Beten für die Schweiz

Ueli Haldemann
Frau im Gebet

Ueli Haldemann, von der christlichen Organisation "Gebet für die Schweiz" stand Livenet in einem Interview Rede und Antwort nach dem Sinn und Zweck, sowie der Form des täglichen Gebetes und zum Thema Fasten.

Unter dem Titel "Wenn ihr mein Angesicht sucht... will ich euer Land heilen" lädt die Arbeitsgruppe „Gebet für die Schweiz“ und weitere Bewegungen und Werke am 1. August zum Gebetstag nach Fribourg ein, siehe www.livenet.ch/gebet/ . Grund genug sich einmal mit dem Thema Gebet zu befassen. "Gebet der Schweiz" ist ein überkonfessioneller Verein, hinter dem die verschiedensten Gebetsbewegungen, Werke und Initiativen stehen wie zum Beispiel die Evangelischen Allianzen, Campus für Christus, die Frauengebetskette für die Schweiz, Ministries of Hope, Mut zur Gemeinde, der Landeskirchliche Gebetsbund, die Stiftung Schleife, Target Europe, der Verein Abraham, Women Aglow, das Gebetshaus Bartimäus, Care Phone und weitere christliche Organisationen. Ein Arbeitskreis aus Leitern der verschiedenen Gebetsbewegungen fördert das Miteinander und stellt einen regelmässigen Informationsaustausch sicher. Zusammen werden nationale und regionale Gebetstage geplant, Beter und Beterinnen zu Konferenzen und Tagungen geladen, aktuelle Gebetsanliegen verbreitet und Kontakte zu internationalen Gebetsbewegungen gepflegt. Vierteljährlich erscheint ausserdem ein Informationsblatt zum Thema Gebet. Oberstes Ziel des Vereins ist es, Christinnen und Christen zum Gebet für Volk und Land aufzurufen.

Livenet: Was für einen Sinn hat Fasten und Beten?
Ueli Haldemann: Beim Beten handelt es sich bei Christen um den ganz natürlichen Dialog mit dem Vater im Himmel. Jesus hat diesen Weg mit seinem Tod und der Auferstehung wieder freigemacht. Der Heilige Geist leitet uns im Gebet, überführt uns, ermahnt uns, stärkt uns. Wir können Gott im Gebet alles sagen; ihn anbeten, ihm danken, ihn bitten – aber auch auf ihn hören.

Das Fasten ist eine Glaubenshaltung, mit welcher wir unsere Entschiedenheit zusätzlich ausdrücken. Mit dem Verzicht auf andere weltliche Dinge konzentrieren wir uns ganz auf Gott. Und dies nicht, weil wir Gott etwas zu geben haben, sondern weil wir wissen, was er uns zu geben hat. Dahinter steckt auch die Sehnsucht, im Gebet ganz durchbrechen zu können.

Was kann man mit Gebet alles erreichen?
Das Gebet als solches ist nicht Selbstzweck. Wir können Gott nicht Eindruck machen oder ihm eine Leistung vorweisen. Alles empfangen wir aus Gnade von Gott. Mit dem Gebet verändert sich auch unser Charakter. Man kommt mit seinen Nöten zu Gott und demütigt sich. In dieser Haltung der Bedürftigkeit verändert sich unser Herz. Die persönliche Veränderung ist wichtiger als materielle Gunst, da sich auch die Wertvorstellungen verändern. Unser Vater im Himmel will uns auch materiell segnen, mehr aber liegt ihm daran, dass wir ein neues weiches Herz bekommen und neuen Menschen nach seinem Herzen werden.

Erfüllt Jesus jedes Gebet?
Kein Gebet wird nicht erhört. Manchmal dauert es länger, bis wir eine Antwort sehen. Gott schenkt vielleicht einmal auch nur eine Teillösung. Es geht dem Herrn mehr darum, dass wir Geist erfüllte Menschen werden. Menschen, die wissen, dass Gott alles in den Händen hat und dass ihm alles möglich ist. Wir sollen vertrauen lernen, dass er keine Fehler macht. Wenn manchmal Gebete scheinbar unerhört bleiben, dann ist auch dies ein Sprechen Gottes. Er will uns seine Gedanken mitteilen, uns tiefer hinein führen in das Verständnis seiner Sichtweise. Wenn wir wie Babys immer gefüttert würden bei jedem Schreien, hätten wir keinen Anreiz und würden uns nicht weiter entwickeln.

