Befreit zum Leben

Ben Girod und der Weg der Täufer

Weil sie Christus kompromisslos nachzufolgen suchten, erregten die Täufer in der Reformationszeit Widerstand. Sie wurden verachtet und bedroht, verfolgt und vertrieben. Einzelne wurden hingerichtet.
Innere Freiheit und Freude in Christus: Ben Girod
Im Zürich des 16. Jahrhunderts war kein Platz für Täufer.
Amish
Amish

Mit dem Begegnungstag, den die reformierte Zürcher Kirche und die Schweizer Mennoniten am Samstag durchführen, fällt neu Licht auf den Sonderweg der Täufer. Nicht dabei ist diesmal der Amisch-Leiter Ben Girod, der das Ringen um neues Leben und Versöhnung nach Jahrhunderten der Trennung auf einzigartige Weise verkörpert.

Die Täufer des 16. Jahrhunderts waren mit ihrer Forderung nach Religionsfreiheit ihrer Zeit weit voraus. Es kam, wie es kommen musste: Die Verfolgten schlossen sich von der Umwelt ab, grosse Gruppen wanderten später in die Neue Welt aus. Ihre Botschaft, Christus radikal nachzufolgen, wurde in Mitteleuropa nicht mehr gehört. Bei der täuferischen Sondergruppe der Amischen führte die Verfolgung zu einer religiösen Erstarrung.

Die Gemeinschaft der Amischen geht auf den Berner Jakob Amman zurück. Amman suchte um 1700 die Reinheit der Täufer-Gemeinschaft mit harten Strafandrohungen (Abweichler ausschliessen und vollständig meiden) zu sichern. Daraus entwickelte sich eine Lebensweise, die mit Gottes ursprünglichen Gaben leben will und bis heute moderne Technik ablehnt, ein Lebensstil gemäss bestimmten Überlieferungen, die nicht in Frage gestellt werden dürfen.

Im Herzen für immer verändert

Ben Girod, im US-Bundesstaat Indiana aufgewachsen, ist daraus ausgebrochen. Es begann vor über zwanzig Jahren damit, dass Gott sein Herz erneuerte und ihm inneren Frieden gab. „Wir suchten den Herrn viele Jahre lang. Man hatte uns gelehrt, dass wir bis nach dem Tod unserer Rettung nicht gewiss sein könnten. Da kam eines Tages der Herr in einer dramatischen Weise zu mir und veränderte mein Leben für immer.“

Ben Girod suchte seine tiefe Freude seinen Freunden und Nachbarn mitzuteilen. Doch sie empfanden dies als bedrohlich: „Wenn sie merkten, dass ich sie auf die Freiheit in Christus hinwies, wurde ich weggewiesen.“ Die Familie zog von Ort zu Ort. Ben Girod ist traurig darüber, dass die Amischen auf die ‚guten’ Werke abstellen, die sie im Gehorsam gegenüber den alten Traditionen erbringen. Diese Werke sollen sie bei Gott retten. „Wer alles hält, wird als gutes Glied der Kirche angesehen.“

Für Versöhnung Täufer – Reformierte

Durch den Kontakt mit Pfr. Geri Keller von der Winterthurer Stiftung Schleife erhielt das Sehnen von Ben Girod nach der Rückkehr der Amischen in die weitere Gemeinschaft der Christen eine neue Dimension. Er nahm im Mai 2003 am Kongress „Heile unser Land“ in Winterthur teil. Stellvertretend für seine Glaubensbrüder knüpfte er die Bande zu den reformierten Christen neu, als er mit seiner Gruppe im Zürcher Grossmünster einen Gottesdienst feierte, „da wo der Weg unserer Väter im Glauben begann“. Für den Amisch-Leiter war das „Versöhnung mit Zwingli“, der Anfang eines Wegs der Erneuerung.

In einem Gespräch mit Livenet sprach Ben Girod von seinem Traum, dass die Amischen in die Gemeinschaft der christlichen Kirchen zurückkehren. „Wie es geschehen wird, weiss ich nicht. Gott hat uns zugesagt, dass wir mehr empfangen werden, als wir uns vorstellen können. Mit der Zeit wird Gott dem Volk der Täufer neue Freiheit geben.“

Das Volk der Täufer umfasst für Girod neben kleineren Gruppen die Mennoniten, die Amischen und die Hutterer. Vertreter von ihnen werden am Samstag in Zürich mit reformierten Christen diskutieren, nachdenken und feiern – Gemeinschaft nach Jahrhunderten der Trennung.

Weiterer Artikel zum Begegnungstag:
www.livenet.ch/www/index.php/D/article/189/17118/

Ben Girods Weg nach Zürich:
www.livenet.ch/www/index.php/D/article/189/8042/


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Datum: 25.06.2004
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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