Meine Berufung

Michael Berra

Es war immer schon klar für mich – eine Bibelschule besuche ich nie und nimmer, und Pastor werde ich sowieso nicht.

1996, Yosemity National Park, USA. Eine Gruppe österreichischer Bergführer gibt mir den Spitznahmen «Prediger» und bittet mich aus Jux, ihnen am Sonntag die Messe zu halten. Der ganze deutschsprachige Campingplatz ist versammelt und ich predige das Evangelium für Freeclimber. Ich habe meine Berufung gefunden. Ich muss predigen!

Altes vergeht, neues kommt

Seit dem Sonntagsspaziergang ist vieles geschehen. Während meines sechsmonatigen Time-outs in den USA hat Gott bei mir viel verändert. Alte Muster wurden verworfen, neue aus Gottes Wort und aus der Gemeinschaft mit ihm angenommen. Dann kam der Auftrag: «Geh!» Die Geschichte mit den Bergführern ist eine von vielen, die sich «drüben» ereigneten. Das war meine Berufung. Ich merkte, dass ich nicht mehr in den normalen Berufsalltag zurückkehren konnte, und sah mich vor meinem geistigen Auge bereits predigend durch die Strassen ziehen.

Bibelschule war immer noch ein Dorn in meinem Auge. «Die kommen immer so komisch zurück», versuchte ich die Stimme in mir zum Schweigen zu bringen. Doch auch hier liess der Heilige Geist nicht locker. Als ich wieder in die Schweiz zurückkehrte, nahm ich mir fest vor, gleich nach der RS eine theologische Ausbildung zu beginnen. Erstens kommt es anderes und zweitens als ich dachte, denn Gott hatte wieder einen anderen Plan … «Wie wärs mit zwei weiteren Jahren im Beruf?», rieten mir etliche unabhängig voneinander. Für mich gab es nichts Schlimmeres, ich muss predigen – wie soll das im Geschäft gehen?!

Aber der Herr segnete diese Zeit und ich lernte, wie man auch im Berufsalltag «predigen» kann. Nach einigen weiteren Turbulenzen und «Schienbeintritten» Gottes landete ich sicher auf dem «heiligen Berg» St. Chrischona – obwohl ich auch da nie hin wollte …

Berufung bestätigt

Nach drei Jahren Studium zeichnet sich ein klareres Bild ab. Die Berufung zum Predigen hat sich bestätigt und die Begabung wurde gefördert. Aber die Frage bleibt: Pastor? Missionar? Beides kann ich mir für eine gewisse Zeit vorstellen, trotzdem habe ich den Eindruck, dass weder das eine noch das andere meine Lebensberufung ist (falls es so etwas gibt).

Ich werde predigen, Christen wie Noch-Nicht-Christen aufrütteln, aber in welchem Rahmen weiss ich noch nicht. Nun habe ich im Praktikumsjahr Zeit und Möglichkeit, einen Einblick in Gemeinde (FEG Basel) und Mission (Indien, Nepal) zu bekommen. Ich weiss ja in der Zwischenzeit: Gott kommt zum Ziel mit mir und lässt es mich klar und früh genug wissen.

Michael Berra, damals Student am Theologischen Seminar St. Chrischona, heute engagiert als FEG Jugendsekretär und im Prisma Rapperswil (o2 – Kirche für junge Erwachsene).

Datum: 14.04.2007
Autor: Michael Berra
Quelle: Impuls

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