Kommentar

Höllenfeuer und Heiligkeit – oder wie man (nicht) von Gott reden sollte

Die Baptistengemeinde von Attleborough in Grossbritannien erlebt gerade eine Welle der Aufmerksamkeit. Schuld ist ihr Schaukasten. Dort hing bis vor kurzem ein Poster mit abgebildeten Höllenfeuer und dem Text: «Wenn du wirklich denkst, dass es Gott nicht gibt, dann wäre es gut für dich, wenn das stimmen würde.» Ein Kommentar von Hauke Burgarth.
Feuer (Bigstock: 28825205)
Das Poster der Baptistengemeinde von Attleborough (GB) mit abgebildetem Höllenfeuer und dem Text «Wenn du wirklich denkst, dass es Gott nicht gibt, dann wäre es gut für dich, wenn das stimmen würde.»
Hauke Burgarth

Ein Anwohner fühlte sich von der provokativen Negativbotschaft verunglimpft und rief die Polizei. Diese gab ihm recht und forderte den Pastor auf, die Botschaft zu entfernen. Der entschuldigte sich, weil er niemanden verletzen wollte, wechselte das Plakat und löste damit die nächste Diskussion aus: Die Polizei habe ihre Kompetenzen überschritten und sei auf dem besten Weg dazu, die Bibel selbst zu verbieten.

Freie Meinungsäusserung

Lassen wir die Frage, wie sinnvoll solch ein Plakat vor einer Kirche ist, einmal beiseite. Dann hat die Polizei mit ihrer Anweisung, es zu entfernen, sicher über das Ziel hinausgeschossen. Denn auch in Grossbritannien gilt das Recht auf freie Meinungsäusserung. Selbst pointierte, angriffige Meinungen dürfen in Wort, Schrift und Bild verbreitet werden. Auch Höllendarstellungen. Doch was hat die Kirche in Norfolk dazu veranlasst, solch ein Plakat in den Schaukasten zu hängen?

Sehnsucht nach Heiligkeit

Viele Christen stören sich daran, dass Gott als Herr dieser Welt kaum mehr eine Rolle in der öffentlichen Wahrnehmung spielt. Glaube ist zur Freizeitbeschäftigung geworden oder zur Privatsache, in die man sich gegenseitig nicht hereinredet. So suchen manche nach Wegen, dieses Gottesbild wieder geradezurücken. Nicht nur Gottes Liebe, sondern genauso seine Heiligkeit zur Sprache zu bringen. Doch nicht alles, was als freie Meinungsäusserung erlaubt ist, ist auch sinnvoll oder hilfreich, um zu Gott einzuladen.

Heiligt der Zweck die Mittel?

Der Bewohner von Attleborough, der die Polizei rief, erklärte laut «Daily Mail», dass Christsein in seinen Augen gewinnend und liebevoll sei. Christen sollten nicht versuchen, Menschen Angst einzujagen, um sie dadurch für ihre Weltsicht zu gewinnen. Er stellte fest: «Die Botschaft, die vor dieser Kirche dargestellt wird, könnte kaum weiter vom vielzitierten 'Liebe deinen Nächsten' entfernt sein.»

Er hat recht! Der Zweck heiligt eben nicht die Mittel. Wenn mir in der Erziehung meiner Kinder die Argumente ausgehen und ich fange an zu schreien, dann bin ich mit diesem Verhalten sicher nicht allein. Richtig wird es dadurch nicht. Und wirken tut es auch nicht. Wenn mir im Gespräch mit meinen nichtchristlichen Nachbarn die Argumente ausgehen und ich fange an, mit der Hölle zu drohen oder Gottes Heiligkeit als moralischen Zeigefinger zu missbrauchen, dann bin ich mit diesem Verhalten auch nicht allein. Richtig wird es dadurch nicht. Und wirken tut es auch nicht.

Anziehend kommunizieren

Wie sich Glaube gewinnend darstellen lässt, sehen wir immer wieder bei Jesus selbst. Ja, er brachte Heiligkeit zur Sprache, mit drastischen und deutlichen Worten – und zwar den Frommen gegenüber, die sich selbst für besonders heilig hielten. Für alle anderen stand er mit offenen Armen da und rief: «Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken» (Matthäus 11,28).

Die grösste Provokation des christlichen Glaubens war noch immer Gottes bedingungslose Liebe. Nicht umsonst ist Evangelium Frohbotschaft und nicht Drohbotschaft.

Datum: 09.06.2014
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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