Christentum und Islam: Kampf der Kulturen?

Kulturen
UNO-Plan
Opfer aufgebahrt auf dem Rabin-Platz Jerusalem.

Eigentlich sollte ein kultureller Kampf nie mit Gewalt und militärischen Mitteln ausgefochten werden. Die vielen Religionskriege sprechen allerdings eine andere Sprache. Selbst die friedliche Schweiz erlebte dreimal nach dem den Dreißigjährigen Krieg beendenden Westfälischen Frieden Religionskriege. Auch der Ost-West-Konflikt spiegelte letzten Endes einen kulturellen Kampf wider. Ohne die kommunistische Ideologie ist dieser Konflikt, der einst von Korea und Vietnam bis Angola, Mittelamerika und Mitteleuropa heiß und kalt tobte, nicht zu verstehen. Der derzeitige militärische Einsatz in Afghanistan, Somalia und eventuell anderen Ländern hingegen stellt einen Kampf gegen Terroristen und nicht gegen den Islam dar. Amerika will sich gegen weitere Gewalt schützen. Wenn zu diesem Schutz Gewalteinsatz notwendig wird, so ist dies, so meine Sicht, legitim.

Verachtung der westlichen Welt

Die Drahtzieher und Durchführenden der Angriffe auf Amerika, und was entscheidend ist, die zahllosen Sympathisanten unter den Moslems weltweit, sehen den Zusammenhang anders. Der Anschlag ist von dem Israelkonflikt und den dortigen Terroranschlägen nicht zu trennen. Er ist im Grunde genommen nicht einmal zu trennen von den vielen blutigen Kriegen in Indonesien, Philippinen, Kaukasus, Sudan, Nigeria, Balkan und Kaschmir, die alle an kulturellen Bruchlinien zum Islam stattfanden oder -finden, obwohl diese Kriege unmittelbar weder etwas mit dem Nah-Ost-Konflikt noch einem Antiamerikanismus zu tun haben. Es ist nicht auszuschließen, dass sich diese Kriege, vor allem in Schwarzafrika, ausweiten werden. Es geht um die Herrschaft des Islam. Es geht auch darum, dass die Muslime die westliche Zivilisation, wie sie sich vielfach darbietet, verachten. Seine Dekadenz und den Zerfall der Sitten, das Regieren des Geldes und das Auflösen der Familien lehnen sie ab.

Die das Abendland positiv prägenden Werte hingegen entstammen christlichen Wurzeln. In erster Linie wären die Menschenrechte, und damit auch die Stellung der Frau zu nennen; die Monogamie, aber auch die Trennung von Staat und Kirche, damit Freiheit auch in Glaubensfragen und im Gefolge Demokratie, die sich nicht auf bestimmte Oberschichten, wie in der Antike, beschränkt. Es hat lange gedauert, bis sich diese Werte durchsetzten. Nun haben wir sie und genießen die Früchte, aber den Nährboden, auf dem diese Kultur gewachsen ist, negieren wir. Nährboden ist die Bibel, und mit ihrer Ablehnung wird die gewachsene Kultur degenerieren. Im westlichen Europa ist dieser Prozess weit fortgeschritten, wesentlich weiter als in den USA.

Gegensätzliche Wertesysteme

Der abendländischen Welt wird seit dem Beginn der terroristischen Angriffe, besonders seit 1993, eine Auseinandersetzung aufgezwungen. Es geht um gegensätzliche Wertesysteme, vergleichbar mit dem linken Terrorismus der RAF während der 70er Jahre. Dem terroristischen Angriff ist mit militärischen und polizeilichen Mitteln gegebenenfalls beizukommen, aber nicht der anderen Auseinandersetzung. Sie wird gewichtiger werden, da die Moslems in den westeuropäischen Staaten an Zahl zunehmen werden. Die demographische Entwicklung spricht für sie.

Eine solche Auseinandersetzung, die nicht mit Sprengsätzen, sondern nur argumentativ in unseren Köpfen und Herzen erfolgen soll, kann nicht geführt werden, wenn die Moslems von gravierenden Unterschieden, die Europäer aber von mehr oder weniger gleichen Inhalten ausgehen. Für immer mehr Europäer, vor allem für Theologen ist Allah nur ein anderer Name für den Gott der Bibel, Jahwe. Wenn dem so wäre, wäre es gleichgültig, ob das Gebet in einer Moschee oder in einer Kirche stattfindet. Vielleicht sollten wir einmal die Unterschiede, wie sie Moslems sehen, zur Kenntnis nehmen. Die Gefahr könnte sonst bestehen, dass Europa unversehens islamisiert wird. Das europäische Haus hätte irgendwann ein anderes Fundament. Das von uns hochgeschätzte Wertesystem der Freiheit und Menschenwürde liefe Gefahr, verloren zu gehen.

