Zehn Lebensprinzipien

Gott lässt sich nicht in einen Rahmen pressen

Vor über 3'000 Jahren diktierte Gott Mose die zehn Gebote. Trotzdem sind sie nicht Schnee von gestern, sondern hochaktuell. Jesus.ch betrachtet die zeitlosen Lebensprinzipien in einer Serie.
Ausblick aus Kartonschachtel
Goldenes Kalb

Das zweite Gebot macht deutlich, dass die Wirklichkeit Gottes alle unsere Bilder und Vorstellungen bei weitem übersteigt.

«Du sollst dir kein Gottesbild anfertigen. Mach dir überhaupt kein Abbild von irgendetwas im Himmel, auf der Erde oder im Meer. Wirf dich nicht vor fremden Göttern nieder und diene ihnen nicht. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein leidenschaftlich liebender Gott und erwarte auch von dir ungeteilte Liebe.» (Die Bibel, 2. Mose, Kapitel 20, Verse 4-5)

Eine tragische Ironie

Unglaublich: Genau während Gott Mose das zweite Gebot gab, tat das Volk das, was dieses Gebot untersagte. Mose war nun schon längere Zeit auf dem Berg, auf dem Gott ihm die zehn Gebote diktierte und die Israeliten begannen zu zweifeln, ob Mose jemals wieder von dort herabkommen würde, um sie weiter zu führen. Deshalb beschlossen die Menschen, sich «einen Gott zu schaffen», der vor ihnen her gehen konnte. Aaron, der in Moses Abwesenheit ihr Anführer war, sammelte Goldschmuck aus dem Volk, schmolz ihn ein und goss ihn in die Form eines goldenen Kalbes. Dann errichtete er einen Altar davor und erklärte: «Morgen feiern wir ein Fest für den Herrn!» (2. Mose, Kapitel 32, Vers 5)

Warum das Götzenbild?

Während manche Bibelkommentatoren glauben, dass die Israeliten durch die Errichtung ihres goldenen Kalbes dem wahren Gott den Rücken kehrten, sind andere davon überzeugt, dass dies gar nicht ihre Absicht war. Aarons Ausrufung eines Festes «für den Herrn» scheint jedenfalls nahezulegen, dass zumindest er sich keinem anderen Gott zugewandt hatte. Er gab lediglich dem Drängen des Volkes nach, ein sichtbares Bild für ihren Gott zu schaffen.

Ein Kommentator schreibt: «Wie Kinder wollten sie etwas haben, das ihre Sinne ansprach… ein sichtbares, greifbares Objekt als Symbol der göttlichen Gegenwart.» Aber Gott war gekränkt. Sogar so gekränkt, dass nur das Gnadengesuch Moses ihn daran hinderte, das gesamte Volk zu vernichten.

Warum der Zorn?

Warum war Gott so wütend? Weil er wusste, dass ein Kalb – oder jedes andere greifbare Symbol – nur einen winzigen Bruchteil seines wahren Wesens darstellen konnte. Ja, das Kalb stand für Gottes Macht; aber was war mit seiner Heiligkeit, seiner Grösse, seiner Liebe?

Die Israeliten wollten mit dem Kalb zwar den wahren Gott abbilden, der sie aus Ägypten befreit hatte, doch sie machten den Fehler, dass sie sich an ein Abbild klammern wollten. Und alle Abbilder können nicht die Fülle von Gottes Wesen wiedergeben.

Keine billige Kopie, bitte!

Es kann auch uns im 21. Jahrhundert schnell passieren, dass wir uns an ein billiges Abbild von Gott klammern. Gott will nicht, dass wir ihn mit einfachen Dogmen begrenzen und ein statisches Bild von ihm machen, in das wir alle Facetten seines Wesens reinpacken. Rob Bell schreibt in seinem Klassiker «Velvet Elvis – ein neues Bild des Glaubens malen» sehr treffend: «Christsein bedeutet nicht, Geheimnisse zu lösen. Es bedeutet, Geheimnisse zu feiern… Nur Gott ist absolut. Und Gott hat nicht die leiseste Absicht, diese Absolutheit zu teilen, schon gar nicht mit Dogmen, auf die Menschen gekommen sind, um über ihn zu reden.»

Sehr bildhaft beschreibt auch der US-Pastor Bill Hybels dieses unmögliche Unterfangen, Gott mit unserem Verstand zu erfassen: «Wir könnten niemals etwas formen, malen oder schnitzen, das eine angemessene Darstellung dessen sein könnte, wie Gott ist. Würden wir dies versuchen, dann wäre das so, als wollte man einen Wissenschaftler dazu bringen, die Geschichte der Welt in einen Satz zusammenzufassen, oder einen Bildhauer, aus einem einzigen Sandkorn eine Kopie vom Mount Rushmore herzustellen, oder einen Musiker, Beethovens fünfte Sinfonie auf einer Schiedsrichterpfeife zu spielen. Es ist einfach unmöglich. Und es wäre absurd, das auch nur vorzuschlagen.»

Substanz statt Schatten

Anstatt uns mit billigen Kopien (absolute Dogmen, Schemen, Glaubensbekenntnisse, Traditionen, usw.) abzugeben, sollten wir uns lieber auf die Substanz des christlichen Glaubens konzentrieren. Wir sind dazu aufgerufen, Gott mit allem, was wir sind, zu lieben und immer wieder neu zu suchen. Wir alle müssen begreifen, dass wir, wenn wir unsere Fehltritte bereuen und Jesus Christus nachfolgen, eine Beziehung zu einem lebendigen Gott haben, den wir überall und jederzeit anbeten, aber nie vollständig verstehen können.

Datum: 18.10.2018
Autor: Florian Wüthrich / Rebekka Schmidt
Quelle: Jesus.ch

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