Wenn Menschen an Sterne glauben

Pfarrer Fredy Staub hat sich intensiv mit dem Thema Astrologie beschäftigt und erklärt in folgendem Interview, weshalb Horoskope zu Ängsten und Blockaden führen können.
Wer Horoskope liest oder hört, kann sich für Fremdeinflüsse öffnen.

Pfarrer Fredy Staub, freischaffender Theologe, Seminarleiter und Coach in Wädenswil ZH, ist durch Vortragsreihen, durch Beiträge in Rundfunk und Fernsehen, durch seine Bücher und CD's sowie als unkonventioneller und humorvoller Ratgeber bekannt geworden. Er hat sich intensiv mit dem Thema Astrologie beschäftigt und erklärt in folgendem Interview, weshalb Horoskope zu Ängsten und Blockaden führen können.

Ueli Beereuter: Herr Staub was bewegt Menschen dazu, ein Horoskop erstellen zu lassen?
Fredy Staub: Der Mensch hatte schon immer das Bedürfnis, mehr über sich selber zu erfahren. Er will auch die Zukunft kennen; wissen, was ihn erwartet.

Es wird behauptet, der Mensch finde heute nirgends mehr richtigen Halt; deshalb sei er ständig auf der Suche nach Antworten - auch in der Astrologie. Wie sehen Sie die Situation?
Heute ist alles subjektiv. Viele Menschen stellen sich ihrer Religion patch-workartig zusammen. Klare Grundlagen und Massstäbe gibt es kaum mehr. Traditionen, Hierarchien, feste Lebensformen haben sich aufgelöst. Alles ist möglich. Dadurch haben wir aber auch die Geborgenheit verloren und suchen neue Sicherheiten.

Sie sind als Seelsorger Menschen begegnet, die sich von der Astrologie beeinflussen liessen. Welches Erlebnis hat Sie am meisten beschäftigt?
Mich beschäftigt immer wieder die Ratlosigkeit der Menschen, ihr Bedürfnis, Rat zu bekommen und dann die Enttäuschung, wenn sie merken, dass das Horoskop keine echte Hilfe ist.

Sie sagen, dass Horoskop wird leicht zum "Horrorskop". Weshalb?
Horoskope können Ängste hervorrufen, Menschen fixieren und Depressionen auslösen.

Viele Menschen betonen, Horoskope seien für sie nur ein Zeitvertreib, ein Spiel. Wie gross ist in diesem Fall die Beeinflussung?
Sie ist dennoch gross. Oft entstehen Suchttendenzen. Wenn die Zeitung einmal zur Hand ist, muss das Horoskop gelesen werden. Die Gedanken und Aussagen bleiben in unserem Gedächtnis haften wie Widerhaken. Wer Horoskope liest oder hört, öffnet sich einem Fremdeinfluss.

Was kann jemand unternehmen, der merkt, wie abhängig er von Horoskopen geworden ist?
Die meisten Menschen wollen eine Abhängigkeit gar nicht wahrhaben. Sie behaupten, es sei nur ein Spiel. Wer wirklich Hilfe möchte, braucht einen Seelsorger, der biblisch fundiert denkt und weiss, was die menschliche Seele braucht.

In Ihrem Buch "Horoskope - Hilfe aus dem All" sagen sie, dass Horoskope meist nicht so individuell zugeschnitten seien, wie man meinen könnte. Werden die Kunden betrogen?
Ich kann dies natürlich nicht generell behaupten. Aber es besteht zweifellos eine Tendenz, dass angeblich individuell erstellte Horoskope weitgehend textlich identisch sind mit solchen anderer Kunden. Bei den Horoskopen in den Zeitungen stellt sich mir die Frage: Warum glauben die Leser, dass eine Aussage, die Tausende lesen, für sie persönlich gültig sein soll? Es gibt neben dem Geburtsdatum noch so viele Faktoren, die unser Leben bestimmen: Vererbung, Charakter, Lebensumstände usw.

Als Alternative zum Horoskop empfehlen Sie das Egoskop. Haben Sie das Egoskop erfunden?
Der Inhalt ist nicht neu. Der Begriff Egoskop ergab sich bei meinen Recherchen aus der Wortbedeutung Horoskop - ein griechisches Doppelwort: Hora = Stunde und skopeo= schauen. Der Astrologe schaut das Leben und die Zukunft auf der Grundlage der genauen Geburtszeit an.

