Flugzeugabsturz in Frankreich

«Gott ist nicht die Ursache für Leid»

150 Tote, darunter 18 Kinder - der Absturz der «Germanwings»-Maschine in Südfrankreich verursacht viel Leid. Pfarrer Peter Schulthess ermutigt dazu, sich in Zeiten leidvoller Erfahrungen nicht von Gott abzuwenden. Wir dürfen ihn immer um seine Hilfe bitten. Krisen können unsere Beziehung zu ihm stärken.
Pfarrer und Autor Peter Schulthess
Das Buch zum Thema von Peter Schulthess

Livenet: Herr Schulthess, weshalb gibt es Leid in der Welt? Gott könnte doch mit den Fingern schnippen, und alles wäre gut. Warum tut er das nicht?
Peter Schulthess: In den ältesten Schriften der Bibel wird berichtet, dass der Mensch einmal in einer Welt gelebt hat, wo es kein Leid, keine Tränen und keinen Tod gegeben hat. Es war eine vollkommene, unbeschreiblich schöne Welt. Aber es kam zum Bruch zwischen Gott und seinen Geschöpfen, weil der Mensch nach eigenen Vorstellungen leben wollte. Er verlor das Paradies und fand sich in einer unvollkommenen Welt wieder. Wie viel Elend und Schmerzen verursachen Neid, Geiz, Hochmut, Hass und dergleichen! All dies entspringt unserem harten Herzen. Gott möchte, dass wir uns ihm wieder zuwenden und nach seinem Willen leben.

Lässt Leid Sie (persönlich) daran zweifeln, dass Gott es gut mit uns meint?  
Gott ist nicht die Ursache für Leid. Wenn ein Kind stiehlt, dann muss es die Konsequenzen tragen. Es wird gerügt oder gar bestraft. Das heisst doch nicht, dass die Eltern böse sind. Nach einem Skiunfall litt ich eine Zeit lang unter Schlaflosigkeit und Ängsten. Ich fragte mich: «Wo bist du jetzt, Gott? » Ein grosser Trost war mir, dass es Jesus am Kreuz nicht anders ergangen ist. Er rief: «Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?» Obwohl er sich total verlassen fühlte, wandte er sich weiterhin an Gott. Das habe ich auch getan. Da ich bis zu diesen schmerzvollen Monaten so viel Schönes erlebt hatte, zweifelte ich auch nicht daran, dass Gott es gut mit mir meint.

Wie gehen wir konkret damit um, wenn wir in unserem Leben Leid erfahren?
Man kann zunächst einmal fragen: Bin ich selbst- oder mindestens mitverantwortlich für dieses Leid? Werde ich krank, kann ich mich fragen: Kommt das allenfalls von meinem Lebensstil her? Müsste ich etwas ändern? Es gibt auch Situationen, die wir nicht verschuldet haben: Eine Krebsdiagnose oder Naturkatastrophe. In allem hat uns Gott seine Hilfe versprochen. Wir dürfen ihn jederzeit darum bitten und können ihm vertrauen. Im Propheten Jesaja, Kapitel 66, Vers 13 verspricht uns Gott:  «Ich selbst werde euch trösten, wie eine Mutter ihr Kind tröstet.»

Wie kann ich Leid in meinem Leben in etwas Positives verwandeln?
Leid ist immer schwer und schmerzvoll. Doch eigenes Leid kann dazu führen, dass meine Beziehung zu Gott eine andere Qualität bekommt, weil der Glaube sich durch eine Krise hindurch bewähren musste. Zudem kann eigenes Leid mich in Bezug auf das Leiden anderer Menschen und dieser Welt sensibler und verständnisvoller machen. In seinem Brief an die Galater schreibt der Apostel Paulus in Kapitel 6, Vers 2: «Helft euch gegenseitig bei euren Schwierigkeiten und Problemen, so erfüllt ihr das Gesetz, das wir von Christus haben.»

Zur Person

Peter Schulthess (63) lebt in Pfäffikon ZH. Er ist reformierter Pfarrer und Autor diverser Bücher, darunter das empfehlenswerte Werk «Hiobsbotschaft», in dem er aus seinem Erleben als Notfallseelsorger erzählt. Bestellen können Sie es hier.

Zum Buch:
«Hiobsbotschaft» von Peter Schulthess

Zum Thema:
Glaubensfrage: Warum lässt Gott dieses Leid zu?
Krankheit, Krieg und Katastrophen: Wo ist Gott in all dem Leid?
Gott vertrauen: Auch wenn das Schicksal dazwischen kommt
Tsunami nahm ihm alles: Aus dem «Warum?» wurde ein «Wozu?»

Datum: 27.03.2015
Autor: Manuela Herzog
Quelle: Livenet

Werbung
Livenet Service
Werbung