Ulrich Parzany

„Es war noch nie so einfach das Evangelium aktiv zu verkündigen“

Ulrich Parzany, Pfarrer aus Deutschland

Es gibt nicht die richtige Methode für die Evangelisation, aber für den, dessen Herz für Jesus brennt, gibt es Tausende von Wegen der Liebe zum Herzen der Menschen. Dies sagte der deutsche Evangelist Ulrich Parzany im Ländli anlässlich der dreitägigen Konferenz für Evangelisation und Erneuerung. Rund 180 Verantwortungsträger hingen an seinen Lippen.

Ulrich Parzany ist heute wohl der bekannteste Pfarrer in Deutschland. Als CVJM-Leiter schrieb er eine Reihe beachteter Bücher. Wahrgenommen wurde er auch in der Schweiz vor allem durch die evangelistische Aktion "Pro Christ", an der er die per Satellit in Tausende von Veranstaltungsorten übertragenen Referate hielt. An der Konferenz für Evangelisation im Ländli sprach Parzany über grundlegende Probleme und Chancen der Evangelisation heute in den westlichen Ländern. Letztere sieht der Deutsche hauptsächlich im so genannten R-Factor, in den Beziehungen. "Es war noch nie in der Geschichte für eine Generation so einfach, das Evangelium aktiv zu verkündigen wie heute", behauptete der Referent. Heute fragten sogar die Individualisten nach Beziehungen und sähen darin den wichtigsten Faktor zur Lösung gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Probleme, sagte Ulrich Parzany. Die Bibel sei voll von Beziehungsgeschichten und könne so Antwort auf dieses Bedürfnis bieten.

Keine abstossende Kirchenkultur

Als problematisch hingegen bezeichnete Parzany die Motivation der Christen und ihrer Kirchen. Sie seien zu stark mit sich selbst und ihren innerkirchlichen Fragen beschäftigt. Der Evangelist ermutigte die Zuhörer, sich auf den Hauptauftrag der Evangelisation zu konzentrieren. Dabei gelte es auf die Kultur der Gesellschaft einzugehen und nicht abstossende Kirchenkultur zu vermitteln. Anhand erfolgreicher Aktionen, wie etwa der "Expo 2000" in Hannover, illustrierte Parzany die Chancen für unsere Zeit. Eine Lanze brach er für die Medienarbeit. Jesus dürfe nicht ins Private verbannt werden. Nur was in den Massenmedien vorkomme, werde als Wirklichkeit wahrgenommen, so Parzany. Das Gesetz der Massenmediengesellschaft besage: "Nur was in der Öffentlichkeit ist, das gibt es." Ulrich Parzany belegte seine Thesen mit zahlreichen Beispielen.

Kein souveränes Bild von sich

Am zweiten Tag der Konferenz skizzierte der Evangelist Erich Theis anhand seiner langjährigen Erfahrungen, wie man Hindernissen und Blockaden entgegentritt, die eine Weitergabe des Glaubens erschweren. Dabei betonte er, dass ein Christ einer geistlichen Reife bedürfe. Man müsse zudem Gott und nicht etwa seinen, wenn auch frommen Dienst, ehren. Getragen von der Liebe zum Menschen sollten die Motive sein. Um eine Gesellschaft mit dem christlichen Glauben zu durchdringen, so Theis, müsse man aber auch freimütig sein: "Viele möchten nur den Schein wahren". Auch das könne zu einer Blockade führen. Es gehe nicht darum, ein souveränes Bild von sich abzugeben, sondern offen Zeugnis von Jesus zu geben.

Der kanadische Musiker, Danny Plett, der mit seiner Band auch die musikalische Umrahmung der Konferenz gestaltete, berichtete über evangelistische Möglichkeiten der Musik. "Jeder Tonträger ist eine Mission – jedes Lied ein Missionar" versicherte Plett. Seine Aussage unterstrich er durch eine kleine Begebenheit. Sechs Sträflinge seien nur anhand von Liedern auf einer Kassette Christen geworden.

Gemeinden: gute Scheunen?

