordan erhalten. Ihre Männer halfen in der Folge dem Rest des Volks westlich des Flusses bei der Landnahme.

Nun war es für Ruben-Gad-Manasse Zeit zur Rückkehr in ihr Gebiet. Josua segnete und entliess sie. Als die Mannschaft ins Jordantal hinunterstieg, errichtete sie dort einen grossen Altar zur Ehre Gottes, der ihnen beigestanden war. Am Übergang wollte sie ihre Verbundenheit mit dem Rest des Volks ausdrücken. Doch in Israel verstand man diesen Altar genau im entgegengesetzten Sinn: als Konkurrenz zu dem einen Heiligtum, das sich in Silo befand. Man empörte sich landauf landab – und Hitzköpfe riefen bereits zu einem Straffeldzug gegen die Abtrünnigen auf.

Nachfragen statt dreinschlagen

Die Besonnenen stellten eine Gesandtschaft von Stammesfürsten zusammen, mit Pinhas, dem Priester, an der Spitze. Diese zog über den Jordan und suchte die für den Altarbau Verantwortlichen auf. Sie legte ihnen vor, was man westlich des Jordan davon dachte: „Warum habt ihr dem Gott Israels die Treue gebrochen und euch von ihm abgewandt? Ihr habt einen Altar gebaut; damit habt ihr ihm den Rücken gekehrt!“ (Josua 22,16).

So hätten sie es überhaupt nicht gemeint, entgegneten die Führer von Ruben, Gad und Manasse. „Gott, der Mächtige, der Herr – er weiss es und ganz Israel soll es ebenfalls wissen: Uns trifft keine Schuld.“ Man habe nie Opfer auf dem Altar darbringen wollen. „Vielmehr hatten wir die Sorge, dass in Zukunft eure Nachkommen zu unseren Nachkommen sagen könnten: ‚Was verbindet denn euch mit dem Herrn, dem Gott Israels? Er hat doch zwischen euch und uns den Jordan als Grenze gesetzt! Also gehört ihr nicht zu dem Volk des Herrn!’ So könnten dann eure Nachkommen die unseren daran hindern, dem Herrn unsere Opfer zu bringen.“

Den Verdacht ausräumen

Die Beschuldigten konnten den Verdacht ausräumen. Sie legten dar, dass der Altar als verbindendes Denkmal zwischen den beiden Landesteilen zu verstehen sei – als Zeuge für kommende Generationen, als Zeichen der Zugehörigkeit zu dem einen Gott Israels. „Eure Nachkommen sollen nicht zu den unseren sagen dürfen, sie gehörten nicht zur Gemeinde des Herrn.“ Pinhas liess sich überzeugen und nahm die Begründung an. Er hielt fest: „Jetzt erkennen wir, dass der Herr in unserer Mitte ist und sich nicht von uns abgewandt hat.“

Der Verdacht hatte sich aufgelöst, das Misstrauen war ausgeräumt. Die Abordnung der Stämme kehrte über den Jordan zurück, und in jedem Stamm wurde berichtet, wozu der Altar aufgerichtet worden war. Die Gemüter beruhigten sich. Und die Stämme östlich des Jordan trugen Sorge, dass ihr Altar weiterhin verstanden wurde als „Zeichen zwischen uns, das bezeugt, dass der Herr unser Gott ist“.

Ein stärkeres, feineres Band

Im Unterschied zum Volk Israel gibt es für die Christen kein genetisches Band, das sie eint, keinen gemeinsamen Stammvater wie Jakob. Doch Gott hat seinen Heiligen Geist gesandt, als ein stärkeres und zugleich feineres Band. Der Apostel Paulus fordert die Christen in Ephesus (4,3) auf, „die Einheit zu bewahren, die der Geist Gottes uns geschenkt hat. Der Frieden, der von Gott kommt, soll euch alle miteinander verbinden!“

Gott hat alles getan, damit wir einander verstehen können. Aber wir müssen – besonders wenn ein Verdacht aufkommt, der trennt – das Gespräch suchen und genau hinhören. Und Vertrauen schenken.

Datum: 16.07.2006
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

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