Juden und Christen müssten ihre Zusammenarbeit für die Heiligkeit des menschlichen Lebens, für Menschenwürde und damit für Gerechtigkeit und Frieden in der Welt fortsetzen. Vor allem müssten sie dafür sorgen, dass "die Kräfte des Bösen nie wieder Oberhand gewinnen". Die beiden Oberrabbiner Israels baten den Papst darum, die Zerstörung der Synagogen im Gazastreifen öffentlich zu verurteilen, denn es könnte sich auf die ganze Welt ausweiten, dass heilige Stätten aller Religionen zerstört werden könnten. Rabbi Metzger erinnerte daran, dass der Holocaust mit der Verbrennung von Synagogen begann und mit der Verbrennung von Juden endete. Der Papst äusserte sich besorgt über die "Akte von Gewalt und Terror", in der Region. Sie verbreiteten "unglücklicherweise allzu oft immensen Schmerz" im "Heiligen Land, das von Juden, Christen und Muslimen als heilig" bezeichnet werde. Ausdrücklich verwies Benedikt XVI. auch auf die neuen Probleme der christlichen Gemeinschaften, die seit den Anfängen des Christentums im Heiligen Land lebten. "Heute stehen die Brüder und Schwester im Glauben vor neuen und zunehmenden Herausforderungen", sagte der Papst. Ausdrücklich mahnte er die Erfüllung noch offener Punkte aus dem 1994 zwischen dem Vatikan und Israel geschlossenen Grundlagenvertrag an. Man sei erfreut, dass sich die damals abgeschlossenen diplomatischen Beziehungen zu einer stabilen und soliden Zusammenarbeit entwickelt hätten, aber es gebe noch offene Fragen, so der Papst. Seit mehreren Jahren verhandeln Israel und Vatikan ohne Ergebnis über wirtschaftliche und rechtliche Fragen, einschliesslich der traditionellen Steuerbefreiung für christliche Non-Profit-Institutionen. Die Konzilserklärung „Nostra aetate“ hatte 1965 eine neue Periode im Verhältnis der römisch-katholischen Kirche zum Judentum eingeläutet. Im Hochmittelalter hatten Konzilien die Trennung der Juden von den Christen befohlen und ihnen ein Schandabzeichen zu tragen auferlegt. Papst Johannes XXII. hatte die Juden verfolgt, den Talmud verboten und verbrennen lassen. Wie Ferdinand Gregorovius schrieb, huldigten die Römer Juden im Mittelalter dem neugewählten Papst, indem sie ihm die Thorarolle reichten. Er las einige Worte darin, reichte sie dann hinter sich und sagte: „Wir bestätigen das Gesetz, aber das jüdische Volk und seine Auslegung verdammen wir.“ Die Verachtung der Juden durch die Grosskirchen war theologisch begründet: Die Kirche glaubte, an die Stelle des von Gott erwählten Volkes Israel getreten zu sein. Unter dieses düstere Kapitel ihrer Geschichte setzte das Zweite Vatikanische Konzil 1965 einen Schlusspunkt, indem sie die jüdischen Wurzeln des Christentums anerkannte. In der Erklärung Nostra aetate beklagte das Konzil »alle Haßausbrüche, Verfolgungen und Manifestationen des Antisemitismus, die sich zu irgendeiner Zeit und von wem auch immer gegen das Judentum gerichtet haben«. Die Konzilsväter benannten in der Erklärung die gemeinsamen Wurzeln von Juden und Christen. Sie erwähnten, wie Papst Benedikt XVI. im August bei seinem Besuch in der Kölner Synagoge unterstrich, „das äusserst reiche geistliche Erbe, das Juden und Christen miteinander teilen. Sowohl die Juden als auch die Christen erkennen in Abraham ihren Vater im Glauben und berufen sich auf die Lehren Moses’ und der Propheten. Die Spiritualität der Juden wird wie die der Christen aus den Psalmen gespeist.“ Quellen: Kipa / LivenetJüdische Wünsche
Im Schatten des Nahost-Konflikts: Christen in Israel
Wunsch nach Steuerbefreiung
1965 begann eine neue Epoche
Die Kirche als erwähltes Volk
Gemeinsames geistliches Erbe
Datum: 19.09.2005