Urs Schmid, der Leiter des "Forums Evangelisation", das die Konferenz vorbereitet hatte, setzte in seinen Inputs den Akzent auf die Notwendigkeit starker Gemeinden. Nach der Frage des Heils (Soterologie in der Reformationszeit) und des Wirkens des Heiligen Geistes (Pneumatologie durch die Pfingstbewegung) stehe heute die Ekklesiologie im Vordergrund, die Frage also nach der Gestalt der Gemeinde. Unsere Aufmerksamkeit müsse "dem Leib Jesu vor Ort" gelten. Wenn die Volkszählung ergeben habe, dass die Freikirchen in den letzten zehn Jahren nicht gewachsen seien, so bedeute dies nicht, dass keine neuen Mitglieder hinzugewonnen worden seien, sagte Schmid, sondern die Gemeinden hätten ebenso viele wieder verloren. Nicht wenige Christen verschwänden wieder durch die Hintertür. Warum? "Wir brauchen eben nicht nur eine gute Ernte sondern auch eine gute Scheune", so der Theologe, der Evangelist und Pastor der Pfingstgemeinde Buchegg in Zürich ist. Starke Gemeinden seien Kraftwerke Gottes. Diese Forderung wurde am Mittwoch in einem Podiumsgespräch unterstrichen, an dem die Verbandsleiter René Winkler (Chrischona-Gemeinden), Claudius Zuber (Bund Freier Evangelischer Gemeinden) und Max Schläpfer (Schweizerische Pfingstmission) teilnahmen. Zuber sprach von einem Prozess der Versöhnung zwischen Gemeindearbeit und Evangelisation, den er vermehrt beobachte. Winkler wünschte sich Gemeinden, die sich verpflichteten, Menschen für Jesus zu gewinnen. Wenn aber "das Herz nicht stimmt", wie er sich ausdrückte, dann gehe gar nichts.

Jeder und jede am richtigen Platz

Dass es Tausend Wege gibt, wie Menschen für Jesus geworben werden können, zeigten die zahlreichen persönlichen Berichte an der Konferenz für Evangelisation. Wie sie in Suhr Kindern von Ausländern und unterprivilegierten Familien das Herz öffnet, zeigte das eindrückliche Zeugnis der Krankenschwester Petra Livers. Sie zog einfach ins Quartier und war für diese Menschen da. Sie versuche den Kinder die Bibel verkürzt auf vier Sätze zu erklären. Mittlerweile kämen 50 Kinder wöchentlich zur Kinderstunde. 40 davon hätten zum christlichen Glauben gefunden, sagte Livers.

Besondere Vorstellungen von Kirche hat der Präsident von "Willow Creek Schweiz". Gemeinde müsse "eine Ansammlung glücklicher Menschen" sein. Dies könne geschehen, wenn die Leute in der Gemeinde ihre Gaben entdeckten und ihre Berufung fänden, sagte Georges Morand. "Man leidet schon genug, wenn man am richtigen Platz ist", sagte der Gemeinde-Couch. Es gelte das Potenzial in den Menschen zu fördern, dass sie auf bessere Ideen kämen als man selber. Das habe er erlebt, sagte Morand.

Die Unternehmerin Elisabeth Schirmer berichtete von seltsamen Führungen Gottes, als sie sich – obwohl nicht gewollt – nach einer Vortragsveranstaltung beim Mittagessen plötzlich im Gespräch mit Professor Hans Küng in einem Glaubensgespräch wieder fand. Ähnliches war ihr einige Zeit vorher mit Bundesrat Kaspar Villiger passiert. Sie versuche einfach, ein glaubwürdiges Leben zu leben sowohl in der Wirtschaft als auch privat. Jedem Menschen wolle sie so begegnen, dass sie ihm Mut mache, ein Stück näher zu Gott zu kommen. Egal, ob dies nun Christen oder Nichtchristen seien. Christen hätten es genauso nötig, ermutigt zu werden. Gerade in Kreisen der Wirtschaft treffe sie viele Christen an, die "abgelöscht" seien. Sie fühle sich als "Königtochter" des Höchsten, die Licht sein dürfe in der Welt.

Quelle: idea schweiz/Livenet

Datum: 21.02.2003

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