Gesprächspartner für Hindu-Pilger

In der heiligen Stadt dem höchsten Gott begegnen

Ashok Singh und seine Freunde sind christliche Gesprächspartner für die Hindu-Pilger, die aus allen Teilen Indiens in die heilige Stadt Varanasi kommen. Sie erhalten Gelegenheit, sich dem höchsten Gott anzuvertrauen, der durch Christus Menschen rettet.
Ashok Singh im Gespräch mit einem Pilger.
Morgenbad an den Ghats in Varanasi.
Rückt unbeirrbar die positive Botschaft ins Zentrum: Ashok Singh.
Brahmanen in weisser Kleidung vollziehen Rituale am Ganges-Ufer in Varanasi.
Unterstützung: Gebetstrupp unterwegs in Haridwar.
Delhi Rush Hour: Der Hektik der Grossstadt suchen Hindus pilgernd zu entkommen.
Von dem einen Gott alles erwarten: Singh betet für eine Frau.
Ganges.

Die Pilger kommen nach Varanasi, um Unheil von sich abzuwenden und Verdienste für ein besseres Karma (Geschick im künftigen Leben) zu sammeln. Die meisten Pilger sind Männer; sie unternehmen die Pilgerreise für sich und die Familie. 20’000-30'000 Personen, deutlich mehr als vor Jahrzehnten, kommen täglich ans Gangesufer, um Rituale zu vollziehen und sich zu waschen.

Enttäuschte Pilger

„Wir treffen die Hindu-Pilger an den Ghats, am Ufer des Ganga“, erzählt Ashok Singh, zu Besuch in der Schweiz. „Auch mit Priestern ergeben sich dort Gespräche. Wir reden über ihre persönliche Lebenslage, und allmählich kommt das Gespräch auf Gott. Wir versuchen die Beziehung zu Gott zu erörtern. Wir fragen: ‚Wenn Sie hier so komplizierte, kostspielige Rituale vollziehen, was bekommen Sie dafür?’ Die meisten Hindus räumen ein, dass sie leer zurückkehren. Manch einer klagt über den Aufwand – und dass ihm nichts bleibt.“

An Shivas Fluss

Die Heiligkeit von Varanasi (auch Benares genannt) ergibt sich für Hindus daraus, dass sie hier ihrem Hauptgott Shiva besonders nah zu sein glauben, besonders im Vishwanath-Schrein. Eine andere Pilgerstadt ist Haridwar, wo der Gangesfluss aus dem Himalaja ins Hügelland hinausfliesst. Da das Gebirge Hindus als Wohnstatt der Götter gilt, verehren sie Haridwar als ‚Tor zu Gott’ (die wörtliche Bedeutung des Stadtnamens).

Tiefreligiöse Hindus sehnen sich danach, zu allen sieben heiligen Städten zu pilgern, um für ihre Seele den Ausstieg aus dem endlosen Kreis der Wiederverkörperung (Reinkarnation) zu erlangen. Varanasi ist als ‚Tor zur Welt der Geister’ von überragender Bedeutung; es heisst, die Reinigung an seinem Ganges-Ufer sei so wirksam wie die anderen Rituale zusammengenommen. Viele Hindus kamen früher nach Varanasi, um zu sterben. Heute lassen sich viele hier kremieren, im Glauben, sie würden in den Himmel aufgenommen.

Einer kam ans Ziel

Doch statt Glück und Heilsgewissheit erleben viele Pilger Enttäuschungen. Hier setzt Ashok Singh an: „Durch die innere Leere werden Pilger bereit für Neues. Wir sagen ihnen: ‚Ohne eine Beziehung zu Gott werden Sie kein erfülltes Leben haben.’ Oft können wir dann darlegen, dass sich dieses Leben in Jesus Christus erschliesst. Wir gehen meistens von den Heiligen Schriften der Hindus aus, um das Ungenügen des Menschen vor Gott zu erläutern. „Was all die Sucher nicht schaffen, hat einer vollbracht: Jesus. Und Sie dürfen es im Glauben einfach annehmen.“

