Arbeitsplatz

Chance für Nichtchristen

Reden beim Essen
Arbeit

Glauben wir persönlich, dass wir aus Berufung an unserer aktuellen Arbeitsstelle sind? Wenn Gott uns sein Ja dazu gegeben hat, wollen auch wir unser ganzes Ja geben. Wir dürfen dann in angenehmen und in schwierigen Zeiten jederzeit mit seinem Segen rechnen.

Christen als Chance für andere

Alles muss uns zum Guten mitwirken und uns fördern (Römer 8,28). Das ist unsere grosse Chance. Doch nicht nur das. Wir werden am Arbeitsplatz zur Chance für unsere Vorgesetzten, Untergebene und Kunden, weil Gottes Geist in uns wohnt und seine Liebe in unser Herz ausgegossen ist (Römer 5,5).
Die Chance liegt aber nicht in uns selbst, sondern in Gott, der durch uns - und wohl auch noch durch andere - in unserer Firma anwesend ist. Deshalb sind wir auch nie überfordert und stehen auch nicht unter frommem Leistungsdruck.

Die Betriebsatmosphäre mitprägen

Jeder Mensch verbreitet eine persönlich gefärbte Atmosphäre. Die Frage ist, ob die von uns geprägte unser eigenes Glaubenszeugnis fördert oder eher hindert.
Nach Matth 5,13-14 sind die Jünger das Salz der Erde und das Licht der Welt. Jesus sagte das so grundsätzlich und allgemein, dass es wohl auch für uns gelten muss. Die Frage ist nicht, ob wir uns so fühlen und ob uns das gefällt, sondern ob wir uns diesem Wort gehorsam unterstellen und damit Gottes verändernde und prägende Kraft und Liebe durch uns wirken lassen. Wie kann das geschehen?

Man wird uns sehr schnell anmerken, ob wir von einer lebendigen Hoffnung oder eher von einer negativen Lebenshaltung der Resignation und des inneren Rückzugs erfüllt sind. Hoffnung ist heute ganz besonders Mangelware. Je rauher der Wind durch die Betriebe weht und je dunkler die Wolken am Wirtschaftshimmel hängen, umso deutlicher hebt sich echte Hoffnung von Optimismus und oberflächlicher Freude ab. Gottes Geist will in uns eine ansteckende Hoffnung wecken, die auch durch Krisen hindurch Bestand hat. Vielleicht werden wir gelegentlich direkt oder auch indirekt auf diese Hoffnung hin befragt und dürfen ihren Ursprung bezeugen. Hoffnung können wir jedoch nicht machen, sondern nur im Glauben als Geschenk Gottes beanspruchen, denn er ist ja der Gott der Hoffnung (Römer 15,13).

Persönliche Offenheit und Echtheit wirken prägend. Offenheit ist nicht gebunden an Gesprächsfreudigkeit, sondern an Wahrheit, Ganzheit und ein feines Gespür für unsere Nächsten. Wir geben uns so, wie wir wirklich sind. Unsere Worte und Taten, unsere Gesichtszüge und Gesten, passen zu unserer Persönlichkeit. Wir brauchen uns nicht zu verstellen, weil wir nicht den Mitmenschen gefallen müssen und auch kein Doppelleben führen wollen, weder in Gedanken noch Taten. Dieser Anspruch ist hoch. Wir erreichen ihn sicher nie ganz. Doch schon im Ansatz wirkt Offenheit sehr befreiend auf unsere Mitmenschen. Der eine oder andere wird sich der Wahrheit stellen und sich auch für existentielle Fragen öffnen.

Offenheit fördert auch eine aktive und konstruktive Konfliktbewältigung. Wenn man über Verletzungen, Enttäuschungen, Fehler und Vergebung reden kann, wird die Frage nach der Kraft zu solchem Verhalten aktuell, denn manche wissen ja sehr genau, wie sie sich verhalten sollten und wollten, doch die innere Kraft dazu fehlt. Ohne Gottes Hilfe geraten wir alle sehr schnell an unsere Grenzen. Offenheit hilft, dass wir besser zu dieser Tatsache stehen können.

