Kinder und Jugendliche geraten vermehrt in Dialer-Fallen

Dialer Fallen

Es hat sich bei Kindern und Jugendlichen herumgesprochen: "lästige" Hausaufgaben lassen sich per Mausklick aus dem Internet herunterladen. Was die Kids dabei nicht beachten: oft werden dadurch teure Dialer-Nummern geschaltet - die Folgen sind hohe Telefonkosten.

Vom 1. April an sind in der Schweiz Dialer mit den hochtarifierten Nummern 0900, 0901 und 0906 grundsätzlich verboten. Das hat das Schweizer Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) bekannt gegeben. Grund für diese einschneidende Massnahme sei der massiv angestiegene Missbrauch teurer Dialer in der Schweiz. Zugleich will das BAKOM Verbraucher mit einer gross angelegten Informationskampagne verstärkt über teure Mehrwertdienste aufklären.

Verbraucherschützer begrüssten in ersten Reaktionen das Dialer-Verbot für die Schweiz. Marianne Meyer, Generalsekretärin des Westschweizer Konsumentenschutzes (FRC), machte allerdings deutlich, dass es damit noch nicht getan sei. Vielmehr müssten sich auch die rechtlichen Rahmenbedingungen zugunsten der Verbraucher ändern. „Es gibt noch viel zu tun“, sagte sie.

Ein Sprecher der Fernmelde-Diensteanbieter betonte, dass es bereits seit Oktober 2003 eine Branchenvereinbarung gegen den Missbrauch teurer Nummern gebe. Erst vor wenigen Wochen hatten auch die drei grossen Schweizer Telefongesellschaften Orange, sunrise und Swisscom (Fixnet, Mobile, Enterprise Solutions) bekannt gegeben, dass sie verstärkt gegen Abzocke mit Mehrwertdiensten und –Dialern vorgehen wollen.

Infoblätter für Verbraucher

Um Verbraucher besser über Mehrwertnummern wie 0900, 0901 und 0906 aufzuklären, hat das Bundesamt für Kommunikation heute Informationsbroschüren herausgegeben. Darin kann nachgelesen werden, was es mit den teuren Nummern auf sich hat, welche Regeln für sie gelten und was bei Missbrauch zu tun ist. Die Entwürfe der Broschüren waren vor der Veröffentlichung technischen Laien zur Verfügung gestellt worden um zu überprüfen, ob die Informationen verständlich aufbereitet sind. Das gesamt Informationsmaterial kann auch unter der Adresse www.bakom.ch/0900 abgerufen werden.

Trotz neuer Schutzgesetze gegen Telefon- und Internet-Dialerfallen können Internet-Nutzer nach wie vor in Schwierigkeiten geraten. Dies kann hohe finanzielle Kosten zur Folge haben. Besonders gegen Kinder und Jugendliche ist eine neue Kampagne gerichtet: Dabei machen sich die Betrüger das Verhalten der Kinder zu eigen, dass Kids oft nur ungern Hausaufgaben erledigen. Da mittlerweile das Internet vermehrt Homepages anbietet, auf denen Hausaufgaben heruntergeladen werden können, kommen diese Seiten für die Dialer-Platzierungen wie gerufen.

Extrakosten für Hausaufgaben

Die oft ahnungslosen Kids merken kaum, dass sie mit der harmlosen Eingabe der Buchstaben "OK" nicht nur ihr Einverständnis für das Herunterladen, sondern auch für das Einrichten von Dialern geben. Dabei verschweigen Anbieter häufig erst einmal, welche Extrakosten bei der Hausaufgabenrecherche entstehen.

Der Weg aus diesem Dilemma ist vielschichtig: Einerseits kann die rechtliche Seite geprüft werden, anderseits steckt hinter dieser Gesamtlage vielmehr ein gesellschaftliches Problem. Eltern nehmen sich - aufgrund ihrer eigenen Karriere - immer weniger Zeit für ihre Kinder. Diese fühlen sich mit den Hausaufgaben allein gelassen und suchen den einfachsten Weg heraus der Schulverpflichtung. Da kommt das Internet mit seinen Möglichkeiten gerade recht.

Mediale Erlebniswelten locken

Anderseits wollen viele Kinder auch keine Zeit für die eigenen - kreativen - Hausaufgaben aufwenden. Die kindumworbene Mediengesellschaft ruft: Interaktive Spiele und Fernseher bieten seidenweiche Unterhaltung bis zum Umfallen. Neuere Untersuchungen belegen dann auch, was sowieso schon jeder ahnt: Auf den vorderen Plätzen der täglichen Freizeitaktivitäten der Kinder stehen mediale Erlebniswelten und hier vor allem das Fernsehen. Diese gesellschaftliche Schieflage kennen natürlich auch die Dialer-Abzocker. Sie "helfen" den "Fernsehkids" somit, nach dem Download der Hausaufgaben so schnell wie möglich wieder an den Fernseher oder Gameboy zu kommen.

Eltern, die die Internetaktivitäten ihrer Kids nicht mehr unter Kontrolle haben, bemerken die kindlichen Internetausflüge oft erst bei der monatlichen Telefonabrechnung. Doch bleibt das ethische Umdenken bei Eltern und Kids sicherlich der bessere - und vor allem sinnvollere - Weg aus dem Dialer-Dilemma. Den Kindern von heute ist zu wünschen, dass sie wieder Interesse bekommen, ihre eigenen Aufsätze zu schreiben. Damit haben die Erwachsenen von morgen die beste Chance, in der herausfordernden Leistungsgesellschaft zu bestehen.

Quellen: Kep/BAKOM/Livenet

Datum: 06.02.2004

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