„Wir bewegen etwas“

Selbstbewusster ICF-Linder auf DRS 1

Was immer man über den ICF denken mag – seine Vertreter verkaufen sich gut. Und zeigen in den Medien auf, wie auch andere (Frei-)Kirchen Profil gewinnen könnten. Das neuste Beispiel lieferte Daniel Linder, Pressesprecher des ICF Zürich, am Gründonnerstag auf Radio DRS 1.
Daniel Linder
„Ein bisschen laut“: Die Live-Band in der celebration hall des ICF Zürich
Begeisterung: Der ICF-Chor im Gottesdienst
Event-Gottesdienst: Tänzerinnen

Zur besten Sendezeit, mittags um eins, sprach Sonja Hasler mit Linder und mit Matthias Girgis, dem reformierten Jugendpfarrer in Winterthur. Die Befragerin liess kaum ein heikles Thema aus (Sektenvorwurf, Abhängigkeit schaffende Strukturen, Homosexualität). Mit knappen Fragen und spitzen Vergleichen („der Pastor auf der Bühne wie Michael Jackson“) hielt sie das Gespräch in Schwung.

Der ICF-Mann nutzte die Gelegenheit, um selbstbewusst und locker die Ziele und Vorzüge der erfolgreichen jungen Freikirche zu erläutern. Mit hübschem Understatement äusserte er, die Musik sei „für gewisse Leute ein bisschen laut“ und man versuche da „ein Mittelmass zu finden“.

Linder brachte auf den Punkt, worum es den ICF-Gestaltern geht: „Wir wollen Menschen mit Gott verknüpfen.“ Und er war nicht verlegen, als Hasler fragte, was denn vom sonntäglichen Event-Gottesdienst am Montag übrigbleibe. Die Jungen nähmen die Gewissheit mit, sagte Linder, „dass es Gott gibt und dass er mitkommt in den Alltag als ein Freund, auf den man sich verlassen kann“.

„Gott ist sehr klar“

Differenziert ging der studierte Jurist auf die Fragen zum kantigen Profil der Freikirche ein, deren Leiter des autoritären Gehabes bezichtigt werden. „Wir glauben, Gott ist sehr klar“, äusserte Linder, „aber das Umsetzen ins Leben ist nicht so klar – und da wollen wir helfen.“

Viele Jugendliche seien durch die Vielfalt der Möglichkeiten in der no-limits-Gesellschaft überfordert und verlangten nach Orientierung: „Ein klares Ja oder Nein – das suchen die Leute bei uns.“ ICF biete Entscheidungshilfen an, doch was der Besucher daraus mache, sei schliesslich seine Sache.

Matthias Girgis will in den Winterthurer Gottesdienste für Jugendliche ein Kontrastprogramm zum ICF bieten. Er sprach etwa davon, dass es sich lohnt, zur Klärung des Glaubens eine lange Zeit des Suchens auszuhalten, und betonte das Ja von Gott zu jedem Menschen.

Verschiedene Formen von Kirche machen die Szene attraktiver

Insgesamt ergänzten sich die beiden Kirchenvertreter (Girgis hatte natürlich im ICF „Werkspionage“ betrieben, wie Hasler hübsch einflocht) und gestanden einander die je andere Prägung zu. Es brauche verschiedene Formen von Kirche, meinte Linder, auch neue Formen in der Landeskirche. „Das macht die Kirchenlandschaft attraktiv: dass man wieder eine Wahl hat.“

Als gehörte der Sektenvorwurf zum Pflichtstoff der Medienleute, wurde er auch hier aufgetischt – in abgeschwächter Form allerdings („Ihr schafft Abhängigkeiten wie eine Sekte“). Daniel Linder vermied ein hartes Nein, bezeichnete vielmehr den Sektenbegriff als nicht eindeutig und die Einschätzung als Anssichtssache. „Ich denke, wir bewegen etwas. Wir nehmen Standpunkte ein.“ Heute stehe man damit im Gegenwind des Zeitgeistes. Aber die jungen Besucher wünschten klare Positionen.

„Geistliche Heimat“

Deutlich wurde beim ICF-Sprecher, dass viele Jugendliche feste Beziehungen suchen, ein Netz von Freunden, in dem sie aufgehoben sind. Linder sprach ihre Sprache: „Ich soll wissen können, wo ich hingehen kann mit meinen Problemen, wo mir geholfen wird, mit wem ich das Leben teilen kann.“ Viele junge Menschen wollten sich weder ihren Eltern anvertrauen, noch hätten sie einen Seelsorger in den etablierten Kirchen. Hier biete der ICF „geistliche Heimat“ an.

Dem Vorwurf, junge Menschen würden vereinnahmt, begegnete Linder, indem er auf die Motivierung im ICF hinwies. Die Teilnehmer würden aufgerufen, selbst einen Beitrag zu leisten: „Jeder hat etwas zu bringen“.

Datum: 15.04.2004
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

Publireportage
Werbung
Livenet Service
Werbung