Die Betriebsatmosphäre können wir auch durch schönen Schmuck, das Mitgestalten von Betriebsanlässen, kleine Aufmerksamkeiten an Geburtstagen, Hilfsaktionen für Mitarbeiter, die in Schwierigkeiten sind, und vieles mehr positiv beeinflussen. Das setzt allerdings voraus, dass wir nicht Gefangene unserer Arbeit sind oder unter dem Druck eines überdimensionierten christlichen Gemeindeprogramms stehen.

Ungesuchte Alltagskontakte

Ehepartner und Freunde kann man sich aussuchen. Doch selbst mit ihnen ist das Zusammenleben nicht immer einfach.
Wieviel mehr trifft dies zu für die Mitmenschen an unserem Arbeitsplatz. Meistens sind sie uns zur Seite gestellt, ohne dass wir gefragt wurden.

Es gibt keine blinden Zufälle. Gott weiss genau, wen er uns als Mitarbeiterin und Mitarbeiter schenkt oder auch zumutet. Wenn wir an seine Führung auch in diesem Bereich glauben, fahren wir persönlich am besten. Wir gewinnen eine positive Einstellung zu Mitarbeitern, Vorgesetzten, Kunden und Schülern.

Weil sie uns von Gott anvertraut sind, fangen wir an, für sie zu beten. Dadurch wächst unsere Aufmerksamkeit und Liebe für sie. Einige fordern uns bewusst oder unbewusst heraus durch ihr für uns schwieriges Verhalten. Vielleicht sind sie uns auch einfach unsympathisch, und unsere eigene Liebe mag schnell am Ende sein. Wir wissen aber, dass Gott selber sie durch uns hindurch von ganzem Herzen liebt. Es ist seine Liebe - nicht die unsere! Die einen werden wir als Freunde, andere als Feinde lieben. Das testet unsere persönliche Gottesbeziehung sehr existentiell.

Selbst wenn wir am Arbeitsplatz an unseren Nächsten leiden sollten, wird uns das immer zum Guten mitwirken. Wir werden daran wachsen im Vertrauen zu Gott und in unserer Liebesfähigkeit. Und was könnte uns denn Besseres passieren?

Nehmen wir also die Herausforderung ohne Murren an! Das heisst nicht, dass wir uns nicht auch gelegentlich gegen ungerechte Behandlung an uns oder andern zur Wehr setzen. Auch gegen unsaubere Geschäftsmethoden müssen wir uns vielleicht einmal auflehnen. Wir lehnen aber nicht die Menschen ab, denn sie sind geliebte Geschöpfe Gottes.
Auch die unausgesuchten Beziehungen am Arbeitsplatz benötigen Pflege. Wir sollen den andern - oder wenigstens einigen von ihnen - zu Freunden werden. Und durch Gottes Kraft können sogar Feinde zu Freunden werden! Wir brauchen uns dabei nicht zu überfordern. Auch kleine Aufmerksamkeiten bewirken oft sehr viel. Man spürt uns an, ob wir unsere Nächsten nur als Räder im Betrieb sehen oder ob wir sie als Personen ernst nehmen und für sie sind.

Dazu müssen wir allerdings für uns eine wichtige persönliche Entscheidung getroffen haben: Die Menschen kommen vor der Sache, vor dem Geschäft, vor dem Erfolg! Wenn sie für uns nur Mittel zum Zweck sind und im übrigen mehr stören als erfreuen, erscheinen wir als Christen unglaubwürdig.
Wir fragen uns deshalb: Mit wem wollen wir auf welche Weise Zeit verbringen? Mit den einen nehmen wir das Mittagessen in der Kantine ein, mit andern teilen wir vielleicht ein Hobby, jemanden laden wir einmal zum Essen bei uns zu Hause ein, einem andern helfen wir zügeln oder besuchen ihn im Spital usw. Lieben heisst immer auch dienen. Und als Christen dienen wir gerne, wenn wir persönlich erfahren, wie Gott selber uns mit unbegreiflicher Liebe und Aufmerksamkeit immer und immer wieder dient.