Egoskop ist ebenfalls ein griechisches Doppelwort und bedeutet: Ego = Ich; skopeo = schauen.
Ich schaue auf mich selber und entwickle daraus meine Lebenszukunft. Für ein Egoskop brauche ich ein Blatt Papier, etwas Zeit und eine Portion Mut. Ich schreibe selber auf, was ich empfinde, was ich mir wünsche, was mich ängstigt usw. Das Egoskop löst befreiende Prozesse aus und hilft, die eigene Zukunft besser einzuschätzen und subtile Ängste abzubauen.

Besteht nicht auch die Gefahr einer Fixierung?
Es ist wichtig, keine fixierenden Formulierungen zu verwenden. Ich schreibe z.B. nicht: In drei Jahren werde ich verheiratet sein. Ich formuliere meine tiefsten inneren Wünsche offen: Ich wünsche mir einen lieben Partner. Es wäre schön, wenn ich in drei Jahren verheiratet wäre und mit ihm/ihr durch dick und dünn gehen könnte. Ich kann mein persönliches Egoskop immer wieder lesen, um festzustellen, was sich verändert hat, oder wie sich meine Empfindungen und Bedürfnisse entwickelt haben.

Ist das Egoskop nicht egoistisch?
Sehen Sie, die Astrologie beschäftigt sich sehr stark mit den tiefsten menschlichen Bedürfnissen. Sie durchbricht die Hast des Lebens, kümmert sich um uns. Da müssen wir ansetzen, wenn wir eine echte Alternative finden wollen. Ruhig werden, dem Leben Zeit und Aufmerksamkeit schenken ist in unserer schnellebigen Zeit wichtig. Das Egoskop ist ein guter Weg in diese Richtung.

In Ihrem Buch sprechen Sie auch von Theoskop! Was ist ein Theoskop?
Das Theoskop ist noch wichtiger als das Egoskop. Es öffnet uns einen viel grösseren Horizont. Theos = Gott, skopeo = schauen. Ich erforsche Gottes Schau für mein Leben. Das ist spannend und macht Astrologie für mein Leben überflüssig.

Ein Theoskop zu schreiben und dabei Texte aus der Bibel auf das eigene Leben anzuwenden: Psalmworte, Aussagen über die Menschen allgemein, Worte von Jesus usw. Wozu?
Die Sicht wird verändert. Ich entscheide mich bewusst für eine gute Fremdbestimmung. In diesem Fall sind es keine Sterne und keine Menschen, sondern Gott. Das Theoskop bringt uns in direkten Kontakt mit Gott. Ich beginne zu sehen, was Gottes Gedanken über meinem Leben sind.

Sie sind als Pfarrer natürlich überzeugt, dass Gott eine viel bessere Quelle ist als die Sterne?
Ja. das bin ich!

Aber wie weiss ich, dass Gott besser ist?
Es gibt zwei Möglichkeiten:
1. Sie probieren es aus. Ob dieses Törtchen auf dem Tisch gut schmeckt, weiss ich erst, wenn ich hineinbeisse. So ist es auch mit dem Glauben. Ausprobieren heisst z.B. beten: "Jesus, wenn du tatsächlich der Einzige bist, der mir Rettung und echtes leben geben kann, dann zeig dich mir!"

2. Sie berufen sich auf das bestbelegte und bestätigte Dokument, das es gibt: die Bibel. Sie kaufen sich eine neue, leicht verständliche Übersetzung z.B. "Hoffnung für alle" und vertiefen sich darin. So erfahren Sie immer mehr von Gottes Schau für Ihr Leben.

Weshalb sind Sie überzeugt, dass der Glaube an Gott ,mehr Sicherheit und Glück vermittelt als Horoskope?
Bei Gott handelt es sich um eine ganz andere Dimension als beim Horoskop. Gott steht über allem. Er lebt. Er liebt uns. Und er führt uns in eine Gemeinschaft mit anderen Menschen. Wer sein Leben der Führung Gottes anvertraut, bleibt nicht allein. Er hat Gemeinschaft mit Gott, und er kommt in die Gemeinschaft der Gläubigen.

Haben Sie schon ein persönliches Theoskop erstellt?
Ja, natürlich. Ich habe dies schon in Gruppen und allein für mich getan und dabei viel gelernt. Gott kennt uns Menschen. Wenn wir seine Schau für unser Leben erforschen, können wir gestärkt durchs Leben gehen.

Datum: 22.10.2003
Autor: Hans Ueli Beereuter

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