George Verwer

„Auch in Europa gibt es ausserordentlich dynamische Gemeinden“

George Verwer mit seiner Frau

Operation Mobilisation (OM), 1963 vom Amerikaner George Verwer gegründet, gehört mit 1250 Langzeitmitarbeitern in 69 Ländern zu den bedeutendsten evangelischen Missionswerken. In den 40 Jahren an der Spitze von OM gab Verwer unermüdlich Impulse und drängte seine Umgebung dazu, das Evangelium von Jesus Christus den Abermillionen Menschen mitzuteilen, die davon nichts gehört haben.

Der weitgereiste Leiter gab immer wieder zu bedenken, wie gross die Herausforderung der Weltmission noch sei. Als Konferenzredner und mit Büchern wie „Revolution der Liebe und der der Ausgeglichenheit“ setzte George Verwer Kontrapunkte zu Trends und vorgefassten Meinungen. Vor einiger Zeit gab er dem ERF Schweiz ein Interview dazu. Auszüge:

Zur Meinung, in Europa seien die Kirchen auf dem absteigenden Ast:

Es mag ja populär sein, Europa herunterzuspielen und mit Sensationen aus Übersee aufzutrumpfen. Wir hören oft von Erweckung etwa in Argentinien. Ich spreche Spanisch, ich war da und habe Erweckung nur in einigen Kirchen gesehen. Manche Beobachter sprechen gar von beträchtlichen Schwierigkeiten der Kirchen insgesamt.

In Europa bietet sich wohl ein ähnliches Gesamtbild. Aber auf unserem Kontinent haben wir ausserordentlich dynamische Gemeinden, Gemeinden, die Grosses tun für die Weltmission und viele Leute aussenden. Daran kommen die meisten Kirchen des Südens, ich denke an Brasilien oder Südkorea, noch lange nicht heran.

Wenn Sie Europa nicht mit Brasilien, Argentinien oder Korea, sondern mit Afghanistan, Irak und anderen Ländern vergleichen, dann muss ich sagen: Hier geht in manchen Kirchen Phänomenales ab.

Zugleich ist klar, dass die Kirchen in Europa Probleme haben. Sie sind eher klein, der Zeitgeist bläst ihnen härter entgegen als vor 25 Jahren, und die nächsten Jahre werden hart. Aber wenn wir meinen, in jenen anderen Ländern sei alles in Butter, zeigt dies nur eines: dass wir nie dorthin gereist sind.

Über die grösste Herausforderung für die Weltmission:

Wir haben einen Gürtel von Ländern, der von Marokko über die nordafrikanischen Länder, die arabische Halbinsel, Pakistan, Nordindien und Tibet bis nach Ostasien reicht. In diesem Gebiet zwischen dem 10. und 40. Breitengrad leben schätzungsweise 90% der Völker, die wenig oder gar nichts vom Evangelium gehört haben.

Denken Sie daran: Früher hiess, 50% aller Menschen hätten nie von der Rettung durch Jesus gehört oder gelesen. Nach aller Missionsarbeit sagt man heute, dass der Anteil auf 25% gesunken ist. Das ist ermutigend. Doch infolge der Bevölkerungsexplosion stellen diese 25% die gleiche Zahl von Menschen dar! So haben wir noch sehr viel Arbeit vor uns – dafür brauchen wir von überall Mitarbeiter.

Zu den weissen Flecken der missionarischen Arbeit:

Die Zahl der Christen und der Gemeinden ist so viel grösser als früher. Ich denke, wir müssen anerkennen, dass die Welt als ganzes heute mehr evangelisiert ist als je zuvor. Aber die Bevölkerung ist explodiert, und grosse Flecken auf der Landkarte wurden ausgelassen oder vernachlässigt. Das führt zum Eindruck, dass die Aufgabe noch fast so gross ist wie vor Jahren.

Mein Verstand sagt mir zwar, dass dies nicht der Fall ist, aber einige Teile der Welt machen den Anschein, dass Mission zurückgeblieben ist. Der Erfolg der Mission ist unglaublich schwer zu messen. Die Länder sind völlig verschieden; und Christen legen ganz verschiedene Massstäbe an. Wenn ich mich mit Statistiken herumschlage, beginnt sich alles in meinen Kopf zu drehen…

Quelle: Livenet/ERF Schweiz

Datum: 18.10.2003
Autor: Peter Schmid

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