Mass (zweierlei)

Der Allmächtige legt denselben Massstab an mich, den ich an meinen Bruder lege

In der Bergpredigt steht das Wort: »Mit welchem Mass ihr messt, wird euch zugemessen werden« (Matth. 7,2). Dieselbe Wahrheit hat Christus anschaulich vor uns gestellt im Gleichnis vom Schalksknecht (Matth. 18,23-35); da steht am Schluss: »So wird auch mein himmlischer Vater tun, wenn ihr einander nicht von Herzen vergebt ein jeder seinem Bruder.«

Das sind dröhnende Hammerschläge gegen die freche Sicherheit des Menschen, der meint, Güte und Vergebung erwarten zu können, während er selbst mit schonungsloser Härte, mit wölfischer Grausamkeit dem Mitmenschen begegnet.

Es ist widersinnig, auf Barmherzigkeit zu hoffen, während man selbst unbarmherzig ist: »Ihr irrt euch gewaltig«, ruft Christus, »wenn ihr den himmlischen Vater für einen guten alten Mann haltet.« Ihr sollt nicht meinen, dass der da oben nur das eine Mass der Güte und Nachsicht hat.

Gottes Mass wirkt als grenzenlose Güte oder unerbittliche Strenge

Gott hat zweierlei Mass, mit dem er uns Menschen begegnet: das der grenzenlosen Güte und das der unerbittlichen Strenge, das des rückhaltlosen Vergebens und das des unweigerlichen, restlosen Forderns.

Ob der himmlische Vater mir nach dem einen oder anderen Mass zumisst, hängt ausschliesslich davon ab, mit welchem Mass ich meinen Mitmenschen messe. Der Allmächtige ist herrlich, wenn er Gnade übt, aber er ist auch furchtbar in seinem Zorn (Matth. 18,34). Das ist ein unveräusserliches Stück der Wahrheit, die Christus der Menschheit gebracht hat. Niemand hat das Recht, es zu unterschlagen.

Datum: 10.12.2009
Autor: Ralf Luther
Quelle: Neutestamentliches Wörterbuch

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