Erlebnisweg

Eintauchen in die Truber Täuferwirren

Auf dem Erlebnisweg rund ums Emmentaler Dorf versetzen sich die Besucher in Täufer des 16. und 17. Jahrhunderts. Zugleich informieren die zwölf Posten präzise über das, was damals im Tal abging.
Die Taufe als „bewusstes Teilhaben am Tod Jesu und seiner Auferstehung“: das Kreuz über der Trueb.
Täufer wurden eingekerkert, ihre Höfe vergantet: Im Eingang zum ‚Verlies’ wird die staatliche Repression im Trub konkret.
Geschafft: Der Truber Pfarrer Felix Scherrer und Lorenz Billeter vom Projektteam mit der dreisprachigen Infotafel an der Kirche, Anfang Mai.
Entwurzelt: Sinnbild für die Vertreibung der Täufer aus dem Emmental.
Ergiebige Quelle: das Chorgerichtsmanual mit Angaben aus den unruhigen Jahren 1712/13.

Nach dem Film „Die Herbstzeitlosen“ trumpfen die Truber im Täuferjahr 2007 erneut auf. Der von Einheimischen gestaltete Erlebnisweg ums Dörfli, letzte Woche eröffnet und bis Ende Oktober zu begehen, gehört zu den Hits des Emmentaler Täuferjahrs. Die Tafeln an den zwölf Posten informieren in Deutsch, Englisch und Französisch. Jede spricht persönlich (per du) den Besucher an, der sich auf Posten 1, den Kopf durch eine Öffnung steckend, im Bild gegenüber als Täufer wahrgenommen hat. Nach einem Gang in die Kirche, wo zwei Chorgerichtsmanuale die Rolle der Kirche in der staatlichen Repression verdeutlichen, gewährt Posten 3 Ausblick auf einen schmalen Graben – die Täufer im Trub, unweit der Grenze zum Staat Luzern, zogen sich auf entlegene Höfe zurück.

Truber gegen Kriegsdienst

In der Zivilschutzanlage – wo sonst? – findet sich der Posten 4 „Finsternis und Licht“. Er macht deutlich, dass der Staat sich mit der Eid- und Kriegsdienstverweigerung von Taufgesinnten nicht abfand. An einer Wand sind die Lage Berns zwischen Frankreich und Habsburg und die Befehlskette Rat-Vogt-Dorfpfarrer dargestellt, anderseits die Täuferhöfe mit Namen der Verfolgten, Datum von Urteil oder Geltstag (Hof enteignet!) abgebildet. Der halbdunkle hinterste Raum der Anlage vermittelt mit einer Toncollage das Verlies-Erlebnis eines gefolterten Täufers, der sich nach dem Urteil die letzten Fragen stellt: „Vater, gib mir Kraft!“

Glaube, der sich bewährt

Am Posten 5 erfährt der Wanderer, dass 1710 das erste Truber Schulhaus mit 30 von Täufern beschlagnahmten Kühen finanziert wurde. Die Zeiten haben sich geändert: Das Projektteam erhielt vom Gemeinderat 50'000 Franken. Der Weg bildet auch zahlreiche positive Aspekte des Täuferlebens und -glaubens ab. Er führt über ein Brücklein in den Wald, wo ihr Gesang ertönt, dann an einen Tisch, wo „die Speise eines einfachen und geradlinigen Glaubens“ zu schmecken ist (so der aufwändig gestaltete Prospekt). Und weiter ans Wasser: Ein grosser Stein, ins schattige Bett der Trueb gesenkt, hat ein flaches Taufbecken entstehen lassen; dahinter steht ein Holzkreuz. Auf einem Stamm diesseits des Bachs können die Wanderer über die Kraft nachsinnen, die aus dem (Tauf-)Bekenntnis des Glaubens erwächst.

Gehen – oder aller Gefahr zum Trotz bleiben?

Der nächste Posten (9) bringt die Zerreissprobe ‚Weichen oder Bleiben’ zum Bewusstsein: Als Bern endlich die Emigration nach Holland (eine Zeitlang) erlaubte, um die standhaften Täufer loszuwerden, rief der Truber Täuferlehrer Peter Habegger 1711 die Seinen auf, nicht bloss im Glauben, sondern auch im Tal zu bleiben. Der Posten 10 macht sinnenfällig, dass Täufer Mitmenschen Gutes taten, wo sie auch lebten, und bietet die Gelegenheit, sich mit einem Batzen an einem Hilfsprojekt zu beteiligen. Nach zweieinhalb Stunden gelangen die Wanderer über die letzten Posten (Friedensarbeit, ‚Ende und Zukunft’) zurück auf den Dorfplatz.

Täuferversteck im Fankhaus

Neben dem ideenreich gestalteten Erlebnisweg haben die Truber auch zwei Wanderwege ohne viel Information hergerichtet, welche Blicke auf die Täuferhöfe in den Gräben gewähren (90 bzw. 150 Minuten). Auf Hinter Hütten im Fankhaus ist ein Versteck erhalten, in dem sich Täufer verbargen, wenn Täuferjäger anrückten. Simon und Regula Fankhauser haben um das Versteck, das sich unter ihrem Heuboden befindet, eine Ausstellung gestaltet, die am 8. Mai eröffnet wurde.

Alle Infos: www.trub.ch/taeuferjahr

Datum: 14.05.2007
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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