Vor 400 Jahren

Die erste Baptistengemeinde

Es begann im Lagerraum einer Amsterdamer Bäckerei Anfang des 17. Jahrhunderts. Dort versammelte sich eine Gruppe englischer Puritaner zum Gebet und Bibelstudium. Als Verfechter der Gläubigentaufe und der uneingeschränkten Religionsfreiheit hatten die Engländer in den Niederlanden Zuflucht vor religiöser Verfolgung gesucht.
Feierlichkeiten zum 400-Jahr Jubiläum in Amsterdam mit 400 Personen auf der Bühne.
The New Church in Amsterdam ist heute ein Museum.
Hier im "East India Bakehouse" versammelten sich damals die Gründer zum Gottesdienst.

Die Zusammenkunft der Gläubigen um Thomas Helwys und John Smyth 1609 markiert die Entstehung der ersten Baptistengemeinde, aus der sich seither eine der bedeutendsten Freikirchen des Protestantismus entwickelte. Vom 24. bis 26. Juli feierten Baptisten aus Europa und anderen Kontinenten den 400. Jahrestag in Amsterdam.

Täuferische Bewegungen gab es bereits in der Zeit der Reformation. Zentren des Täufertums waren damals die Schweiz, die Niederlande und Deutschland. Von diesen Täufergruppen lassen sich allerdings nur vage Verbindungslinien zu den eigenständigen Baptistengemeinden ziehen, die nach 1600 vor allem in England anzutreffen waren.

Alle tragen bei

Von anderen protestantischen Konfessionen unterscheiden sich die Baptisten durch die Taufpraxis. Sie praktizieren die Erwachsenentaufe, die als die Taufe der Glaubenden bezeichnet wird. Im Gemeindeleben wird das Laienelement stark betont. Nach dem Verständnis der Baptisten gibt es keine kirchliche Handlung, die ausschliesslich kirchlichen Amtsträgern vorbehalten wäre.

Weltweit beträgt nach Angaben der Europäischen Baptisten Union die Zahl der Anhänger rund 100 Millionen, regionale Schwerpunkte sind England und Nordamerika. Der Weltbund der Baptisten umfasst zahlenmässig die meisten Baptistengemeinden. Einen wichtigen Flügel daneben bildet der «Südliche Baptistenverband» mit 16 Millionen Mitgliedern in den Vereinigten Staaten.

Prägende Persönlichkeiten in den USA

Der theologisch und politisch konservative Baptistenverband gilt als die grösste protestantische Kirche in den USA. Bekannte Baptisten sind die früheren US-Präsidenten Jimmy Carter und Bill Clinton, der Fernsehprediger Billy Graham und der Bürgerrechtler Jesse Jackson. Auch der Bürgerrechtler Martin Luther King und der Sänger Johnny Cash gehörten den Baptisten an.

Frei vom Staat

Baptistengemeinden treten für die Trennung von Staat und Kirche ein. Sie erheben keine Kirchensteuern, sondern finanzieren sich durch freiwillige Beiträge und Spenden. In der Schweiz gibt es 10 Baptistengemeinden mit 1200 Mitgliedern.

In Deutschland sind die Baptisten im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden zusammengeschlossen. Ende 2008 gab es der Freikirche zufolge in Deutschland 828 Baptistengemeinden mit rund 84‘000 Mitgliedern. Die erste deutsche Baptistengemeinde wurde vor 175 Jahren am 23. April 1834 in Hamburg gegründet - mit sieben Taufen in der Elbe. Erster Prediger war der Buchhändler und Missionar Johann Gerhard Oncken (1800-1884), der den mitteleuropäischen Baptismus prägte.

Traditionalistische Russlanddeutsche

Neben der Freikirche gibt es in Deutschland noch eine Vielzahl Freier Baptistengemeinden. Ihnen gehören häufig Russlanddeutsche an, die nach 1980 aus der ehemaligen Sowjetunion in die Bundesrepublik eingewandert sind.

Gespräche mit Lutheranern

Eine Annäherung bahnt sich zwischen Baptisten und Lutheranern in Deutschland an. Nach sechsjährigen Beratungen wurde im Mai ein Konvergenzdokument veröffentlicht, das die Aufnahme von Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft zwischen lutherischen Landeskirchen und der Freikirche empfiehlt. Zur unterschiedlichen Taufpraxis heisst es in dem Dokument: «Baptisten und Lutheraner können beide Taufverständnisse als legitime Auslegungen des einen Evangeliums anerkennen.»

Jubiläumskongress der Baptisten in Amsterdam
Baptisten in der Schweiz
Baptisten in Deutschland
Baptisten in Österreich
Baptisten in Europa

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Bearbeitung Livenet

Datum: 29.07.2009
Quelle: Epd

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