Jesus und die Zukunft

Dienen und herrschen

Wie sähe die Welt aus, wenn Dienende statt Herrscher den Gang der Dinge bestimmten? Jesus lässt es ahnen – und er legt den Grundstein für den endgültigen Umsturz.
dienende Hände
Jesus fasziniert und schockiert die Leute.

Dass die einen auf Kosten der anderen leben, dass die Mächtigen die Ohnmächtigen knechten und in den Staub stossen, dass kriechen muss, wer klettern will: All dies wird ein Ende haben. Die Bibel ist darin ein revolutionäres Buch, dass sie das Ende von Anmassung, Ausbeutung und Gewaltherrschaft ansagt. Gott wird ihr ein Ende machen (1). Doch wie? Diese brennende Frage treibt die Juden zur Zeit von Jesus um, wie sie auch heute Menschen beschäftigt.

Gott tut Wunder…

Jesus lebt und handelt in der Gewissheit, dass Gott sich in allem durchsetzt. Er wird zurecht bringen, was daneben geht, wiederherstellen, was zerfällt, und sein leidendes Volk heilen. Geknechtete kommen frei, Gefangene werden entlassen: Das beginnt Gott jetzt zu tun!, verkündet Jesus (2). Dies ist sein Reich, seine Herrschaft unter den Menschen – und sie setzt ein, indem Jesus sie ankündigt, indem er ihren Charakter darlegt und Wunder tut (3).

…und fordert Umkehr

Jesus fasziniert und schockiert die Leute, wenn er ihnen die Hoheit Gottes nahebringt (4). Denn Gott ist der himmlische Vater, der es unsagbar gut meint. Seine Güte gilt auch jenen, die heute die Faust gegen ihn recken (5). Zugleich tritt Gottes heiliger Geist in Aktion. Er fordert – und bewirkt – die Umkehr zu einem Lebensstil, der ihm gefällt: statt gewaschener Hände und langer Gebete ein reines Herz und ein volles Ja (6). Ganz bereit für Gott sollen die Jünger beten: „Unser Vater im Himmel, dein Name werde geheiligt, dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden“ (7).

Der Bestimmung des Menschen auf der Spur

In Jesus kommt das Reich; er ist sein Herrscher, indem er dem Vater dient (8). Eigentlich realisiert er die Bestimmung, die Gott im Anfang den Menschen gegeben hat: sorgfältig und treu mit dem Anvertrauten umzugehen, es fruchtbringend und lebensfördernd zu verwalten (9). Das ist Dienen und Herrschen in einem, ein Handeln so wie Gott es gemeint hat – die Bibel bezeichnet es als Gerechtigkeit.

Doch bekanntlich ist der Faden der Geschichte blutig rot: Eigensinnig haben Menschen ihre Reiche errichtet, ohne Gott die Ehre zu geben. Sie haben sich unter den Nagel gerissen, was sie konnten. Sie haben andere geknechtet, statt sie freizusetzen, haben getötet, statt aufzurichten und zu heilen. Ist Jesus machtlos gegen diesen roten Faden, gegen das Recht des Stärkeren?

Gewaltlos stärker?

Zum Verdruss seiner erfolgshungrigen Anhänger will er nicht Feuer regnen lassen auf Verächter (10). Seine Leute sollen ihren Feinden, die sie ins Gesicht schlagen, auch noch die andere Backe hinhalten und sie lieben (11)! Wenn er nicht zum Schwert greift (12), wie wird er jene überwinden, die das Schwert führen?

Kleiner Haufen

Offensichtlich will Jesus nicht so zum Sieg kommen, nicht so Herrscher werden und sein. Woher aber hat er die fast unheimliche Zuversicht, dass Gott sich gegen alles Zerstörerische und Lebensfeindliche durchsetzen wird? Dem Satan, der es inspiriert, hat er in der Wüste widerstanden (13). Er sieht ihn – und sagt es auch seinen Freunden, die die Vollmacht des Heiligen Geistes erleben – vom Himmel fallen wie einen Blitz (14).

Die Anhänger sind wenige und müssen kämpfen, aber er sichert ihnen eine helle Zukunft zu: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde, denn es hat eurem Vater gefallen, euch das Reich zu geben“ (15). Der Vater gibt das Reich; Jesus verwirklicht es bereits, indem er seine kleine Herde lehrt, aus dem zu leben, was der Vater gibt, und es dienend vorlebt.

Kein leichter Weg

Seine Freunde haben sich kompromisslos darauf einzulassen: „Wenn einer mir auf meinem Weg folgen will, verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich, Tag für Tag, und so folge er mir! Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, wird es retten. Denn was hilft es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sich selbst verliert oder Schaden nimmt?“ (16).

