Schatzfund in Dänemark

Schreibt goldenes Kreuz die dänische Kirchengeschichte neu?

Der dänische Hobby-Archäologe Dennis Fabricius Holm fand auf der Insel Fünen ein mittelalterliches Kruzifix aus Gold. Der wahrscheinlich 1'100 Jahre alte Schatz könnte die Geschichte der Christianisierung des Landes neu schreiben.
Das goldenen Kruzifix aus Dänemark
Der Runenstein von Jelling, entstanden zwischen 960 und 985

Alles begann damit, dass Dennis Fabricius Holm an einem Freitag im März etwas früher von der Arbeit nach Hause kam. Der Hobby-Archäologe beschloss, seinen Metalldetektor zu nehmen, und damit in Aunslev/Ostfünen auf Schatzsuche zu gehen. Als das Gerät anschlug, hob er einen darunter liegenden kleinen Klumpen Erde auf. Dem Dänischen Radio erzählte er darüber: «Seit ich diesen Erdklumpen umgedreht und das Kreuz gesehen habe, kann ich an nichts anderes mehr denken.»

Ein sensationeller Fund

Der Schatzfund aus reinem Gold ist 4,1 Zentimeter hoch und wiegt 13,2 Gramm. Er stellt eine fein gestaltete Figur mit ausgestreckten Armen dar – zweifellos eine Christusdarstellung. Die Rückseite ist glatt, oben befindet sich eine Öse, wahrscheinlich, um den Anhänger an einer Kette tragen zu können. Holm brachte seinen glücklichen Fund ins Museum zur Archäologin Malene Refshauge Beck, die ihn begutachtete. «Es ist eine absolut sensationelle Entdeckung aus der ersten Hälfte des zehnten Jahrhunderts», stellte sie klar. Ein sehr ähnliches Kruzifix aus Silber wurde vor einer Weile in Schweden entdeckt. Es erleichtert die Datierung. Der über 1'000 Jahre alte Schatz ist in sehr gutem Zustand und könnte eines der wichtigsten christlichen Artefakte der dänischen Geschichte werden.

Die Frage der Datierung

Mit der Datierung ins frühe zehnte Jahrhundert löst das neu gefundene goldene Kruzifix das bisher älteste Zeugnis der Christianisierung Dänemarks ab, den Runenstein von Jelling (Ende 10. Jahrhundert). Dieser zeigt ein Christusrelief und trägt unter anderem die Inschrift: «König Harald befahl, diesen Stein zu errichten zum Gedenken an Gorm, seinen Vater, und an Thyra, seine Mutter. Der Harald, der sich ganz Dänemark und Norwegen unterwarf und die Dänen zu Christen machte.» Damit gilt er als «Taufstein» Dänemarks. Nun streiten sich die Gelehrten darum, ob die Christianisierung des skandinavischen Staates vielleicht schon früher stattgefunden hat als bisher gedacht.

Typisch für die sogenannte Christianisierung war das Erobern von Gebieten durch Christen beziehungsweise das Überzeugen von Königen oder sonstigen Herrschern. Dadurch wurde eine Nation «christlich». Diese Vorgänge lassen sich in Geschichtsbüchern darstellen und mit Jahreszahlen versehen. Sie finden ihre Bestätigung in Zeugnissen wie dem Jellingstein. Doch das Christentum hat sich – zum Glück! – nicht nur mit dem Schwert ausgebreitet. Zu allen Zeiten waren Christen in der Welt unterwegs, sei es als Missionare oder ganz profan aus beruflichen Gründen. Und zu allen Zeiten haben sie dabei auch über ihren Glauben geredet. Vielleicht war der Besitzer des Kruzifix solch ein Christ? Beweisen lässt sich das heute nicht mehr. Doch in jedem Fall ist das Kreuz ein Beleg dafür, dass schon um das Jahr 950 herum Christen auf Fünen waren. Und es ist ein faszinierendes Schmuckstück.

Zum Thema:
Ikone in Geburtskirche gefunden: «Sie hat religiösen und geschichtlichen Wert»
Lag hier Sodom?: Gigantische Stadt nahe dem Toten Meer ausgegraben
Gath war gigantisch: Archäologen finden Eingang zu Goliaths Heimatstadt

Datum: 18.04.2016
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet / Daily Mail

Werbung
Livenet Service
Werbung