«Von Strasse zu Strasse»

Wie die kleine FEG Emmen Bekanntheit gewinnen konnte

30'000 Einwohnern - wie kann man da als relativ kleine Freikirche bekannt werden? Diese Frage hat sich die Freie Evangelische Gemeinde FEG in Emmen gestellt. Ihre Antwort: Die Aktion «Von Strasse zu Strasse». Pastor Klaus Aeschlimann blickt zurück.
Ein Gottesdienst in der FEG Emmen.
Klaus Aeschlimann, Pastor FEG Emmen
Flyer der FEG Emmen.
Die Kuverts wurden von Hand adressiert.

Bekanntheit ist eine erste Voraussetzung, dass Menschen Vertrauen zu einer Gemeinde gewinnen. Vertrauen ist wiederum die Grundlage, dass Menschen auf das Wirken der Gemeinde positiv reagieren. Der Standort der FEG Emmen lieferte uns sozusagen auf dem Silbertablett eine Möglichkeit, die Blicke der Emmener auf die FEG zu lenken.

Die Gunst der Stunde nutzen

Wir sind als Gemeinde seit 30 Jahren in einer ehemaligen Arbeiterunterkunft für ausländische Giessereimitarbeiter eingemietet. Immer wieder konnte das Gebäude umgebaut, renoviert und erweitert werden. Umgeben waren wir von 60 einfachen Holzchalets, die ebenfalls für Mitarbeiter der Metallindustrie in den 60er Jahren gebaut wurden. Nach vielen politischen Diskussionen stand vor zwei Jahren fest, die 60 Häuser werden rückgebaut und auf der riesigen Baufläche 800 neue Wohnungen gebaut. Die Bagger fuhren auf und um die FEG herum wurde abgerissen, was das Zeug hält.

Da unser Gemeindegebäude Teil dieses Quartiers ist und zudem an einer stark befahrenen Strasse liegt, fragte sich die Bevölkerung, was eigentlich mit der Nr. 24 geschieht. Warum wird es von den Baggern verschont, wer befindet sich in diesem Gebäude und haben die schon einen neue Unterkunft?

Die Blicke waren auf uns gerichtet. Diese Chance wollten wir nutzen und lancieren die Aktion «Von Strasse zu Strasse». Ein Flyer mit dem Titel «Mooshüslistrasse 24 – was ist mit der Nr. 24?» griff die Frage der Bevölkerung auf und stellte mit Wort und Bild die Gemeinde vor.

Von aussen ist unser Gemeindegebäude kein Schmuckstück, aber innen ist es wirklich schön. Das wollten wir sichtbar machen. Die Bekehrungsgeschichte des Gefängniswärters in Philippi mit der Möglichkeit, das Buch «Gottes Geschichte mit uns» zu bestellen rundeten die Infoschrift ab.

«Natürlich begleitete ich die Briefe mit Gebet»

In Emmen gibt es ca. 10'000 Briefkästen. In einer ersten Phase haben wir Strasse um Strasse die Umschläge persönlich adressiert. Damit sollte eine bessere Aufmerksamkeit erreicht werden. Fleissige Hände schrieben Hunderte von Kuverts an, die schubweise versandt wurden. Bald stellten wir fest, dass etwa ein Drittel der Einwohner im Telefonbuch gar nicht registriert sind. Wir änderten unser Vorgehen und verteilten die Umschläge persönlich in die Briefkästen.

Hier die Erfahrung von FEG-Mitglied Margrit Gubser: «Ich sagte mir, anstatt mein Training abzuwalken, könnte ich ebenso gut die Briefe Strasse für Strasse verteilen. Ich bekam immer neue Strassenlisten. Ich kriegte richtig Spass daran, ich kam an Orte, von denen ich noch nie gehört hatte und sah dabei auch, wie privilegiert ich wohne. Natürlich begleitete ich die Briefe mit Gebet, vor, nach oder während der Verteilaktion. Auch in den Gemeindegebeten wurde tüchtig für offene Herzen und Augen gebetet. Es machte auch Freude, zu hören, dass es wieder Buchbestellungen oder Mailmeldungen gegeben hatte.»

Ein Türöffner für evangelistische Angebote

War es den Aufwand und die Kosten wert? Ja, auf jeden Fall. 30 Personen reagierten und bestellten das angebotene Buch. Zwei Personen fanden durch diese Aktion Anschluss an die Gemeinde. Aber viel wichtiger: Die Gemeinde wurde bekannter. In verschiedenen Begegnungen durfte ich feststellen, dass wir vermehrt wahrgenommen werden. Dies öffnet uns die Türen für weitere evangelistische Angebote, zu denen wir einladen.

Inzwischen stehen die ersten Wohnblocks im Rohbau vor unserer Gemeinde. Noch steht unser Gebäude, das immer mehr zum Unikum im Quartier wird. Wir suchen zwar als Gemeinde neue Räume, aber nicht weil der Abbruchhammer droht, sondern weil sie zu klein geworden sind.

Datum: 29.12.2014
Autor: Klaus Aeschlimann
Quelle: Zeitschrift «feg.ch»

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