Konferenzbeschluss

Methodisten wollen neue Gemeinden gründen

Die Methodistenkirche will in der Schweiz neue Gemeinden gründen – und kleine Gemeinden neu beleben. An ihrer Jährlichen Konferenz beschlossen die Delegierten der EMK Schweiz-Frankreich, dafür Mitarbeitende auszubilden und zu beauftragen. Daneben wurden zahlreiche Aspekte des kirchlichen Lebens besprochen.
Die Fachstelle „Bildung und Beratung“ präsentierte der JK ihre Angebote.
Im Abschlussgottesdienst wurde Markus Da Rugna als Ältester ordiniert.
Samuel Humm (am Mikrofon) wurde von Lukas Fankhauser vorgestellt.
„Bruder Bischof“: Heinrich Bolleter und seine Frau Marta wurden mit einer Standing Ovation geehrt – und bekamen eine Leckerlikirche geschenkt.
Bischof Heinrich Bolleter leitet die EMK seit 1989. Im Frühjahr 2006 tritt Patrick Streiff (im Hintergrund) seine Nachfolge an.
Als Spitalmanager gefordert: Fredy Jorns und Jürg Matter.

Vom 9. bis 11. Juni tagte auf St. Chrischona bei Basel die Jährliche Konferenz (JK) der Evangelisch-methodistischen Kirche der Schweiz und Frankreichs unter dem Thema "Jesus – Schlussstein der Gemeinde". Die Tagung der rund 300 Delegierten wurde zum letzten Mal von Bischof Heinrich Bolleter geleitet.

…packen wir’s an!

Das Schwerpunktthema Gemeindegründung nahm fast einen Tag in Anspruch. Eine fünfköpfige Arbeitsgruppe hatte Vorschläge erarbeitet. Eberhard Schilling aus Nürnberg erzählte von eigenen Erfahrungen mit Gemeindegründungen. An den Tischen und im Plenum diskutierten die Vertreter aus den 93 Bezirken der Schweiz und Frankreichs die Anträge und stimmten ihnen schliesslich zu. Die Finanzierung erfolgt über das Projektkonto der Gesamtkirche.

Pfarrer Marc Nussbaumer wird neu zu 20% (in Zusammenarbeit mit Eberhard Schilling) die Schulung von potentiellen GemeindegründerInnen betreiben. Er soll im Sommer beginnen. Ab 2007 sollen Gründungen gestartet werden. Eine Modellrechnung schätzt die Projektkosten bis 2015 auf zwei Millionen Franken.

Neue Gemeinden – im Kongo normal

Als Gast der Konferenz sprach EMK-Bischof Katembo aus der Provinz Südkatanga im Kongo, wo die EMK als grösste protestantische Kirche eine geschätzte halbe Million Mitglieder hat. Um eine Besserung herbeizuführen, kandidieren etliche Pfarrer für ein politisches Amt.

Auf die Frage, ob auch im Kongo das Thema 'Gemeindegründung' eine Rolle spiele, antwortete der Bischof: "An jeder Tagung der Jährlichen Konferenz wird berichtet, wie viele neue Gemeinden entstanden sind." Neue Gemeinden seien im Kongo ein alltägliches Phänomen. Bischof Katembo dankte für die finanzielle Unterstützung der EMK Schweiz-Frankreich.

Die EMK und ihre diakonischen Werke

Das Verhältnis der Kirche zu ihren diakonischen Werken hat in den letzten Jahren in der EMK viel zu reden gegeben. Auf Antrag des Kirchenvorstandes erteilte die JK weiteren neun Häusern den Status eines "Selbständigen Werks der EMK"; darunter sind das Ferien- und Familienhotel Alpina in Adelboden und das Haus Tabea in Horgen.

Zusammenarbeitsverträge mit den neun Werken definieren, in welchem Sinn sie zur Erfüllung des kirchlichen Auftrages beitragen. Die EMK trägt geistliche Mitverantwortung. Die positive Jahresrechnung 2004 der Kirche wurde gebilligt und verdankt.

Neuerungen bei Mitgliedschaft und Amtsverständnis

Die JK befasste sich mit der neuen Kirchenordnung, welche die Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa (Zürcher Sprengel der Methodistenkirche) im April angenommen hatte. Die Neuerungen bezüglich Taufe und Mitgliedschaft werden an der nächsten JK im Juni 2006 besprochen.

Dem Themenkreis "Neue Bezirksstrukturen" sollen sich die EMK-Bezirke an ihren Konferenzen im Herbst 2005 widmen, und die Pfarrer werden das neue Amtsverständnis diskutieren.

Selbstbewusster auftreten

Die Evangelisch-methodistische Kirche besteht in der Schweiz seit 1840 und hat heute rund 13’000 Mitglieder und Freunde und rund 100 Pfarrerinnen und Pfarrer im aktiven Dienst. Die ökumenisch offene EMK arbeitet mit vielen Kirchen zusammen und ist Mitglied des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes.

