Grosse Veränderungen

Neuapostolen wollen Sektenimage loswerden

Die Neuapostolische Kirche (NAK) verstand sich lange als einzige Kirche, in der das ganze Heil in Christus gefunden werden kann. Nun aber sucht sie die Annäherung an die Kirchen der Ökumene.
Von links: Apostel Volker Kühnle (NAK), Pfarrerin Rita Famos (AGCK-Präsidentin), Apostel Heinz Lang (NAK) und Bischof Charles Morerod (AGCK-Vizepräsident) am 9. April 2014 in St. Gallen.

In der Schweiz hat die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (AGCK) der NAK im April 2014 den Gaststatus verliehen. Seither läuft eine fünfjährige Diskussionphase zwischen der Leitung der NAK und der AGCK über theologische Standpunkte.

Verbindliche «Orientierungshilfe» 

Die AGCK arbeitet nun in Zusammenarbeit mit der NAK im November an der Herausgabe einer «Orientierungshilfe». Empfänger der Schrift seien nebst den Mitglieder der AGCK auch alle 160 NAK-Gemeinden in der Schweiz, sagt der Sprecher der Neuapostolischen Kirche Schweiz-Österreich, Walter Hessler. Und diese Orientierungshilfe habe einen «verbindlichen Charakter». Verbindlich bedeute, dass sich alle NAK-Gemeinden auf den «Weg in die Ökumene» begeben, inklusive «Taufanerkennung», «konfessionsverschiedene Ehen» und «Teilnahme an gottesdienstlichen Handlungen». Letztere im Sinne von «gemeinsamen Feiern und Gebeten», wie Hessler gegenüber ref.ch präzisiere. 

Diese Veränderungen fordern die konservativen NAK-Mitglieder heraus. Die evangelisch-methodistische Pfarrerin Claudia Haslebacher, Vorsitzende der AGCK-Kommission für die Neuapostolische Kirche, bemerkt dazu, dass es immer wieder Kirchen gab, die «sich öffneten». «Was die NAK aber bisher und auch in Zukunft durchläuft, ist tatsächlich ein ausserordentlich intensiver Prozess. Diesen unterstützen wir von der AGCK mit Überzeugung», sagt Haslebacher.

Öffnung «kein leichtes Unterfangen»

Auch Georg O. Schmid von der evangelischen Informationsstelle für Kirchen, Sekten und Religionen begrüsst die ökumenische Öffnung der NAK. Früher hatte sie die NAK öfters wegen ihrer Kritikunfähigkeit und ihrem Anspruch auf Heilsexklusivität kritisiert. «Von den sektenhaften Zügen der Vergangenheit hat sich die NAK zwischenzeitlich glaubwürdig verabschiedet», sagt Schmid. Das Image einer Sekte hafte ihr deshalb in Fachkreisen nicht mehr an.

Keine Bestrebungen gibt es seitens der NAK aber nach einer Annäherung an den Verband VFG – Freikirchen Schweiz, wie Präsident Max Schläpfer gegenüber Livenet auf Anfrage bestätigte. Und dies, obwohl Claudia Haslebacher auch Vorstandsmitglied des Freikirchenverbandes ist.

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Datum: 07.09.2015
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet / ref.ch

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