Zuerst dienen…

Mit Gottes Reich stellt Jesus die Werte auf den Kopf – es kann nicht mehr um Erfolg und Karriere gehen: „Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden“ (17). Das Reich ist noch im Kommen; wer künftig mit Jesus herrschen will, hat jetzt zu dienen, wie er es tut: „Der Grösste unter euch soll euer Diener sein“ (18). Durch dieses Dienen kommt das Reich seiner Vollendung näher.

…bis zum grossen Tag

Die künftige Vollendung ist gewiss: Jesus wird vom Himmel kommen als Herrscher über alle, die Menschen richten und die Welt erneuern (19). Die Vollendung zeichnet sich bereits ab, wenn Menschen wie Jesus dienen. Denn darin schimmert seine Würde, die Würde des Diener-Königs durch. Wie lange dieser Vorlauf noch dauert, lässt Jesus offen – ja, er weiss es selbst nicht (20). Bis zum Tag seines Zurückkommens vom Himmel haben sich die Christen als Diener zu üben und jederzeit bereit zu sein für ihn: „Ihr sollt Menschen gleich sein, die auf ihren Herrn warten, um ihm, wenn er von der Hochzeit aufbricht und kommt und anklopft, sogleich zu öffnen (21).

Der Tod von Jesus am Kreuz ist nicht sein Scheitern. Am dritten Tag erweckt Gott ihn zum Leben – Leben einer neuen, ewigen, einzigartig kraftvollen Qualität (22). Der Apostel Paulus drückt am Ende einer ebenso erfolgreichen wie leidvollen Laufbahn aus, dass er alles gegeben hat, um an der künftigen Herrlichkeit des Königs Jesus teilzuhaben (23):

„Zuverlässig ist das Wort:
Sind wir mitgestorben, so werden wir auch mitleben.
Halten wir stand, so werden wir auch mitherrschen.
Verleugnen wir ihn, so wird auch er uns verleugnen.
Werden wir untreu, so bleibt er doch treu,
denn er kann sich selbst nicht verleugnen.“

(1) Der Prophet Jesaja lebte 700 Jahre vor Jesus und sah voraus (25,8): „Den Tod hat er für immer verschlungen, und die Tränen wird Gott der Herr von allen Gesichtern wischen.“ Er sagte das gerechte Reich des Friedens an, 9,1-6; 11,1-10, ebenso Gottes Gericht über Stolze und Frevler, 2,6-22, und gewalttätige Unterdrücker, 10,5-19.
(2) Lukas 4,18
(3) Matthäus 4,17.23
(4) Matthäus 7,27; 8,27; 9,8
(5) Matthäus 5,45
(6) Für Heuchelei ist kein Platz mehr, Lukas 18,9-14, auch nicht für oberflächliches Frömmeln, Matthäus 6,5.16; 23,25-28.
(7) Matthäus 6,9-10
(8) Der Hebräerbrief, der die Dimensionen von Jesus auszuloten sucht, zeichnet ihn als Sohn und Erben Gottes, 1,1; 3,6, als Diener und Leidenden, 5,8; 10,7, als Priester und Bürgen des besseren Bundes, 7.1-10-18, und als Überwinder und Herrscher, 12,2.3.
(9) Das war bereits im Paradies der Auftrag an Adam, 1. Mose 2,15. Jesus erzählt die Geschichte von den Menschen, denen ein Rebberg zur Pacht überlassen wird, Matthäus 21,33-43.
(10) Lukas 9,55: verwundert es, dass die Jünger, auch frustriert von der römischen Übermacht im Land, ‚überirdische’ Waffen testen möchten?
(11) Matthäus 5,39.44
(12) Bei seiner Verhaftung weist Jesus Petrus, der das Schwert zieht, zurecht: Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen, Matthäus 26,52.
(13) Lukas 4,1-13
(14) Lukas 10,18
(15) Lukas 12,32
(16) Lukas 9,23-25
(17) Lukas 17,14
(18) Matthäus 23,11. Jesus macht es vor, indem er seinen Freunden – als ihr Meister und Herr – die Füsse wäscht, Johannes 13,1-17.
(19) Matthäus 24-25, besonders 24,35, Offenbarung 21. Der Apostel Paulus hält fest: „Er soll herrschen, bis Gott ihm alle Feinde unter die Füsse gelegt hat. Als letzter Feind wird der Tod vernichtet“, 1. Korintherbrief 15,25.26.
(20) Matthäus 24,36
(21) Lukas 12,36
(22) Die Briefe des Apostels Paulus sind durchdrungen von der Begegnung mit dem Auferstandenen, die er selbst hatte, Apostelgeschichte 9. Die Verwandlung in der Auferstehung beschreibt er mit dem Bild des Samens und der Frucht: „Gesät wird in Niedrigkeit, auferweckt wird in Kraft. Gesät wird ein natürlicher Leib, auferweckt wird ein geistlicher Leib“, 1. Brief an die Christen in Korinth 15,43.
(23) Im zweiten Brief des Paulus an seinen Mitarbeiter Timotheus, 2,11-13.

Datum: 27.02.2009
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

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