Hannelore Rus

Frauen in Leiterschaft

Hannelore Rus (34), Leiterin Vineyard Wien

Chancen - Perspektiven - Möglichkeiten

An der evangelisch-theologischen Fakultät, an der ich studierte, gab es eine einzige Professorin. Eine einzige Frau inmitten einer Männerwelt. Eine unausgeglichene Sache.

Ihre Vorlesungen, Seminare und Predigten empfand ich als frischen Wind. Natürlich half sie mir in meiner eigenen Entwicklung als Leiterin, bot mir ein gutes Beispiel dafür, wie eine Frau lehrt und leitet. Doch da war mehr: In der Begegnung mit ihr wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass Kommunikation nicht nur die Vermittlung von Fakten ist. Was sie mich über Gott und den Umgang mit Menschen lehrte, lehrte sie mich als Frau. Wir geben nicht nur Fakten weiter, sondern all das, was Gott in uns hineingelegt hat - in uns als Frauen und Männer. Von Gott unterschiedlich geschaffen, sehen, fühlen, beurteilen wir unterschiedlich - dies gilt selbst für ewige Wahrheiten. Wir sehen das gleiche, aber nicht dasselbe. Ich empfinde das als unglaublich spannend.

Es ist immens bereichernd, mit Männern und Frauen leiten zu dürfen. Einseitigkeit in der Leiterschaft aber beraubt uns. Gott drückt sich durch Männer und Frauen aus. Er offenbart sich durch uns, durch unser Wesen und unser Leben - nicht nur durch das, was wir sagen. Anfangs habe ich darüber gelacht, wenn meine Art zu predigen oder einen Gottesdienst zu leiten als "charmant" bezeichnet wurde. Heute weiß ich, dass Gott sich durch mich anders ausdrückt als durch meine männlichen Kollegen. Der Reichtum Gottes wird gerade durch unsere Unterschiedlichkeit offenbar. Vielleicht haben wir Frauen den Männern gegenüber einen Vorteil: Frauen kämen erst gar nicht auf den Gedanken nur andere Frauen in der Leiterschaft haben zu wollen - das wäre geradezu absurd. Ausgeglichenheit in der Leiterschaft erschließt uns den Reichtum Gottes - uns auf diesen Reichtum einzulassen empfinde ich als große Chance.

Autorin: Hannelore Rus

Datum: 16.06.2003
Quelle: equipped

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