Der Koran und Allah

Der Koran geht nicht davon aus, dass der Mensch durch seine willentliche Trennung von Gott den negativen Zustand der Welt und damit auch den des Todes zu verantworten hat. Allah betrachtet das Vergehen Adams ohne Konsequenz. Dies bedeutet: der Mensch ist in der Lage, durch sein Verhalten sich selbst so zu qualifizieren, damit er in einem Gericht vor Allah bestehen kann. Zur Überwindung des Todes, d.h. der endgültigen Trennung von Gott braucht demnach der Mensch nur sich selbst und nicht Gott.

Die Bibel und Gott

Gemäß der Bibel leitet hingegen Gott eine Neuschöpfung der Welt durch Jesus ein. Entscheidend ist die Liebe Gottes und nicht die Leistung des Menschen. Entsprechend wird der Mensch zu einem Vertrauen zu Gottes Weg aufgefordert. Dieser Weg ist Jesus selbst. Grundlegend ist dabei das geschichtliche Ereignis seines Lebens, das zu der Überwindung und zum Besiegen des Todes, der endgültigen Trennung von Gott führt. Wenn Gott die auf Liebe und damit Freiheit gründende Beziehung des Menschen zu ihm wieder herstellen will, dann geht dies nur mit Liebe und nicht mit Zwang. Deshalb kam Gott als Mensch ohne Gewaltmittel. Im Gegensatz zu Mohammed, der mit Gewalt seine Religion verbreitete. Nach seinem Tod erlangte der Islam durch Gewalt die Herrschaft binnen kürzester Zeit von Spanien bis Indien. Diese Gewalt ist gemäß dem Koran erforderlich.

Wenn christliche Staaten Gewalt zur Verbreitung des Christentums anwendeten, dann steht dies aus zwei Gründen im unüberbrückbaren Gegensatz zur Bibel. Das Evangelium ist nur zu verkünden, lehrt Jesus, seine Annahme kann niemals durch einen wie immer gearteten Druck erzwungen werden. Staat und Kirche sind, so Jesus, streng voneinander zu trennen. Jesu Reich ist nicht politisch zu verstehen. Es wächst in unseren Herzen.

Erwähnung Jesu im Koran

Im Koran wird Jesus in vier Suren erwähnt: als ein Wunderzeichen, als ein Prophet und als ein Heiler. Aber das entscheidende wird geleugnet: sein Tod und seine Auferstehung. Jesus sei gemäß islamischer Glaubensvorstellung direkt in den Himmel gefahren. Damit wird die Mission von Jesus im Koran abgelehnt, ja bekämpft. Wer Jesus annimmt, ist angeblich verflucht. Auch an dieser Stelle klafft ein unüberbrückbarer Gegensatz zum Islam.

Was ist nun wahr? Ist es möglich, dass Gott unterschiedliche Wahrheiten verkündet? Oder haben sich Menschen unterschiedlicher Mentalität unterschiedliche Religionen ausgedacht? Der Nahe Osten und Nordafrika waren über 700 Jahre christlich. Mit Gewalt wurden sie entchristianisiert. Die jeweilige Glaubensvorstellung hat also weder eine genetische noch eine soziologische, klimatische oder sonstige Wurzel. Sondern sie hat damit etwas zu tun, ob die Menschen wirklich die Botschaften kennen, sie vergleichen und sich frei entscheiden können.

Nah-Ost-Konflikt: Wer hat Recht?

Der Nah-Ost-Konflikt gründet in der gewaltsamen Unterwerfung dieser Region unter den Islam, und damit wird ein weiterer Gegensatz deutlich: Israel ist gemäß vielen Aussagen der Bibel den Israeliten von Gott zugesagt. Auch nach der weltweiten Zerstreuung soll ihnen dieses Land gehören. Nachdem die Römer es in Palästina umbenannten und es die Moslems nach dem 8. Jahrhundert beherrschten, beansprucht der Islam es als heiliges Land. Wer hat Recht?

