Jugendleiter

Coach, Gruppenführer und vor allem Vorbild

Standhaft und geduldig gehen sie mit den unberechenbaren Emotionen der jungen Menschen. Zwei Jugendarbeiter berichten über ihren Alltag.
Franziska Rüegsegger und Samuel Müller

"Die Hälfte meiner Arbeitszeit als Jugendarbeiterin verbringe ich alleine in meinem Büro", sagt die 33-jährige Franziska Rüegsegger. Selbstkompetenz sei eine wichtige Charaktereigenschaft für Jugendarbeiter. Neben der Arbeit, Jugendliche zu betreuen, bestehen die Aufgaben eines Jugendarbeiters aus Organisieren von Events, Programmen und Lagern. Sie müsse immer wieder Initiativen ergreifen, um etwas bewegen zu können, erzählt die IGW-Studentin aus Thun.

Aufgaben im Wandel

Rüegsegger, die Jugendressortleiterin des Evangelischen Gemeinschaftswerkes (EGW), sagt, dass der Beruf der Jugendarbeiter bei jungen Menschen nicht mehr so euphorisch aufgenommen wird wie zu Beginn der Jugendarbeit. Die Aufgaben im Bereich Jugendarbeit seien im Wandel. Während Pioniere in ihrem Beruf als "Showman" oder "Alleskönner" aufgetreten seien, werde heute Jüngerschaft zu einem immer wichtigeren Faktor. "Es braucht zunehmend Beziehungstypen, die Freude daran haben, junge Menschen zu begleiten, zu betreuen, zu coachen und mit ihnen im Alltag den Glauben zu teilen."

Zeit zum Auftanken

Die ehemalige Primarlehrerin erzählt, dass es einen besonderen Lebensstil für ihren Beruf braucht. Ein Grossteil der Arbeit falle auf Abende und auf die Wochenenden. Die Abgrenzung von den Emotionen der Jugendlichen sei nicht immer einfach. Rüegsegger achtet darauf, dass sie Kontakte ausserhalb der Gemeinde pflegen kann. "Ich muss mir bewusst Zeit für Privates nehmen, damit ich auftanken kann. Grundlage meiner Arbeit ist meine eigene gelebte Beziehung zu Gott", fügt die Jugendarbeiterin an. Wichtig sei es in ihrer Vorbildfunktion, transparent zu sein und in Krisen auch Gebete und Hilfe von Mitarbeitern anzunehmen.

Wissen und Charakterbildung

Samuel Müller, Jugendarbeiter der reformierten Kirchgemeinde Steinmaur-Neerach, legt Wert darauf, im Team zu arbeiten. "Alleine steht man schnell an. Jede Person hat andere Gaben, mit welchen man sich in einem Team ergänzen kann." Das Wichtigste an seinem Beruf ist für Müller die Liebe zu Gott und den Jugendlichen sei. In seiner dreijährigen Ausbildung in praktischer Theologie am Institut für Gemeindebau und Weltmission (IGW) vermittelten die Dozenten viel Wissen, die Charakterschulung hat der 25-jährige Jugendarbeiter jedoch praktisch in der Leiterschaftsschule der Hillsong Church in Australien erlebt. "Diplome sind für mich nicht von erster Priorität, viel wichtiger ist die Begabung, Jugendliche zu motivieren und zu ermutigen." Alles Wissen nütze nichts, wenn sich der Glauben im Leben nicht spiegle, fügt der gelernte Gemüsegärtner an.

Jeder kann andere motivieren

Ein Jugendarbeiter habe keinen Grund, anders zu leben als andere Christen: Schwächen gehörten zu den Menschen, und Integrität müsste das Ziel jedes Christen sein. "Unterschiede sollte man im Leben für Jesus keine machen, weil man Jugendarbeiter ist", erklärt Müller. Jeder Christ sei durch den Glauben ein Vorbild. Gerade in Momenten des Versagens wird dem Jugendarbeiter Gottes Liebe und Gnade neu bewusst. "Als Leiter trage ich Verantwortung und bin ein Vorbild, ohne perfekt sein zu müssen. Wenn ich selber durch den Prozess von Vergebung und Befreiung gehe, werde ich stärkere Liebe für die Jugendlichen und deren Nöte haben."

Der Traum des Jugendarbeiters aus Steinmaur ist, in seiner Region eine Kultur entstehen zu lassen, in der es normal ist, dass man mit Jesus im Alltag lebt. "Eine Prägung der Gesellschaft ist notwendig, es muss sich niemand für den Glauben an Jesus Christus schämen", kommentiert Müller. Der Jugendarbeiter ist zudem überzeugt, dass es in einer Gemeinde nicht auf die Anstellung eines Jugendarbeiters ankommt. Es brauche Leute, die sich motiviert in die Jugend investieren, ob dabei ein Lohn ausbezahlt werde oder nicht.

Autorin: Jolanda Gentsch

Datum: 04.04.2008
Quelle: ideaSpektrum Schweiz

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