Leiterschaft

Alte Gewohnheiten durchbrechen

Schaut man zurück zu den Anfängen des christlichen Glaubens, erkennt man, dass die erste Kirche eine ganz andere Vision, andere Prioritäten und Prinzipien hatte. Wo steht die Kirche heute? Welche Vision hat die Gemeinde heute?
Gemeindeleiter können und sollten für andere zum Wegbereiter werden
Wegweiser

Die Evangelien sagen, dass es der Auftrag der Gemeinde ist, in dieser Welt Agenten für das Königreich zu sein. Das Königreich wird durch die Gemeinschaft von Menschen sichtbar, die sich einem Leben verpflichtet haben, das göttliche Werte reflektiert und die Kraft der Heilung, Freiheit und Ganzheit zum Vorschein bringt. Auch wenn man ständig mit dem Bösen und Ungerechtigkeit konfrontiert ist, so sind die Vorboten einer neuen Realität doch spürbar - und zuerst in uns und danach in unseren Mitmenschen erkennbar.

Genauso hat Jesus gelebt. Er war nicht einfach nur da, um die geistlichen Bedürfnisse der Jünger zu stillen. Sie bildeten vielmehr die Urgemeinde des Glaubens, waren einander und der Sache verpflichtet.

Seinen Platz finden

Wenn eine Vision auf der Mikroebene sowie auf der Makroebene funktioniert, dann kann jeder einzelne seinen Platz und seine Aufgabe finden, sei die Gemeinde noch so gross. Die Leiterschaft entwickelt die "grosse" Vision. Diese Vision beinhaltet in der Regel viele "kleine" Visionen.

Jede Kleingruppe sollte sich als Team fühlen, als missionarische Gemeinschaft, genauso wie das erste Missionsteam, das Jesus um sich versammelte. Wenn man den Leuten die Erlaubnis gibt, ihre Herzenswünsche zu verwirklichen, dann wird auch die Erwartung kleiner, dass alles nur vom Leitungsteam abhängt. Diese Haltung bringt eine neue Verantwortung für die Leiterschaft mit sich: die Menschen in dem zu unterstützen, was Gott ihnen aufgetragen hat.

Das neue Leiterschaftsmodell

Das alte Christentum sieht "Leiterschaft von hinten vor": Ein Leiter hat laut diesem Modell die Aufgabe, den Leuten hinterher zu rennen, sich zu versichern, dass es allen gut geht. Wenn nicht, musste er entscheiden, was zu tun ist.

Leiter des Königreiches jedoch leiten "von vorne". Sie haben eine Vision, wissen aber auch, dass es ihre Aufgabe ist, die Menschen, die Gott ihnen anvertraut hat, zum Dienst im Königreich freizusetzen. Nachdem sie ihre eigenen Pläne und Unsicherheiten aufgegeben haben - widmen sie ihr Leben dem Ziel. Dazu hat auch Jesus seine Jünger aufgefordert (Matthäus 20, 25-28). Es geht darum, dass das Königreich Gottes im Leben der Menschen - sowohl in ihrem Charakter als auch ihren Taten sichtbar wird.

Der Blick in die Zukunft

Leiter haben ein einzigartiges Privileg. Sie haben die Aufgabe und Fähigkeit, Menschen zu dem zu machen, wofür Gott sie geschaffen hat. Ohne Leiter und Leiterinnen könnten sich viele Leute nicht vollständig entwickeln und ihr Potential nicht entfalten. Als Jesus Simon Petrus getroffen hatte, sah er die Zukunft und den Mann, zu dem Petrus werden sollte.

Wenn wir Menschen begegnen, sehen wir häufig nur ihre Probleme, nicht aber ihr Potential. Viele Leiter und Leiterinnen haben sich daran gewöhnt, sich ausschliesslich auf die Nöte anderer Leute zu konzentrieren, so werden ihre Probleme zum Mittelpunkt. Jesus aber sieht das Herz und erkennt, was eine Person sein könnte. Er sieht nicht nur, was sie im Moment ist. Er sieht ihre Vergangenheit, die Gegenwart, aber auch die Zukunft. Das Königreich Gottes ist auf Menschen gegründet und kann nur wachsen und an Tiefe gewinnen, wenn diese die verändernde Liebe des Königs erfahren. Es gibt jederzeit etwas zu tun, aber Jesus erinnert uns immer wieder daran, dass das Wertvollste die Herzen der Männer, Frauen und Kinder sind, die über beide Ohren in ihn verliebt sind.

Die Gemeindevision sollte auf dem Prinzip basieren, dass Christen dazu bestimmt sind, anderen Menschen zu helfen, zu dem zu werden, wozu Gott sie gemacht hat. Dies ist oft ein anstrengender und mühsamer Prozess. Nur wenige wollen diese Schwierigkeiten und Herausforderungen auf sich nehmen und zum Abbild Jesus werden. Tatsache ist aber, dass sie dazu bestimmt sind.

Wie hat Jesus Petrus geholfen, zu dem zu werden, wozu er bestimmt war? Ganz einfach, er hat sein Leben mit ihm geteilt! Sie erlebten Höhen und Tiefen, gingen zusammen durch dick und dünn, sie waren nicht nur Freunde, Bekannte oder Arbeitskollegen. Nein, sie gründeten zusammen eine neue Gemeinschaft. Aus dieser entstand später die erste Gemeinde.

Mit und für Gott leben

Oft klammert man sich an Programme - manchmal um wirkliche Begegnungen mit anderen Menschen zu vermeiden. Aber Jesus wollte Petrus etwas mitgeben, eine Offenbarung, die Wahrheit, ein besseres Verständnis vom Charakter Gottes. Dies konnte er aber nicht durch ein Programm oder ein Seminar tun, nein dafür musste er sein Leben mit ihm teilen.

Wenn man Begegnungen mit Gott in der Gemeinde auf Programme und Systeme reduziert, lernt man die kreative, dynamische und wilde Seite seines Charakters nie kennen. Der Vision des Königreiches liegt ein König zugrunde, der viel grösser und mächtiger ist, als man es sich vorstellen kann. Er fordert alle auf, die bekannten Wege zu verlassen und bietet uns Menschen - uns Christen - ein Abenteuer an, das in unerforschte Gegenden führt. Er ist das Licht und die Stimme die uns führt. Wenn man zur Leiterschaft durchdringt, die das Potential anderer Menschen erkennt und zum Vorschein bringt, wird ein Prozess der Veränderung in Bewegung gesetzt, der aufregende Ergebnisse hervorbringen wird.

Autor: Richard England, Leiter der Studentenarbeit St. Thomas
Stark gekürzt und redigiert: Livenet, Antoinette Lüchinger

Datum: 30.03.2004
Quelle: equipped

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