Anknüpfen in der Veda

Prajapati (‚Herr der Geschöpfe’) ist ein Hindu-Gott, dem die Weitergabe und der Schutz des Lebens übertragen ist. In uralten Heiligen Schriften (den vier Veden) erscheint er als höchste Gottheit. Ashok Singh erwähnt Prajapati gern in den Gesprächen, denn da ist zu lesen, dass er von einer Jungfrau geboren wird, für die Sünden seiner Geschöpfe stirbt und ins Leben zurückkehrt. Er redet den Seinen zu und nimmt sie zu sich in seine himmlische Wohnstatt. Singh bezeichnet Hindus gegenüber die Bibel als fünfte Veda. „Dass wir ihnen sagen können, dass Jesus Christus in ihren Heiligen Schriften angekündigt wird, hilft uns sehr.“

Frontleute brauchen Unterstützung

Singh und seine Leute vom ‚Shechem’-Team versuchen freundschaftliche Beziehungen aufzubauen. Dies ist nicht einfach – christliches Zeugnis trifft in Varanasi auf enorme geistliche Widerstände. „Darum steht, während wir an der Frontlinie agieren, eine Gebetstruppe – ich sage bewusst Truppe, nicht Gruppe – hinter uns. Wir brauchen diese Unterstützung.“

Die Christen versuchen sich in die Situation ihres Gegenübers einzufühlen. „Jeder Mensch hat eine Sorge, ein Problem. Warum käme er sonst nach Varanasi? Ist er bloss hier, weil die Familie es von ihm erwartet? ‚Wegen Gott sind Sie hier?’ – ‚Ja. Meine Kuh ist gestorben, und ich muss mit einer Pilgerreise den Fluch aufheben, der dadurch auf mir liegt.’ – ‚Warum müssen Sie dafür bezahlen…?’ Wir gehen auf die Situation ein und nehmen uns Zeit. Manchmal setzt sich das Gespräch am nächsten Tag fort.“

‚Dieses Buch hat mein Herz eingenommen’

Bei einem Sadhu, den Ashok Singh mit Jesus Christus bekannt machte, vergingen zwei Jahre. „Das erste Gespräch dauerte drei Stunden. Er lieh meine Bibel aus und gab sie nicht zurück. Alle drei Monate besuchte ich ihn in Haridwar. Nach zwei Jahren sagte er: ‚Dieses Buch hat mein Herz eingenommen. Mehr als das: Der Herr des Buchs hat es getan.“ Und er gab sein Herz Jesus. Das Team von Singh pflegt das persönliche Gespräch. „Wir lieben die Menschen. Wir betonen, dass Gott ihnen Weisheit gegeben hat. Sie sollen sie in seinem Sinn einsetzen – nicht so, wie ich oder ein anderer es richtig finden.“

Brahmanen unter Druck

In der Hindu-Religion haben die Brahmanen, die Angehörigen der Priesterkaste, das Sagen. Ihnen ist die Bewahrung der Tradition anvertraut. Sie unterliegen strengen (Reinheits-)Regeln, die sie konsequent einhalten müssen, um ihrer Bestimmung zu entsprechen. Entsprechend hoch ist ihre Erwartung, auf der Pilgerschaft belohnt zu werden. Dass andere im heutigen Indien das grosse Geld machen, während sie mit beschränkten Mitteln auskommen müssen, erhöht bei vielen die innere Spannung.

Umarmen – und wiederkommen

Ashok Singh und sein Team führte in Mathura (angeblich die Geburtsstadt des Gottes Krishna) vor einigen Monaten einen Gebetsmarsch durch. „Da trafen wir einen alten, mittellosen Brahmanen; er war von seiner Familie und der Gemeinschaft im Stich gelassen worden und klagte uns sein Los. Ein Mitarbeiter von mir umarmte ihn, und ich umarmte ihn. Er war überwältigt. Bevor wir weitergingen, erklärten wir ihm, dass wir dies nicht aus menschlichem Mitleid getan hatten, sondern weil Gottes Liebe in uns ist – durch Jesus Christus. Ich rechne damit, dass der Mann, wenn wir das nächste Mal kommen, da sitzen wird, bereit zum Gespräch.“

Im Unterschied zu den meisten der gut 40 christlichen Organisationen, die in Varanasi (und vor allem in der Umgebung der Stadt) tätig sind, konzentriert sich Singhs Team auf Hindus der hohen Kasten. Seit der britischen Kolonialherrschaft existiert in der Mitte von Varanasi, in der Garnison, eine Kirche. Die „Church of North India“ ist im Stadtzentrum präsent. „Aber sie geht nicht zu den Leuten, ist nicht evangelistisch tätig, sondern kümmert sich einfach um ihre Mitglieder.“

Keine westlichen Lieder

Ashok Singh leitet eine Gemeinde in der Stadt, der gut hundert Inderinnen und Inder angehören. Sie singt keine westlichen Lieder, nur indische. „Wir sitzen auf dem Boden.“ Der Gottesdienst dauert drei Stunden. Taufen finden im Ganges statt. „Eine Frau wartete sechs Jahre auf die Taufe. Im letzten November liess sie sich im Ganges taufen – mit ihrer ganzen Familie.“ Seit 2006 beschäftigt sich sein Team auch mit Ausländern, Nicht-Hindus, die nach Varanasi pilgern. Zwei Koreaner und ein Spanier haben am Hindu-Pilgerort Jesus Christus gefunden!

