30 Tage Gebet: Frauen und Familien in Tadschikistan

Familien in Tadschikistan


Im islamischen Fastenmonat Ramadan beten Christen für Muslime. Heute Infos zu den Frauen und Familien in Tadschikistan.

Heute Abend bekommt Naziras Familie Besuch von dem angesehenen Geschäftsmann Sharif. Am Telefon hat er gesagt, dass er mit dem Vater über ein neues Auto sprechen will, doch Nazira weiß, was der wahre Grund seines Besuches ist. Nazira ist nämlich schon 24 Jahre alt und immer noch ledig. Schon längere Zeit sucht ihre Familie nach einem passenden Mann für sie. Doch das ist gar nicht so einfach. Farud zum Beispiel, der vor 3 Monaten um ihre Hand angehalten hat, war ein dorfbekannter Alkoholiker. Wie er versuchen viele Menschen in Tadschikistan, ihre Sorgen in Alkohol zu ertränken. Auch mit Tohir lief es nicht besser. Er hatte seine erste Frau eine Woche vorher verstoßen. Nazira wäre seine zweite Frau gewesen – nun gut. Die Eltern waren sich schon einig geworden, doch der junge Mann bekam eine schwere Depression. Psychische Erkrankungen sind keine Seltenheit und werden kaum behandelt.

Im Dorf gibt es aber ansonsten nicht viele Männer. Man schätzt die Zahl der tadschikischen Arbeiter in russischen Fabriken auf rund eine Million. Bei nur
7 Millionen Einwohnern ist das eine hohe Zahl. Dazu kommen noch die Opfer des Bürgerkriegs von 1992–1997. Bei den blutigen Auseinandersetzungen starben damals über 70.000 Menschen – zum großen Teil Männer. Zurück im Land bleiben Frauen und Kinder. In den Dörfern Tadschikistans leben sie im Spannungsfeld zwischen den alten Traditionen, dem sowjetischen Atheismus und dem neu aufkommenden Islam.

Christliche Gemeinden gab es schon vor der Unabhängigkeit Tadschikistans. Durch die Umsiedlungspolitik der Sowjetunion kamen auch christliche Volksgruppen in das traditionell muslimische Land. In ihren Versammlungen werden die Gottesdienste deshalb in der Regel auf Russisch gefeiert. Christen mit tadschikischem Hintergrund gibt es nur sehr wenige, auch wenn offiziell Religionsfreiheit existiert. Aus Angst vor radikalen Muslimen werden immer wieder Gesetze erlassen, die kleinen Religionsgemeinschaften – auch Christen – Beschränkungen auferlegen sollen.

Als Sharif abends zu Naziras Familie kommt, zeigt er zunächst Bilder von seinem Haus und seinem Auto. Er ist wohlhabend. Sein Haus hat fast immer fließend Wasser und Strom, sein Auto kommt aus Deutschland. In einem Land, in dem das geschätzte pro Kopf Einkommen bei etwa 250 Euro pro Jahr liegt, ist er eine große Ausnahme. Eines der Statussymbole, die sich Menschen wie er leisten, sind mehrere Ehefrauen. Sharif ist schon zweimal verheiratet, Nazira würde seine dritte Frau. Ermöglicht wird die Polygamie durch die „Nikah“, die schiitische Zeitehe. Die Dauer solch einer Ehe kann zwischen mehreren Stunden und mehreren Jahren liegen.

In Naziras Alter einen Mann zu finden, ist nicht leicht und Sharif ist offensichtlich eine gute Partie. Eltern und Bräutigam einigen sich, die Hochzeit kann noch diesen Monat stattfinden. Alle freuen sich – nur in Naziras Herz ist kein Platz mehr für ihre Träume.

Gebetsanliegen
- Beispiele für gesunde Familien nach Gottes Maßstäben in den Gemeinden.
- Der Wunsch in den Gemeinden, ihre tadschikischen Nachbarn mit dem Evangelium zu erreichen.
- Tadschikische Gemeinden, die in ihrer Sprache Gottesdienst feiern.

Quelle Text und Bild: Deutsche Evangelische Allianz / SEA

Datum: 30.09.2008

Werbung
Livenet Service
Werbung