Weltoffen im Kloster

Die Christusträger leben aus der Stille, sind aber nicht immer still

Wer das Wort «Kloster» hört, hat meist ein bestimmtes Bild vor Augen. Wenn dies evangelisch und weltoffen ist, geprägt von familiären Strukturen und einem gemeinsamen Tagesablauf, Stille, soziale Arbeit und sogar Openair-Veranstaltungen miteinander verbindet, dann könnte es sich um die Christusträger handeln.
Im Kloster Triefenstein werden auch Openair-Konzerte durchgeführt.
Openair-Gottesdienst in Triefenstein
Der Fisch war Symbol der ersten Christen und ist das Logo der Christusträger Schwesternschaft.
Kloster Triefenstein bei Würzburg

Die evangelische Kommunität gibt es seit 1961 als Bruder- und Schwesternschaft. Hauptsitz ist Kloster Triefenstein bei Würzburg. Doch unter dem Motto: «Von Christus getragen – Christus tragen» leben und arbeiten die 24 Brüder und 43 Schwestern der Christusträger nicht nur im Kloster, sondern neben verschiedenen Standorten in Deutschland und der Schweiz unter anderem auch im Kongo, in Kabul und Karachi.

«Neues Land betreten»

Als Kommunität mit über 50-jähriger Geschichte hätten die Christusträger bei ihrem diesjährigen Open-Air-Gottesdienst in Triefenstein Rückblick halten können. Dafür gab es auch Raum. Das Thema lautete allerdings: «Neues Land betreten». Und rund 3'500 Besucher von Gottesdienst, Konzert, liturgischem Abendgebet und Informationsständen merkten deutlich, dass die Kommunität nicht von gestern ist. Laut Nachrichtenmagazin idea unterstrich Regionalbischöfin Gisela Bornowski: «Christen sind immer wieder dazu aufgerufen, aufzubrechen und neue Wege zu gehen, um das Evangelium in die Welt zu tragen, Notleidenden zu helfen und Menschen für den Glauben zu begeistern.» Genau dies erlebten die Besucher bei einem inspirierenden und informativen Tag.

Christusträgerdienste

Ihr Selbstverständnis fassen die Christusträger folgendermassen zusammen: «Wir sind nichts Besonderes, nur eine kleine Gemeinschaft mit einer grossen Aufgabe: Weitersagen, dass es einen wunderbaren, guten Gott gibt, für den es sich zu leben lohnt.» Und ergänzen augenzwinkernd: «Wir wollen mindestens so viele sein, dass wir dem Zeitgeist die Suppe gehörig versalzen können.» Dies geschieht auf der einen Seite durch das Zusammenleben in Schwestern- bzw. Bruderschaften. Hier wird zusammen gelebt, gearbeitet, gebetet. Und zwar ohne Mauern und Tracht. Gleichzeitig gewinnt ehrenamtliches Engagement gerade im Gästebetrieb in Kloster Triefenstein (Deutschland) und Gut Rallingen (Schweiz) an Bedeutung. Ergänzt werden diese Dienste durch den langfristigen Einsatz für die Ärmsten in Afghanistan und im Kongo, für Waisen in Pakistan und andere sozialdiakonische Arbeiten.

In der Stille angekommen

Seit einigen Jahren hat auch der Musiker und ehemalige politische Journalist Christoph Zehendner mit seiner Frau Ingrid ein neues Zuhause in Triefenstein gefunden. Seinen Ausstieg aus dem Beruf beschreibt er inzwischen eher als «Einstieg, weil etwas Besseres dran war». Mit den Christusträgern war er schon lange verbunden. Trotzdem war es ein weiter Weg von einzelnen stillen Tagen und dem Eindruck: «Das sollte ich öfter machen.» bis zum Wissen: «Hier bin ich am richtigen Platz.» Christoph Zehendner fasst seine neuen Erfahrungen mit dem keineswegs nur kontemplativen Leben in seinen Liedern zusammen. «In der Stille angekommen» ist eines von ihnen, das in vielen Kirchen und Gemeinden gern gesungen wird. Der Musiker freut sich besonders darüber, dass auch ehemalige Journalistenkollegen seinen Schritt positiv sehen. Einer meinte: «Davon träumen wir doch alle, dass wir nicht nur durchs Leben rennen, sondern etwas tun, das mit unserer Mitte zu tun hat.» Christ ist er nicht. Verstanden hat er es trotzdem.

Ob als Lebensberufung oder für ein paar stille Tage: Die Christusträger sind alles andere als ein Auslaufmodell. Zeitgemäss und doch nicht an den Zeitgeist angepasst bieten sie eine besondere Form der Gottesbegegnung an, die wir heute mehr denn je brauchen.

Zur Webseite:
Christusträger Bruderschaft
Christusträger Schwesternschaft

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Datum: 20.07.2015
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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