Mammon oder Jesus?

Die Christen haben auch zu Sindhis Kontakt gefunden. Diese mittelständische Kaste von Gechäftsleuten beherrscht in der Gegend das Geschäft mit Salzgebäck und Crackers. „Ihr Gott ist das Geld.“ Doch einige interessieren sich für die christliche Botschaft. In ihrem College treffen sich nun drei Gruppen zum Bibelstudium. „Eine ganze Familie kam zum Glauben an Jesus, zuletzt die Grosseltern, denen die alte Religion besonders lieb war. Doch Gott überführte sie. Sie wurden ebenfalls im vergangenen November getauft und bekennen nun den Namen des Herrn.“

Der jüdisch-christlichen Botschaft, dass alle Menschen gleich sind, steht das indische Kastendenken entgegen. Indische Christen können etwas Revolutionäres vorleben. „Woher auch ein Mensch kommt – wir nehmen ihn mit Liebe und Wertschätzung an. Was wir in der Bibel lesen: dass wir in Christus alle eins sind und weder Jude noch Grieche, weder Sklave noch Freier ist, das gilt auch für Dalits (Kastenlose).

Einander annehmen

Allerdings nehmen Ashok Singh und seine Frau Chandra auf die Empfindlichkeiten Rücksicht. Man könne Menschen nicht über Nacht völlig ändern. „Die rastlosen Sindhis verhalten sich ganz anders als die würdigen Brahmanen. Aber weil wir in Christus Jesus zur grossen Familie Gottes gehören (und dies auch lehren), nehmen die Menschen einander bei allen Unterschieden an.“ Mahatma Gandhi nannte die Dalits ‚Harijan’, Kinder Gottes. Was er vor drei Generationen seinen Landsleuten einschärfte, lehrt auch Singh: Beide, der Brahmane und der Dalit, sind zuerst Menschen und darin gleich.

Mit einer klaren Perspektive…

Der nordindische Pastor möchte seine Arbeit unter hochkastigen Pilgern ausweiten auf alle sieben heiligen Städte, neben Varanasi und Haridwar (wo vor zwei Jahren ein Ehepaar zu arbeiten begann) auch Mathura, Ayodhya, Ujjain, Dwarika und Puri. Dafür hat er einen Grundsatz: das grosse Angebot Gottes in den Vordergrund zu stellen. „Gott hat uns berufen, Festungen einzunehmen. Sollten wir uns auf den Widerstand konzentrieren – oder nicht vielmehr davon ausgehen, dass wir die Kraft haben, die Widerstände zu überwinden? Ja, wir befinden uns im Krieg. Wenn der Kämpfer negativ denkt, kann er den Krieg nie gewinnen. Ein Soldat, der in den Kampf zieht, muss sich des Sieges sicher sein.“

…und einer positiven Botschaft

Ashok Singh erinnert daran, dass der Apostel Paul sich als Mann im Triumphzug Gottes sah. Und er betont: Das Evangelium ist eine positive Botschaft. Christen sollten beherzigen, was Paulus schrieb: „Seid ihr nun mit Christus auferweckt worden, so sucht nach dem, was oben ist, dort, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend. Trachtet nach dem was oben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist“ (Brief an die Christen in Kolossä, 3,1-2).

Dabei, so fügt der indische Evangelist an, „müssen wir unser Vorgehen und unsere Motive immer wieder überprüfen. Doch wer sich Gott unterordne und dem Teufel widerstehe, werde Durchbrüche erleben (Jakobus 4,7). „Es wird immer Angriffe geben. Unsere Stärke liegt darin, dass wir eine positive Botschaft haben.“

Livenet-Artikel zum 60. Jahrestag von Indiens Unabhängigkeit

Kontaktperson von Ashok Singh in der Schweiz: Pfr. Hansurs Walder, 071 755 21 00

Datum: 27.08.2007
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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