Ein Grab auf dem Tempelberg: Arafat plant schon für sein Nachleben

Jassir Arafat.

Palästinenserpräsident Jassir Arafat scheint über seinen Tod nachzudenken. Arafat soll zurzeit prüfen, ob er auf dem Jerusalemer Tempelberg beerdigt werden kann, der seit 1.300 Jahren unter muslimischer Herrschaft steht. Die dortige El-Aksa-Moschee gilt als drittheiligstes Heiligtum nach Mekka und Medina.

Die radikale "Muslimische Freiheitspartei", die grossen Einfluss auf die Hausherrin des Tempelberges, die Wakf-Behörde, ausübt, äussert in Flugblättern "scharfen Widerspruch" gegen die Idee. "Wir warnen vor diesem Ungläubigen, der eine christliche Ungläubige geheiratet hat, und wir warnen vor einer Verunreinigung der heiligen El-Aksa-Moschee", heisst es. Eine Beerdigung auf dem Berg solle nur "feurigen Muslimen" vorbehalten bleiben.

Die Freiheitspartei hatte sich vor einigen Jahren auch gegen die Beerdigung des PLO-Vertreters in Jerusalem, Faisal Husseini, auf dem Tempelberg gestellt. Und sie hinderte im Dezember den ägyptischen Aussenminister Ahmed Maher daran, in der Moschee zu beten - und verursachte einen für Arafat sehr peinlichen diplomatischen Zwischenfall: Maher wurde tätlich angegriffen und im Hadassa-Hospital behandelt.

Vorstoss in der Knesset

Unterdessen brachte in der israelischen Knesset ein radikaler rechter Abgeordneter, Arjeh Eldad von der "Nationalen Union", eine Gesetzesvorlage ein, um jegliche Begräbnisse auf dem Tempelberg zu verbieten. Eldad will verhindern, dass die Stätte, an der einst der Tempel Salomos stand, zum "palästinensischen Nationalsymbol" werde. Er behauptet, dass eine arabische Familie ein "Grundstück nahe der Klagemauer" besitze und die Absicht habe, dieses für ein Begräbnis Arafats herzugeben - etwa so, wie Josef von Arimathäa sein eigenes Familiengrab für das Begräbnis Jesu zur Verfügung stellte.

Eldad argumentiert, dass seit der Zeit des zweiten Tempels, also der Periode Jesu, Begräbnisse innerhalb der Stadtmauer Jerusalems verboten gewesen seien. Und in der Tat galt diese Regel auch zur Zeit der Kreuzigung Christi. Nur eine einzige Ausnahme sei 1948 gemacht worden: für die Gefallenen des jüdischen Viertels.

Der Parlamentarier schlägt vor, dass der in Kairo geborene Arafat statt am Tempelberg in Ägypten begraben werden sollte - so wie viele Juden in Israel, in ihrem "Land der Väter", begraben werden wollen.

Dieser Vorschlag blieb in der Knesset nicht unwidersprochen. Der arabische Abgeordnete Ahmad Tibi, der als enger Vertrauter Arafats gilt, warf Eldad vor, "Palästinenser im Leben und im Tod zu verfolgen".

Autor: Ulrich W. Sahm

Datum: 13.03.2004
Quelle: Kipa

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