Kolumne zum Sonntag

Advent - Zeit der Sehnsucht

Schon längst weisen glitzernde Dekorationen und süsse Verkaufsprodukte darauf hin, dass wir in eine besondere Zeit im Jahreskreis eingetreten sind. Es ist Advent!
Advents-Kerze
Pia E. Gadenz-Mathys

Mag sein, dass gleich nach den Kürbissen die Kerzen und Engel jedes Jahr noch früher zur Schau gestellt werden. Man darf sich darüber ärgern. Das lange adventliche Vorspiel kann jedoch durchaus sinnvoll sein, um nicht zu schnell in das Weihnachtsfest hineinzustolpern.

Eine wichtige Vorbereitungszeit

Es braucht die Zeit der Vorbereitung. Die kirchliche Tradition gibt knapp vier Wochen vor, die Geschäftswelt legt noch einige dazu. Hauptsache: Vorbereitungszeit! Immerhin feiert die Christenheit an Weihnachten das Fest der Geburt Jesu. Christinnen und Christen nutzen diese Zeit, sich mit der Bibel auf den Weg zum Weihnachtsfest zu machen. Die Texte mit ihren Akteuren und Ereignissen laden ein, unserer Sehnsucht nach Stille, Freundschaft und Liebe Raum zu geben.

Ist Warten verlorene Zeit?

Advent kommt vom Lateinischen «adventus», eigentlich «adventus Domini» und bedeutet Ankunft des Herrn. Dabei begeht die Kirche eine zweifache Ankunft des Herrn. Zum einen feiern wir diese Ankunft an Weihnachten, aber auch am Ende der Zeiten. Da liegt über uns jetzt schon eine Verheissung! Freudig warten wir auf das Kommen Gottes in dieser Welt. Warten ist für viele Menschen eine unangenehme Sache. Sie sprechen von verlorener Zeit und Passivität. Warten kann aber auch positiv bewertet werden, besonders wenn es um wichtige und schöne Momente geht, die noch vor uns liegen.

Die Sehnsucht hält lebendig

Ich kenne Menschen, die warten ab, bis sie wieder gesund sind, Menschen, die sich sehnen nach dem Geliebten und andere, die in ihrer Not und Bedrängnis auf Rettung und Glück warten. Das Ausschauhalten und Rechnen mit Gottes Kommen halten viele Menschen lebendig. Es ist die Haltung des Ausrichtens auf eine bessere Welt, auf Gerechtigkeit und Frieden. Wie gut, dass diese Sehnsucht wachgehalten wird! Die vielen Lichterketten mögen Hilfen dazu sein.

Ich wünsche Ihnen die grosse Sehnsucht, Gottes Kommen zu erwarten. Fing nicht auch Gottes Menschwerdung in Jesus Christus mit der Sehnsucht nach dem Menschen an?

Pia E. Gadenz-Mathys ist katholische Theologin und Leiterin der Koordinationsstelle Pastoralraum Bern Oberland, Thun

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Datum: 30.11.2014
Autor: Pia E. Gadenz-Mathys
Quelle: Berner Oberländer

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