Lausanner Bewegung befasst sich mit Prinzipien der "Natürlichen Gemeinde Entwicklung"

Christian A. Schwarz

Was große Gemeinden von kleinen lernen müssen

Grosse christliche Gemeinden verlieren häufig die Fähigkeit, Nichtchristen zum Glauben zu führen. Das geht aus Untersuchungen des Instituts für Natürliche Gemeindeentwicklung in Emmelsbüll bei Husum hervor. Darüber informierte Institutsleiter Christian A. Schwarz beim "Runden Tisch Evangelisation" der Lausanner Bewegung Deutscher Zweig, der vom 25. bis 26. Juni in der Evangelischen Akademie in Hofgeismar bei Kassel zusammenkam. Das Institut hat in den vergangenen Jahren Fragebögen aus 15.000 Gemeinden in 50 Ländern ausgewertet.

Sogenannte Mega-Gemeinden in Kanada haben laut Schwarz eine ungewöhnliche Konsequenz aus der Beobachtung gezogen, dass sie Nichtchristen kaum mehr ansprechen: Ihre Pastoren absolvieren Praktika in kleinen Gemeinden, die um neue Mitglieder kämpfen müssen. Schwarz bedauerte, daß man bei der Suche nach modellhaften Gemeinden zu sehr auf die große Mitgliederzahl achte und nicht auf die Qualität des Gemeindelebens. Es gebe auch das Phänomen, dass Gemeinden wüchsen und dennoch von niedriger Qualität seien. Das sei zum Beispiel der Fall, wenn sie einen sehr begabten Prediger hätten, aber außer dem Sonntagsgottesdienst keine Angebote für gelebte Gemeinschaft machten.

"Geistliche Kriegsführung" ohne Einfluß auf Gemeindewachstum

Die Praxis der sogenannten geistlichen Kriegsführung, nach deren Vorstellung ganze Territorien von Dämonen besetzt sind, die von der Gemeinde durch Gebet gebunden werden müssen, hat keinen meßbaren Einfluß auf das Gemeindewachstum. Auch das haben die empirischen Untersuchungen des Instituts für Natürliche Gemeindeentwicklung ergeben. Entscheidend für Gemeindewachstum sei der Umstand, ob sie an acht "Qualitätsmerkmalen" - darunter inspirierende Gottesdienste, ganzheitliche Kleingruppen und bedürfnisorientierte Evangelisation - arbeiteten. Ob sie darüber hinaus die "geistliche Kriegsführung" praktizierten, sei statistisch unerheblich. Das Prinzip der Natürlichen Gemeindeentwicklung findet inzwischen international starke Resonanz.

Wie Schwarz gegenüber idea sagte, sei die Wirkung dort am stärksten, wo Kirchenleitungen die Prinzipien in ihre Kirchen und Gemeinden trügen. Als Beispiele nannte er den anglikanischen Bischof von Sidney, die Heilsarmee in Kanada und verschiedene protestantische Denominationen in Dänemark, die die Erkenntnisse der Natürlichen Gemeindeentwicklung angewandt hätten. In Deutschland finde man dies bislang auf Gemeindeebene, aber noch nicht auf der Leitungsebene von Kirchen und Gemeindebünden. Die Lausanner Bewegung Deutschland vereinigt mehr als 200 Führungspersonen aus Landes- und Freikirchen sowie christlichen Werken. Geleitet wird sie gemeinsam vom Generalsekretär der Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste im Diakonischen Werk, Hartmut Bärend (Berlin), dem freikirchlichen Pastor und Journalisten Ulrich Eggers (Cuxhaven) und dem Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb (Stuttgart).

Datum: 29.06.2002
Quelle: idea Deutschland

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