«Facebook-Effekt» beim Glauben

Junge Social-Media-Nutzer flicken sich ihre Religion selbst zusammen

Jugendliche, die soziale Medien nutzen, besitzen eine grössere Wahrscheinlichkeit, sich ihre Religion selbst zusammenzubasteln als Personen, die keine sozialen Medien nutzen. Diese Erkenntnis brachte unlängst eine Studie der in Texas ansässigen christlichen Baylor-Universität zutage.
am PC

«Auf Facebook besteht nicht die Erwartung, dass die Dinge, die man mag, in sich logisch und an eine Tradition gebunden sind», erklärte der Soziologe und Forscher Paul K. McClure der Baylor Universität. «Religion besteht für sie nicht aus zeitlosen Wahrheiten. Der Facebook-Effekt dreht sich vielmehr darum, dass alle geistlichen Optionen offen stehen und sich einzelne Personen damit ihren eigenen Glauben zusammenschustern können.»

Für die Studie wurden von 2002 bis 2013 in gewissen Perioden Telefonumfragen mit Jugendlichen und ihren Eltern durchgeführt. Die 3'290 Befragten waren zum Zeitpunkt der ersten Befragung zwischen 13 und 17 Jahren alt, bei der letzten Befragung 22 bis 29 Jahre alt.

Flexibel mit anderen Religionen

Nutzer sozialer Medien seien zudem offener, wenn Leute ihres eigenen Glaubens mit einem Mal eine andere Religion praktizieren. Die Studie zeigte ausserdem, dass Nutzer von Sozialen Netzwerkseiten zu 50 bis 80 Prozent flexibler seien, was die unterschiedlichen Glaubensrichtungen und -Praktiken angeht. Auch wenn regelmässige Kirchenbesucher mit weniger Wahrscheinlichkeit sagen, dass alle Religionen wahr sind, ist es wahrscheinlich, dass sie vermehrt ihre eigene Religion aus verschiedenen anderen zusammenschustern, je mehr Zeit sie in den sozialen Medien verbringen.

Grosse Unterschiede zwischen Generationen

«Die Studie zeigt, dass soziale Technologien Einfluss darauf haben, wie wir über religiösen Glauben und traditionelle Institutionen denken», erklärte McClure. «Insbesondere diejenigen, die viel Zeit in sozialen Netzwerken wie Facebook verbringen, denken eher, dass es völlig akzeptabel ist, mit anderen Religionen zu experimentieren, anstatt den Lehren einer einzigen Tradition und Religion treu zu bleiben. So gibt es grosse Unterschiede zwischen den jungen Erwachsenen und den älteren Generationen, nicht nur in der Nutzung von Technologien, sondern auch im Bezug darauf, wie sie über Religion denken.»

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Datum: 27.05.2016
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / Baylor University

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