www.seelsorge.net

Rat und Zuspruch per Mail und SMS

Das Leben ist nicht immer einfach; manchmal wächst es einem über den Kopf. Im Internet gibt’s Leute, die „zuhören“ und Seelsorge anbieten. Auch über SMS sind die Ratgeber, Frauen und Männer, erreichbar; die Nummer lautet 076 333 00 35.
Helfer im Netz: Pfarrer Jakob Vetsch (links) und Jörg Weisshaupt
Alter Schatz, neue Form: Die Stadtzürcher Kirchen haben der Internet-Seelsorge auf die Beine geholfen.
Jakob Vetsch und Jörg Weisshaupt an der Kirchensynode im Zürcher Rathaus

Jörg Weisshaupt arbeitet in der SMS-Seelsorge seit 1999 als Berater, jetzt als Master mit. Er staunt immer wieder, wie auf diese niederschwellige Weise geholfen werden kann: «Wir ermutigen Menschen, Konflikten nicht auszuweichen, sondern Verantwortung zu übernehmen und professionelle Hilfe aufzusuchen.»

Da, wenn man sie braucht

Eine Person rückte nach vielen SMS, in denen Frust über Beziehungsprobleme herüberkam, endlich mit ihrer eigentlichen Not heraus und war dann auch bereit, sich von einer Fachstelle helfen zu lassen. „Wir verstehen uns nicht als Therapiestelle“, sagt Jörg Weisshaupt im Gespräch mit Livenet, „sondern als Begleiter. Unser Kontakt zu dieser Person geht weiter; wir sind froh, dass sie nun in Obhut ist“.

Direkt – und schnell

Wöchentlich gehen 20-40 erstmalige Anfragen per Mail und per SMS ein. Der Master verteilt die Anfragen an die rund 30 ehrenamtlichen Mitglieder des Seelsorgeteams, die innert weniger Tage antworten (bei SMS 24 Stunden).

Damit ist die Sache oft nicht abgeschlossen: Viele nehmen nach Wochen oder Monaten wieder Kontakt auf, manche melden sich täglich. Diese weiteren Mails und SMS machen ein Vielfaches der Erstantworten aus. Seit 1995 wurden mehr als 11'000 Anfragen beantwortet.

Landeskirche steigt ein

Die Zürcher reformierte Landeskirche beteiligt sich neu an der Trägerschaft der Internet-Seelsorge, die Schweizer Pfarrer, BeraterInnen und Psychologen schon seit acht Jahren leisten. Für das Engagement der Pioniere um Pfarrer Jakob Vetsch gab es am Dienstag Applaus in der Kirchensynode.

Die Schweiz ist das Ursprungsland der elektronischen Seelsorge im deutschsprachigen Raum. 1995 starteten Vetsch und sein Freund, der Ingenieur Stefan K.G. Hegglin, das Angebot unter www.seelsorge.net . Der Dienst, später mit der Kurzbriefseelsorge erweitert, wurde zum Vorbild für verschiedene Organisationen.

Mehrsprachig und international

Die Seelsorge leisten fachlich qualifizierte Männer und Frauen, die in den beiden Landeskirchen beheimatet sind. Ihr Motto lautet: „Helfen ohne nach Schuld zu fragen und ohne Dank zu erwarten“. Es geht ihnen um einen Samariterdienst; sie verstehen sich als „Raststätte an der Datenautobahn“, wie es im Bericht des Zürcher Kirchenrats an die Synode heisst. Die Arbeit unterliegt dem Seelsorgegeheimnis. Die Anonymität der Ratsuchenden bleibt gewahrt; bloss die Mail-Adresse bzw. die Handynummer muss gegeben sein.

Die SMS-Seelsorge kann man in den drei Landessprachen Deutsch, Französisch und Italienisch in Anspruch nehmen; im Internet können Fragen in sieben Sprachen gestellt werden, da das Team mit Beratern in anderen Ländern vernetzt ist. Jörg Weisshaupt schätzt, dass die Hälfte der Anfragen von jenseits der Schweizer Grenzen kommt.

Grosszügig: Stadtzürcher Reformierte

Der Seelsorge-Dienst wird schon seit Anfang 1998 im Rahmen eines Vereins geleistet. Gesuche um finanzielle Unterstützung an den Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund und die Bischofskonferenz brachten zuerst nichts ein.

Wesentliche Unterstützung gewährte dagegen der Verband der reformierten Kirchgemeinden der Stadt Zürich. Seine Präsidentin Christine Grünig erkannte die Bedeutung der Arbeit und hat sie seither nach Kräften gefördert. Der Stadtverband hat im letzten Juli eine Defizitgarantie beschlossen und ab 2004 einen Beitrag von bis zu 240'000 Franken zugesichert.

Neuer Internetauftritt geplant

Nun steigen die Schweizer Kantonalkirchen ein. Im Rahmen ihres finanziellen Engagements wird auch die Zürcher reformierte Landeskirche die elektronische Seelsorge mit maximal 38'000 Franken jährlich unterstützen.

Für die Geschäftsleitung sind eine halbe Stelle, für Mailmaster, Messagemaster und Webmaster einmal 20 und zweimal 10 Stellen-Prozent vorgesehen. Als Geschäftsführer wurde auf den 1. April der Elektroingenieur Hanspeter Murbach gewählt. Die Seelsorger selbst arbeiten wie bisher ehrenamtlich und erhalten lediglich eine kleine Spesenentschädigung.

Mit der neuen Finanzierung soll auch mehr Werbung an der Datenautobahn möglich werden.

Diese, das künftige Logo und der neue Internetauftritt werden sich auf die Anzahl eingehender Mails auswirken. Jörg Weisshaupt freuts. «Wir wollen jedoch nicht mit tollen Zahlen beeindrucken, sondern mit hoher Beratungsqualität. Deshalb ist uns ein kontinuierliches Wachstum wichtig.»

Internet-Seelsorge: www.seelsorge.net

SMS-Seelsorge: 076 333 00 35

Datum: 02.04.2004
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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