Gibt es besondere Arten des Gebets? Wenn ja, welche?
Ja, einzele Fürbitter/innen oder Gruppen beten für ganz verschiedene Zielgruppen oder Zielgebiete. Anliegen, die ihnen besonders auf dem Herzen liegen oder ihnen wichtig sind. Wir kennen 24-Stundengebete für unsere Kantone. Frauen beten für die Schulhäuser, andere für Politiker, Autoritätspersonen und Leiter. Auch für Sportler, für Israel, das Gesundheitswesen, die Medien oder Ausländer wird gebetet. Natürlich lassen sich diese Gebiete auch mischen.

Wie vollzieht sich zum Beispiel das Gebet für einen Kranken?
Wir lesen im Jakobusbrief, dass der Kranke die Ältesten der Gemeinde rufen soll, damit diese ihn salben und für ihn beten. Es ist wichtig, dass der Kranke dem Gebet und Handlungen wie Salbung oder Hand auflegen zustimmt. Es darf nicht unter Zwang geschehen. Das Gebet selber soll einfach und kurz sein (kein Ritual). Es geschieht im Wissen und Glauben, dass der Herr allein heilen kann – nicht wir. Vom Jakobusbrief wissen wir auch, dass das Gebet unterstützt wird, wenn der Kranke Busse tut für seine Sünden. Denn Sünde trennt uns von Gott und seiner heilenden Kraft.

Hat das Gebet nur Wirkung, wenn mehrere zusammen beten?
Nein, man kann alleine für jemanden oder für eine Sache beten. Wiederum die Bibel ermutigt uns aber dazu, auch zu zweit oder zu dritt zu beten. Jesus sagt, ‚Wo zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind, da bin ich mitten unter ihnen. Wenn sie mich um etwas bitten, dann will ich ihre Bitte erfüllen’. Hier wird Gottes Sehnsucht nach der Einheit der Christen sichtbar, die ihm so wichtig ist. Gleichzeitig kommen dann auch die Gaben der Einzelnen zur Geltung: Einer hat ein ermutigendes Wort, der andere ist diakonisch und praktisch veranlagt, eine dritte Person bekommt vielleicht ein prophetisches Wort für den Kranken.

Welche Form des Gebets ist ihrer Meinung nach die sinnvollste?
Das Wort sinnvoll ist hier aus meiner Sicht nicht zutreffend. Gott sucht das Herz der Menschen, die ihn fürchten und ihm gehorsam sind. Der verlorene Sohn hatte bei seiner Rückkehr nichts mehr zu sagen – er hatte ganz aufgegeben, hatte alles verloren. Er wusste, dass nur noch sein Vater seine Rettung war. Später lag er in den Armen des Vaters zu Hause angekommen. Wenn wir dies persönlich erleben, dann sind wir im Gebet durchgebrochen.

Was ist Ziel und Zweck des Gebets?
Wie schon gesagt, handelt es sich beim Gebet um einen Dialog mit Gott. Ohne Gebet kann ein Christ nicht leben. Es gehört hundertprozentig zu seinem Leben. Paulus schreibt im Brief an die Thessalonicher, dass wir ohne Unterlass beten sollen. Für uns materielle Menschen, gewöhnt an ein bequemes Leben, ist dies nicht einfach.

An gleicher Stelle schreibt Paulus, dass wir in allen Dingen dankbar sein sollen. Darin erkennen wir eine Antwort vielleicht schneller. Bringe wir wirklich alle Dinge in unserem Leben vor Gott? Oder gibt es noch Geheimnisse? Gott will uns ein Freund sein, mit dem wir alles besprechen dürfen und sollen.