Zum Auftritt der Schweizer EMK in der Kirchenlandschaft regte Pfarrer Sven Büchmeier an, nicht den Charakter als Freikirche zu betonen, sondern mit der Formel „Wir sind eine in der Schweiz kleine Kirche – weltweit gesehen jedoch eine der Grossen“ zu operieren.

Die Kinder- und Jugendarbeit der EMK läuft unter dem Label Takano. 2004 begannen zwei junge Frauen und zwei junge Männer die neue Ausbildung zu Jugendpfarrern der EMK, welche aus Kursen und Praktikum besteht. Der Gstaader Samuel Humm erzählte von seinen ersten Erfahrungen. Er bat um Offenheit, wenn ein Jugendpfarrer auch einmal etwas ausgefallene Ideen ausprobiert.

Jugendliche: Wo können wir auftanken?

Am Kaderkurs der EMK-Jungscharen verfassten etwas 100 Leiterinnen und Leiter einen offenen Brief an die Jährliche Konferenz. Darin hielten sie fest, JunscharmitarbeiterInnen würden in den Gemeinden oft nur als Leistungserbringer wahrgenommen. Mit der Frage: Wo finden JunscharmitarbeiterInnen in den Gemeinden einen Ort zum "auftanken"? wiesen sie auf ein Defizit hin. Zum Schweizertreffen der Jungschar in Wallwil bei Wangen Ende Juli werden 1200 Teilnehmende erwartet.

Tiefere Hürden für Pfarrer aus anderen Kirchen

Nach längerer Diskussion entschieden die Pfarrerinnen und Pfarrer der JK, dass evangelische Geistliche aus anderen Kirchen der "Gemeinschaft evangelischer Kirchen in Europa" (GEKE, früher Leuenberger Kirchengemeinschaft) nach kürzerer Zeit in die EMK integriert werden können. Voraussetzungen sind ein pastoraler Dienst von mindestens drei Jahren in einer GEKE-Kirche, der Übertritt in die EMK und ein Probejahr. (Bisher wurden drei Probejahre verlangt.)

Die EMK-Pfarrer Fredy Jorns, Direktor des Zürcher Diakoniewerks Bethanien, und Jürg Matter, Leiter des Basler Diakonats Bethesda, legten das Ältestenamt (geistliche Aufsicht) nieder, da sie als Spital-Manager kaum noch Ältestenfunktionen wahrnehmen können. Dies führte zur Frage, ob künftig noch Pfarrer auf Direktionsposten gesetzt werden sollten, wenn sich diese Berufsbilder so sehr unterscheiden.

…dass zusammenwachse, was zusammengehört

In Frankreich wachsen zwei methodistische Kirchen zusammen: die "Union de l`Eglise Evangelique Méthodiste" (UEEM) und die "Eglise Méthodiste de France" (EMF) sind nach der „Verlobungszeit“ nun zur Hochzeit bereit. Die Jährliche Konferenz stimmte der Integration der EMF in die UEEM einstimmig zu; die "neue" Kirche heisst ab Januar 2006 "Eglise Evangelique Méthodiste en France“ (EEM).

Mangel an Theologiestudenten

Das Theologische Seminar der EMK in Reutlingen, neuerdings staatlich anerkannte Fachhochschule, führt Bachelor- und Masterstudiengänge. Dass nur noch ein Student aus der Schweiz am Seminar studiert, treibt die Kirche zu Werbemassnahmen in den Gemeinden.

Ein neuer Internetauftritt und ein neu gestalteter Flyer sind geplant; die Dozenten sollen mehr für die Zeitschrift „kirche+welt“ schreiben. Die Leitung des Seminars geht von Manfred Marquard auf Michael Nausner über.

Der langjährige Studienleiter Patrick Streiff, der zum Bischof gewählt wurde, gibt die Verantwortung für das CMFT (Centre Méthodiste de Formation Théologique in Lausanne) ab.

Standing Ovation für Bischof Bolleter

Die Tagung ging am Sonntag mit einem feierlichen Ordinationsgottesdienst und einem unterhaltenden Nachmittagsprogramm (Parcours auf dem Barfüsserplatz!) zu Ende. Im Gottesdienst wurde Markus Da Rugna zum Ältesten der EMK ordiniert. Den Anlass im Stadtcasino in Basel besuchten gegen 1'000 Personen.

Bischof Heinrich Bolleter stellte seine Predigt unter das Thema "EMK — Eine Miteinander-Kirche wo Christus der Schlussstein ist" und betonte die Vielfalt in der Kirche, die Versöhnung untereinander und die Einheit in Christus. Heinrich Bolleter, der nach 17 Jahren im Amt Ende Mai 2006 in den Ruhestand gehen wird, wurde von den Anwesenden mit einer „Standing Ovation“ gefeiert.

Datum: 17.06.2005
Autor: Peter Schmid

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