Entscheidend ist, wie wir mit andern und vor allem auch über andere reden. Je nachdem säen wir Vertrauen oder Misstrauen. Und wir wollen Vertrauen schaffen, indem wir unser Reden von Gottes Geist erfüllen und reinigen lassen. Dadurch werden wir nicht einmal so und einmal anders reden, je nach Gesprächspartner. Liebe und Wahrheit gehören ganz zusammen. Wir können sogar auch aktiv zwischen Mitarbeitern Vertrauen schaffen, indem wir Verständnis und Anerkennung füreinander wecken.

Am Arbeitsplatz über den Glauben reden

In einem Betrieb ergeben sich auch bei einer intensiven Arbeitsatmosphäre vor oder nach der Arbeit, in Pausen oder zwischendurch immer wieder Gelegenheiten zu kurzen oder längeren Gesprächen. Hier ist es gut, dass wir uns jeweils möglichst engagiert und persönlich mitteilen und damit auch andere herausfordern, damit die Unterhaltungen nicht immer in den gleichen, meistens oberflächlichen Bahnen verlaufen. Unsere Offenheit kann ansteckend wirken. Wir dürfen von Gott in diesem Bereich Durchbrüche erbitten und erwarten. Man kann auch über Alltägliches persönlich reden. Wichtig ist, dass wir uns als Personen zu erkennen geben und uns nicht hinter Argumenten und Gemeinplätzen verstecken. Wir haben ja letztlich nichts zu verlieren, weil wir nicht vom Wohlwollen der andern leben müssen. Wenn wir uns auch bei "weltlichen" Themen persönlich mitteilen, ergeben sich viel eher Gelegenheiten für ein Glaubenszeugnis.

Alles in unserem Leben hängt also mit der Beziehung zu Gott zusammen. Dann ist es also ganz natürlich, dass wir über Gott und unsere Beziehung zu ihm auch reden. Damit finden wir jedoch nicht automatisch Anerkennung. Das muss aber nicht unser Problem sein. Solange wir Gottes Geist Raum geben und ihn nicht behindern, können wir getrost "Erfolg" oder "Misserfolg" ihm überlassen.

Typische Gelegenheiten

Je besser wir mit unserem Berufsziel und dem speziellen Anliegen unserer Arbeitsstelle vertraut sind, umso klarer können wir diese von unserem Glauben her durchdenken und füllen. Unter Lehrern wird zum Beispiel das Thema Werte immer wieder zur Sprache kommen, unter Juristen das Thema Gerechtigkeit. Und wer im Verkauf tätig ist, muss sich fragen, ob er sich mit den angebotenen Produkten identifizieren kann. Woraus bezieht er seine Motivation, ja, was ist letztlich seine Lebensgrundlage? In der Werbebranche stellt sich die Frage nach der Übereinstimmung von Inhalt und Verpackung, nach Schein und Sein. Für Vorgesetzte ist das Thema Autorität aktuell und für Biologen die Frage des Zufalls.

Christen machen sich Gedanken über ihren Beruf und suchen die Integration mit ihrem Glauben. Dazu will auch die Berufstätigenarbeit der VBG Hilfestellungen anbieten. Wer von Gott her eine Sicht für seinen Beruf und seine spezielle Arbeitsstelle gewinnt, wird auch die typischen Anknüpfungsgelegenheiten besser erkennen und nützen können.
Wir wollen uns bewusst sein, dass wir am Arbeitsplatz viele Menschen um uns haben, die wir kaum für eine christliche Veranstaltung einladen könnten. Und dennoch sind sie vielleicht für unser Glaubenszeugnis offener als wir denken. Das ist unsere und ihre Chance!

Datum: 02.05.2003
Autor: Rolf Lindenmann
Quelle: Bausteine/VBG

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