Ist Beten wichtiger als das Bibelstudium?
Ein Vergleich ist hier gefährlich. Beides ist gut, hilfreich und wichtig. Das Wort Gottes zeigt uns, wie und wer der Vater ist. Wir erkennen seinen Willen und lernen seine Verheissungen kennen. Das Wort ist auch Kraft und Autorität, das uns jeden Tag ermutigt. Eine gute Möglichkeit ist zudem, das Wort Gottes laut zu beten: es ist die Wahrheit, und die Wahrheit macht uns frei, sie erfüllt uns mit den Gedanken Gottes. Ebenfalls aus der Bibel kennen wir die Stelle, wo geschrieben steht, dass der Mund bei dem überfliesst, dessen Herz voll (Wort Gottes) ist. Der Reichtum der Schrift in unserem Herzen und in unserem Geist kann also das Gebet unterstützen.

Kann man nur in der Kirche ‚richtig’ beten?
Einige Kirchgänger tun dies möglicherweise, sie sind sich so gewohnt. Aber beten kann und soll man überall, auch im stillen Kämmerlein, wie dies in der Bibel zu lesen ist. Ein ruhiger Ort ist eine Hilfe, wo ich mich auf Gott konzentrieren kann und ich nicht abgelenkt bin. Das aufrichtige und ehrliche Gebet kann überall zu Gott gesprochen werden, besonders in Situationen, wo wir in Nöten oder Gefahren stehen.

Ist das laute Gebet wirkungsvoller?
Ich weiss von vielen Christen, und ich selber handhabe es auch so, dass sie laut beten. Ich glaube nicht, dass dies wirkungsvoller ist. Wiederum ist es aber eine Hilfe, da wir ja in einem Gespräch mit einer Person auch laut sprechen. Vielleicht wird das Gebet so klarer, da Gedanken ganz ausgesprochen werden müssen. Aber wir haben zu bedenken, dass Gott auch unsere Gedanken lesen kann und unser Herz kennt. Darum kommen auch stille Gebete vor Gottes Thron.

Welche Gebetshaltung erwartet Gott von uns?
Der Mensch sieht, was vor seinen Augen ist, Gott schaut das Herz an.’ Das Wort der diesjährigen Jahreslosung gibt uns darauf eine Antwort. Menschen stehen, knien, sitzen oder liegen am Boden. Unsere Haltung mag Ausdruck unserer inneren Hinwendung zum Herrn sein. Männer Gottes erlebten Gottes Reden am deutlichsten, wenn sie für Sünde Busse taten , weinten und zu Gott schrien. Mit einer solchen Ernsthaftigkeit im Gebet zu ringen, ist uns (leider) oft noch fremd. Jeder macht im Laufe der Zeit seine eigenen Erfahrungen. Man kann nicht andere kopieren, jeder muss sich persönlich aufmachen, Gott zu begegnen: So, wie man eben ist (kein Rollenspiel).

Was für Gebetsbewegungen gibt es zurzeit in der Schweiz?
24 h Gebete, Israel-Gebet, Politiker Gebet, Schulhäuser-Gebet (Mütter in Kontakt), Frauengebetskette für die Schweiz, 24-7 Prayer (Jugendliche), VBG Vereinigte Bibelgruppen in Schule/Universität/Beruf, Gebet für Kranke (CDK, Christen im Dienst an Kranken), Bartimäus-Gebetshaus, Ministries of Hope, care-phone Gebetshaus und andere mehr. Dazu viele Triogebete, wo drei Personen eines Quartiers für die Anliegen in ihrer Nachbarschaft einstehen. Die meisten Gebetsbewegungen sind bei ‚Gebet für die Schweiz’ zusammengeschlossen. Gebet für die Schweiz hat zum Ziel, das Gebet in unserem Land zu fördern und die Gebetsbewegungen miteinander zu verbinden.

Datum: 31.07.2003
Autor: Antoinette Lüchinger
Quelle: Livenet.ch

Werbung
Livenet Service
Werbung