Israelkonferenz

Wenn Christen die Zeit zu ihrem Gott machen

Viele Christen machen die Zeit zu ihrem Gott. Das beobachtet der Theologe, Buchautor und Nahost-Korrespondent Johannes Gerloff. Er sprach vor knapp 1‘000 Teilnehmern an der Sächsischen Israelkonferenz.
Buchautor und Nahostkorrespondent Johannes Gerloff.

Der Nahost-Korrespondent des Christlichen Medienverbandes KEP (Konferenz Evangelikaler Publizisten) sagte am 3. Mai bei der Sächsischen Israelkonferenz in Löbau, Christen würden häufig behaupten, sie hätten keine Zeit. Deshalb verzichteten sie beispielsweise auf die Stille Zeit am Morgen, auf das Lesen in der Bibel oder das Gebet. In einem Jahr könne man einmal die Bibel durchlesen, wenn man täglich drei Kapitel schaffe, erklärte Gerloff vor den knapp 1'000 Teilnehmern. «Überlegt einmal, wie lang ihr für drei Kapitel braucht und wie lange ihr vor dem Fernseher sitzt. Und dann fragt euch, wer euer Gott ist!» Ferner wandte er sich dagegen, den ersten Teil der Bibel als «Altes» Testament zu bezeichnen. Denn darin liege etwas Abwertendes. Passender sei es, vom Gesetz und den Propheten zu sprechen. Die Behauptung, Christen müssten den ersten Teil der Heiligen Schrift durch die Brille des Neuen Testaments lesen, bezeichnete Gerloff als «unbiblisch». Es habe das Alte Testament weder abgelöst noch ausser Kraft gesetzt.

Landraub ist illegal und unbiblisch

Mit Blick auf die Debatte um den israelischen Sieldungsbau in palästinensischen Gebieten betonte Gerloff, dass selbst der frömmste Jude kein Recht habe, sich Land einfach zu nehmen: «Landraub ist ganz klar illegal.» Ein solches Handeln widerspreche auch der Bibel. In der aktuellen Debatte gehe es aber um die Frage, ob ein Israeli in einem Haus auf einem Stück Land leben dürfe, das er gekauft hat. Ihm sei kein Israeli bekannt, der sich zu Unrecht Land angeeignet habe, sagte Gerloff. Der Rabbi Ari Abramovitz aus Jerusalem forderte die Konferenzteilnehmer auf, sich einmal in die Lage Israels zu versetzen, das ständig von 23 arabischen Staaten umgeben sei, die das Ziel verfolgten, Israel auszulöschen: «Wie viel Land sollen wir noch für Frieden geben?» Der Leiter des Zentrums für jüdisch-christliche Verständigung und Zusammenarbeit, David Nekrutman (Efrat), ermutigte dazu, Israel zu besuchen. Bislang kämen jedes Jahr nur etwa 50'000 Deutsche. «Aber ihr seid 80 Millionen», so Nekrutman weiter. «Warum kommt ihr nicht?» Die Freiheit, die seit der Wiedervereinigung alle Deutschen hätten, berge auch Verantwortung. Gebet reiche nicht in jedem Fall, um zu zeigen, dass man an der Seite Israels stehe.

Israel ist «der Beweis Gottes»

Der Geschäftsführer der Sächsischen Israelfreunde, Wilfried Gotter, bezeichnete Israel als «Beweis Gottes und sein Demonstrationsvolk in dieser Welt». Für Christen sei das Land Israel als die Heimat Jesu sehr wichtig. Umso unverständlicher sei es, wenn manche Christen behaupteten, der Tod Jesu sei auch der Tod Israels gewesen und das jüdische Volk habe seine heilsgeschichtliche Funktion damit erfüllt. Gotter: «Genauso wie in vielen Kirchen die ethischen Aussagen der Bibel zeitgeistig umschifft werden, so ist es auch um die biblischen Aussagen und Prophetien zum Volk Israel bestellt.» Der 1998 gegründete Verein der sächsischen Israelfreunde hat 400 Mitglieder. Sein Magazin «Zum Leben» wird von 7'000 Interessierten gelesen. Vorsitzender ist der Dresdner Stadtrat Lothar Klein. Der Verein setzt sich unter anderem gegen eine einseitige Berichterstattung im Nahostkonflikt, für Versöhnungsarbeit sowie für die Aufarbeitung antisemitischer Lehren in der Kirche ein.

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Datum: 05.05.2014
Quelle: idea Deutschland

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