Einen unbeteiligten Beobachter müsste doch eines nachdenklich stimmen: Gemäß der Bibel handelt Gott in der Geschichte. Und diese Geschichte, wie sie im Wechselspiel von freien Menschen und dem souverän handelnden Gott geschieht, ist zum voraus beschrieben. Was sich in Israel seit 1948 abspielt, wurde von mehreren Propheten 2500 Jahre zuvor angekündigt. Auch der Untergang des früheren Staates Israel in den Jahren 70 bis 73 n. Chr. und die weltweite Zerstreuung und Verfolgung der Juden wurde im Detail prophezeit. Die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen dies einfach einmal so angenommen und niedergeschrieben haben, ist Null, ja es ist unmöglich. Das heißt, dieser Geschichtsablauf kann nur von Gott vorhergesagt sein. Es ist auch vorhergesagt, dass Jerusalem zum Laststein der Völker werden wird, dass sich die Völker gegen Jerusalem wenden werden. Es sieht so aus, dass es dazu tatsächlich kommt.

Rebellion gegen Gott- Verfolgung von Christen

Warum hat Gott die Geschichte dieses Volkes geprägt und begleitet? Warum hat er die Geschehnisse dieses Volkes durch Zeugen bestätigen lassen? Weil sich an Israel das Handeln Gottes über eine nun 4000-jährige Geschichte seit Abraham nachvollziehen lässt. Sie ist geprägt von Gottes Treue, aber auch von seinem konsequenten Handeln und damit von Gericht. Vielleicht will uns Gott an seinem von jedem nachzuvollziehenden Handeln etwas noch Wichtigeres verdeutlichen, ein Ereignis, das ebenfalls, wie die Geschichte Israels, prophezeit wurde: das Leben Jesu.

Gegen dieses Handeln Gottes mit Jesus rebelliert der Mensch, wie gegen Gottes besonderen Bund mit Israel. Er rebelliert, weil er grundsätzlich gegen Gott rebelliert. Er will sein wie Gott. Entweder er negiert Gott im Alltag, oder er kämpft gegen Menschen, die seinem geschichtlichen Handeln vertrauen. Die weltweiten Auseinandersetzungen sind davon geprägt. Noch nie in der Geschichte wurden Christen in so hoher Zahl verfolgt und getötet wie in den letzten 100 Jahren. Zuerst von den Kommunisten und Nationalsozialisten, jetzt von Moslems. Die Bilanzen in Afrika und Fernost sind erschütternd. Sie werden nicht zur Kenntnis genommen.

Jesus will unser Vertrauen- er ist treu und verbindlich

Statt dessen lehnen wir in dem befriedeten Europa die Weisungen von Jesus ab. Eigentlich unverständlich, denn wir müssten es besser wissen. Wenn wir dies tun, sind wir nicht anders als die Juden vor 2000 Jahren, als sie mehrheitlich Jesus ablehnten, und wir nähern uns der Position der Moslems: Wir betrachten Jesus allenfalls mit Respekt, aber nicht als einen Teil unseres Lebens oder als das Leben schlechthin. Jesus bewirkte mit seiner Auferstehung das ewige Leben. Er will das Leben zwischen Gott und Mensch erneuern. Er will eine den Tod überdauernde Verbindung zu Gott, dem Vater. Er will, dass wir uns nicht um uns selbst drehen, sondern den Blick auf Gott und auf den Nächsten richten. Jeder weiß, dass nur so Leben gelingen kann. Nichts ist plausibler als das Leben von Jesus. Er will unser Vertrauen.

Dies lässt sich nicht so belegen wie geschichtliche Fakten. Aber an der Geschichte Israels können wir dies erkennen, noch objektiver als anhand glaubwürdiger Aussagen von Menschen, die ihr Leben Jesus anvertrauten. Wir können erkennen, dass Gott nicht fern ist. Dass er bei seinen Zusagen bleibt. Dass er treu und verbindlich ist. Dass er keine Imagination, sondern Realität ist.

So dreht es sich bei den Auseinandersetzungen in Nah-Ost, in Fern-Ost und Afrika um mehr als einen kulturellen Kampf. Es handelt sich um einen Widerstand gegen Gott selbst. Vielleicht geben wir unseren eigenen Widerstand auf und vertrauen dem, der uns das Leben mit Gott, dem Vater geben will.

Ein vertiefter Artikel zum gleichen Thema ist zu finden in der Zeitschrift factum, CH-9442 Berneck, März 2002. Außerdem kann auch eine entsprechende Audio-Kassette (Best. Nr. RP 5362) bestellt werden bei coba communication, Sonnenweg 18, CH-5734 Reinach AG, Fax +41 (0)62 771 05 34 oder www.kassettenshop.ch .

Autor: Dr. Ingo Resch, Verleger

Datum: 21.05.2003
Quelle: Reflexionen

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