Gewaltprävention

Christliche Impulse für Respekt

Hooligans, schwarzer Block, Prügel gegen Wehrlose: Gewalttäter haben weniger Hemmungen; die Brutalität nimmt zu. Zürich will mit dem Plakat-Slogan «Fertig Puff!» Zeichen gegen Jugendgewalt setzen. In Berlin gibt die Polizei Gewaltpräventions-Kurse. Was können Christen beitragen?
Gewalt
Hooligans

Während zehn Jahren haben sich Kirchen auf allen Kontinenten mit zahlreichen Aktivitäten für ein gewaltloses Zusammenleben eingesetzt. Doch hat die Bereitschaft zum brutalen Dreinschlagen unter Jugendlichen in unseren Breitengraden zugenommen. Manche kennen laut dem Zürcher Psychologen Allan Guggenbühl keine Tabus und verletzen andere auch am Kopf. «Einzelne Jugendliche kommen in eine Art Gewaltrausch und behaupten sogar, Gewalt sei geiler als Sex», sagte der Buchautor in einem Tages-Anzeiger-Gespräch. «Vielen ist nicht bewusst, was sie tun.» Während Statistiken einen Rückgang der Jugendgewalt verzeichnen, erschrickt die zunehmende Brutalität.

In brenzligen Situationen überlegt handeln

Timo Hartmann von der Präventionsstelle des Landeskriminalamtes Berlin gibt Pendlerinnen und Schülern, Vereinen und Gruppen Ratschläge fürs Verhalten in brenzligen Situationen. Angst kann hilfreich sein, hält er fest – man soll sein Bauchgefühl wahrnehmen. Menschen, die gefährlich wirken, sind zu meiden. Zudem, so Hartmann, gilt es früh zu handeln, nicht erst einzuschreiten, wenn es zu spät ist. Agieren statt reagieren, empfiehlt der Präventionstrainer: selbstbewusst handeln und Unerwartetes tun.

Erziehung zum Respekt…

Gewalt tut nicht nur weh, sondern missachtet die Würde des Anderen. Erziehung zum Respekt vor dem Mitmenschen – auch dem, der ganz anders aussieht und lebt – ist darum ein wesentlicher Baustein der Gewaltprävention. Sie kann sich stützen auf das christliche Wertesystem, an dessen Ursprung Jesus Christus steht. Mit einem christlichen Verständnis des Lebens und menschlicher Beziehungen kann Prävention früher und besser greifen. Vier Punkte:

…mit Jesus als Vorbild

1. Jesus ist das Vorbild für gewaltloses Handeln, Wertschätzung und Respekt. Er nahm Mitmenschen mit all ihren Bedürfnissen ernst und manipulierte keinen. Er verachtete weder Schwache noch Leute, die sich nicht zu helfen wussten, und gab Krüppeln und Ausgeschlossenen eine neue Chance. Vom Vorbild von Jesus inspiriert, sollen Bürgerinnen und Bürger Beziehungen zu Gefährdeten aufbauen, um sie auf andere Gedanken zu bringen und rücksichtsvolles Verhalten zu fördern.

Der Gewaltspirale wehren

2. Die Bereitschaft zur Gewalt nährt sich manchmal aus Frustration und Überdruss über die unbefriedigende Situation, in der man selbst oder die Gruppe steckt. Mit Gewalt kann sich eine Clique Aufmerksamkeit sichern (Gaffer!) und dem öden Alltag zwischendurch entkommen. Gewisse Gruppen rechtfertigen Gewalt ideologisch als Kampf gegen ein ungerechtes System.

Jesus gehörte zu einem Volk, das von einer Besatzungsmacht brutal geknebelt wurde. Er lehnte aber Anschläge oder andere Formen der Gewalt ab. «Alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen», sagte er seinen Anhängern in einer Krise (Die Bibel, Matthäus, Kapitel 26, Vers 52). Schon vorher hatte er ihnen eingeschärft, dass sie ein Gegenmodell zur Gewalt entwickeln sollten: «Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker unterdrücken und die Grossen ihre Macht gegen sie einsetzen. Unter euch soll es nicht so sein, sondern: Wer unter euch gross sein will, sei euer Diener, und wer unter euch der Erste sein will, sei euer Knecht» (Matthäus, Kapitel 20, Verse 25-27).

Jesus machte deutlich, dass Aufbegehren mit Gewalt in eine Gewaltspirale führt. Nicht von ungefähr sind es Staaten mit christlichem Wertefundament, die am erfolgreichsten gewaltlose Formen der Konfliktlösung entwickelt haben und umsetzen. An sozialen Brennpunkten ist jedoch mehr zu tun, damit labile Jugendliche nicht viele Jahre ohne Perspektive bleiben. Dem Staat ist aufgegeben, Gewalttätern entschlossen entgegenzutreten, Vergehen zu bestrafen und von Gewalttätigkeit abzuschrecken. Zugleich hat er allen Grund, eine Kultur der Gewaltlosigkeit (im öffentlichen, privaten und virtuellen Raum) zu fördern. Christen sollten sich an solchen Bemühungen der Zivilgesellschaft beteiligen.

Verhaltenstraining genügt nicht

3. Gewalt hat nicht nur mit äusseren Umständen, sondern mit inneren Neigungen der Menschen zu tun. Bestimmend fürs Verhalten ist nach einem unverblümten Satz von Jesus das Herz: «Aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsches Zeugnis und Lästerung» (Matthäus 15,19). Daher greift Gewaltprävention zu kurz wenn sie sich auf Bildung, Appelle und Verhaltensregeln für bestimmte Situationen beschränkt. Es geht um eine Änderung des Herzens, der grundlegenden Ausrichtung. Dies ist möglich: Laut der Bibel können Menschen umkehren und sich von Gott im Kern erneuern lassen. «Wenn also jemand in Christus ist, dann ist das neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden», beschrieb der Apostel Paulus die Auswirkung dieser Erneuerung (2. Korinther, Kapitel 5, Vers 17).

Statt sich mit Gewalt und Handlungen auf Kosten anderer abzureagieren können Menschen sich wandeln und einen von Rücksicht und Selbstbeherrschung geprägten Lebensstil einüben. Die Mahnungen von Paulus beziehen sich auch auf verbale Gewalt: «Legt ab die Lüge! … Wer stiehlt, stehle nicht mehr, sondern arbeite und tue etwas Rechtes mit seinen Händen… Kein hässliches Wort komme über eure Lippen… Alle Bitterkeit und Wut, Zorn, Geschrei und Lästerrede sei verbannt aus eurer Mitte, samt allem, was böse ist!» (Epheser, Kapitel 4, Verse 25-32).  

Die stärkste Motivation

4. Jesus litt an der Gewalt und kam, obwohl er sich nichts hatte zuschulden kommen lassen, auf gewaltsame Weise zu Tode. Gott stellte sich zu ihm, indem er ihn aus dem Grab auferweckte und ihm unzerstörbares Leben gab. Christen glauben, dass durch die Hinrichtung von Jesus die Macht des Bösen, die sich in Gewalt auslässt, grundsätzlich gebrochen wurde. Die Auferweckung von Jesus ist die nachhaltige Motivation für den Kampf gegen Gewalt: Jesus hat auf gewaltlose Weise die Gewalt prinzipiell überwunden.

Jesus kennenlernen

Datum: 03.06.2011
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

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