Gedanke zum Sonntag

«Hauptsache gesund!»

«Hauptsache, ihr bleibt lange gesund.» «Für unser Kind wünschen wir uns vor allem Gesundheit». Wer kennt sie nicht, diese Wünsche zum Geburtstag, zur Geburt oder zu sonstigen Festen. «Hauptsache gesund!» Ich bin sehr dankbar, dass ich gesund sein darf, doch das kann sich jeden Tag ändern. Und ich weiss aus eigener Erfahrung, wie dunkel die Stunden sein können, wenn Schmerzen und Ungewissheit bezüglich des Gesundheitszustandes einen plagen. Und doch zucke ich innerlich zusammen, wenn ich die Aussage höre «Hauptsache gesund!» – denn sofort kommen mir Frauen und Männer in den Sinn, die schon lange krank sind und leiden, sei es psychisch oder körperlich.
Die reformierte Pfarrerin Christine Bürk

Was denken sie über diesen Satz? Ist es nicht wie eine Ohrfeige für sie? Ist körperliche Gesundheit das höchste Gut des Lebens? Damit ich nicht falsch verstanden werde, ich weiss die Gesundheit sehr wohl zu schätzen und wünsche auch jedem Menschen, dass er gesund ist – aber ist das alles?

Es geht um mehr als gesunde Körperteile

In der Bibel finden wir eine spannende Geschichte zu diesem Thema (Markus 2,1-12): Dort bringen vier Männer ihren Freund zu Jesus. Ihr Freund ist krank. Er ist gelähmt. Aber sie kommen gar nicht zu Jesus ins Haus hinein, weil so viele Menschen da sind. Die vier Freunde geben nicht auf. Sie graben ein Loch in das Dach. Auf diese Weise bekommen sie ihren kranken Freund genau dahin, wo sie ihn haben wollen: Vor die Füsse von Jesus. Und Jesus heilt ihren Freund. Aber anders, wie sie es sich gedacht haben. Er vergibt ihm seine Schuld. Jesus heilt erst die Beziehung zu Gott. Das ist die Hauptsache für Jesus. Hauptsache gerettet, Hauptsache an der Seele geheilt. Der Mensch in der Bibel wird immer ganzheitlich betrachtet. Es geht Gott nicht nur um ein Körperteil, das wieder in Ordnung kommt. Gott geht es um den ganzen Menschen und Gott möchte Frieden mit jedem Menschen. In unserer Geschichte heilt Jesus anschliessend auch die körperlichen Gebrechen des Mannes. Doch eines Tages wird er alt und gebrechlich sein und sterben müssen, wird die Krankheit ihn wieder einholen, aber die Hauptsache ist geschehen, er hat Frieden mit Gott, er ist geheilt, er hat das Heil erfahren.

Sollte darum nicht auch der Wunsch für uns selber und für unseren Nächsten sein – «Hauptsache ge-Heil-t»! «Hauptsache Frieden mit Gott»! Und vielleicht gibt mir das dann auch die Kraft, die Krankheit zu tragen, weil ich weiss, mein Heil ist noch in grösseren Händen aufgehoben.

Zur Autorin: Christine Bürk ist Pfarrerin der evang.-ref. Landeskirche in Rupperswil (AG)

Datum: 02.03.2014
Autor: Christine Bürk
Quelle: Sonntagsblatt des «Berner Oberländer»

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