Morgenforum in Aarau

Was macht eigentlich Willow Creek?

Am letzten Samstag, 8. November, weilte Bill Hybels einige Stunden in Aarau, um sich den Fragen von Gemeindemitarbeitern zu stellen. Er gab interessante Einblicke, unter anderem in die Suche nach seinem Nachfolger.
Willow-Creek-Leiter Bill Hybels (links) mit Übersetzer und seinem geliebten Flipchart.

Die Freie Christengemeinde Aarau ist nicht gerade klein, und doch waren nur etwa 100 Personen zum Morgenforum mit Bill Hybels gekommen. Ist Willow nicht mehr gefragt? Am Samstag war jedenfalls Zeit, Fragen zu stellen und die Personen, welche gekommen waren, haben es wohl nicht bereut. Hybels zeigte sich gewohnt engagiert, redegewandt und beantwortete jede Frage anhand erlebter Beispiele und mindestens einer Grafik am Flipchart. Dass dabei die eh schon kurze Zeit wie im Fluge verging, kann man sich denken. Wir haben einige Fragen ausgewählt, die dem US-Pastor gestellt wurden.

Wie geht Willow mit der multioptionalen Gesellschaft um?

«Viele Leute verbringen heute sehr viel Zeit vor Bildschirmen», bestätigte Hybels. Vielleicht sei die Chance der Kirche gerade das Gespräch von Angesicht zu Angesicht. «Beziehung ist die beste Möglichkeit, Menschen auf die wichtigste Option in ihrem Leben hinzuweisen, nämlich Jesus Christus.» Freundschaftsevangelisation liegt bei Willow Creek also nach wie vor hoch im Kurs. Hybels glaubt auch, dass die technologische Zerstreuung noch viel stärker werden wird. Auch Pastoren sollten die neuen Möglichkeiten für sich nutzen. Er selbst twittere viel. «Manche Menschen bekommen ihre Informationen nur noch über Twitter und Facebook», so Hybels.

Welchen Stellenwert hat die Diakonie bei Willow?

«Vor 40 Jahren haben sich 99 Prozent der Kirchen nur mit Jüngerschaft befasst», hielt der US-Pastor fest. Dann habe man die Evangelisation entdeckt. Inzwischen würde dem Bereich «Compassion und Justice» (Barmherzigkeit und Gerechtigkeit) immer mehr Gewicht gegeben. Auch bei Willow ist das der Fall. An das Gemeindezentrum in Chicago wurde ein ganzes «Care-Center» angebaut. Dort gibt es nicht nur Essens- und Kleiderläden, auch Jobs werden vermittelt, eine Autogarage ist dabei, sogar eine Zahn- und Augenbehandlung kann man hier erhalten.

Wie alles bei Willow, hat auch dieses Projekt ganz eigene Dimensionen. Neben sieben Angestellten arbeiten 2'500 Ehren-amtliche in dem Zentrum. «Gott hat unser Herz für die Armen und Bedürftigen wachsen lassen. Wir nehmen die Barmherzigkeit sehr ernst!», betont Hybels.

Und wie geht es weiter mit Bill Hybels und Willow Creek?

Im nächsten Jahr feiert Willow das 40-jährige Bestehen. Man sei dabei, das Jubiläum vorzubereiten. Eine klare Vision und Strategie für die nächsten Jahre werde man am Jubiläumsanlass verkünden. Natürlich beliess es Hybels nicht dabei, das Thema Vision anzuschneiden, ohne darüber zu sprechen, wie man eine Vision angehen sollte. «Menschen müssen Teilhaber, nicht nur Zuschauer einer Vision werden. Das ist ein Problem.» Darum werden bei Willow alle Mitarbeiter mit in den Prozess der Visionsfindung eingebunden und gefragt, was sie zu bestimmten Ideen denken.

Der 62-jährige Hybels, der die Gemeinde mit 22 Jahren gegründet hatte, gab auch sehr offen darüber Auskunft, wie es mit seiner eigenen Stellung weitergeht. Der Leiterwechsel ist seit zwei Jahren ein Thema. Man sei dabei, einen Nachfolger in den eigenen Reihen zu suchen. Wenn das nicht klappt, setzt die Gemeinde die Suche extern fort. Der Nachfolger sollte etwa 15-20 Jahre jünger sein. Hybels drückte grossen Respekt vor diesem Schritt aus. «Der Leiterwechsel ist die schwierigste Aufgabe, die eine Organisation überhaupt angehen muss.» Leider würde das oft nicht besonders gut klappen. «Wenn Willow das hinbekommt, grenzt es an ein Wunder», glaubt Bill Hybels. «Aber wir versuchen es.»

Zur Webseite:

Datum: 14.11.2014
Autor: Christof Bauernfeind
Quelle: ideaSpektrum Schweiz

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