USA

«Leg den iPod weg und nimm dein Kreuz auf dich»

Nach Reagan, Bush, Clinton und Bush hinterfragen mehr US-Evangelicals ihre Prägung - und wie Kirche in der konsumversessenen Gesellschaft Kirche bleibt. Was ist verloren gegangen?
«Simply Me»: Authentisch mit dem Autokennzeichen?
Worship: Verlangen nach dem umfassenden Erlebnis.
Markant – und eine erneuernde Kraft? Kirche im Ostküstenstaat Virginia.

Zwei von drei jungen Amerikanern sehen bei den Vorfahren bessere Werte, unter anderem mehr Respekt vor anderen und eine solide Arbeitsethik. Gemäss den Meinungsforschern des Pew Research Center empfinden die jungen US-Bürger bei sich ein Manko: dass sie die von den Vorfahren gesetzten Standards verfehlen.

Wunsch nach Akzeptanz

Collin Hansen, Redaktor des Magazins Christianity Today, stellt eine These des christlichen Bloggers Matthew Lee Anderson dazu. Danach distanzieren sich jüngere Evangelicals von konservativen Bewegungen, denen die Elterngeneration Gehör schenkt, und strampeln, um im Mainstream anzukommen. Bei den Jungen herrsche der Eindruck vor, die Älteren hätten sich von Predigern ins Abseits führen lassen und Endzeit-Bücher (die Finale-Serie von La Haye/Jenkins) verschlungen, statt gegen Armut und Rassismus anzutreten. Der Theologe Anderson ist besorgt, dass junge Christen den letzten Dingen, der Eschatologie, überhaupt den Rücken kehren, um in ihrer Kultur mitschwimmen zu können.

Eigentliche Fragen aus dem Sinn?

Im Nein zu überkommenen moralischen und Endzeit-Fixierungen, so Anderson, drohen junge Evangelikale in den USA ihre ureigenen Probleme auszublenden: das Unbehagen in einer tendenziell masslosen, dem individuellen Genuss frönenden Konsumgesellschaft. Wenn die jungen Christen nicht angeleitet würden zur Wertschätzung der Bibel, zu einer ganzheitlichen Spiritualität und einem kirchlichen Leben zur Ehre Gottes, könnten die begabtesten und sensibelsten unter ihnen sich von der Bewegung entfernen.

Authentisch leben - aber wie?

Der bekannte Theologe Francis Beckwith sieht in der Entwicklung ebenfalls die Gefahr, dass junge Evangelikale ablehnen, was ihre Eltern hochhalten, um den Glauben unbeschwerter «authentisch» zu leben. Doch, so Beckwith, «wenn du eine authentische, wirkliche Person sein willst, dann leg deinen iPod weg und nimm dein Kreuz auf dich».

Anderson hat in einem zweiten Essay betont, dass konstruktive Kritik und Reform Loyalität voraussetzt. Ob Evangelicals nun sich auf Kultur und Gesellschaft einlassen wollten, ob sie sie neu schaffen oder verwandeln wollten - sie würden in jedem Fall fremden Einflüssen Terrain zugestehen. «Wenn die Kirche keine Kultur ist, existiert sie nur in Bezügen und als Antwort auf säkulare Vernunft - und als solche wird sie (die Kirche; Red.) nicht fähig sein, ihrer Herrschaft zu entgehen.» Anderson plädiert dafür, dass die Kirche sich als (Gegen-)Kultur versteht und zum überlieferten ‚Christentum‘ steht - so würden Kultur und Politik des Landes sich eher an Gottes Wort orientieren.

Lebensstil prüfen

Collin Hansen bilanziert, dass Christen ohne die überlieferten Kernstücke des Glaubens, ohne Taufe und Abendmahl zwar vorübergehend Aufsehen erregen, aber nicht viel für Gottes Reich ausrichten können. Doch sollten die jüngeren Evangelicals nicht angeschwärzt werden: «Richtig aufgenommen, inspiriert ihr Eifer den Rest von uns, unsere Lebensstile am Evangelium zu prüfen.»

Link zum Thema: Collin Hansen: The Case for Christendom


Quelle: Livenet / Christianity Today

Datum: 28.08.2009
Autor: Peter Schmid

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