Wort Gottes

Wort Gottes ist persönliche Mitteilung Gottes, ist Mitteilung in der Gegenwart

Der Ausdruck »Wort Gottes« ist ernst zu nehmen. Gemeint ist damit nicht eine rein sachliche Lehre, eine Summe sittlicher Grundsätze über göttliche Dinge; überhaupt nicht etwas, was losgelöst zu denken wäre von der Person dessen, der spricht.

Ein Wort ist eine lebendige Mitteilung, ein Ausfluss dieses Drangs, sich mitzuteilen. Im Wort lebt etwas vom Willen, von der Ge­mütsverfassung des Sprechenden. Durch sein Wort berührt sich sein Geist mit dem Geist anderer und kann mächtig auf ihr Leben wirken. Wo das Wort Gottes ist, da ist immer irgendwie Gott selbst dabei, da teilt er sich mit, da berührt sein Geist den Menschengeist, da wird etwas gespürt von seiner persönlichen Nähe.

Wort Gottes ist nicht etwas, was bloss aus der Vergangen­heit stammt: »Gott sprach«, sondern eine göttliche Mitteilung in der Gegenwart: Gott spricht. So ist alles zu verstehen, was das Neue Testament über das Wort Gottes sagt.

»Das Wort Gottes ist voll Leben und Kraft (Energie) und schärfer als das schärfste Schwert; es dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, Ge­lenke und Mark« (Hebr. 4,12).

Wort Gottes bedeutet Gegenwart Gottes

Diese gewaltige Wirkung hat nicht schon einfach das gelesene oder gehörte oder irgendwie ausgelegte Bibelwort, sondern das vom Menschen gesagte Wort, in dem Gott gegenwärtig ist.

Ebenso: »Er hat uns geboren ... durch das Wort der Wahrheit« (Jak. 1,18); das Wort Gottes ist das Schwert des Geistes, das mächtig dreinschlägt im Kampf gegen die dämonischen Ein­flüsse (Eph. 6,17). Die frohe Botschaft ist die Kraft Gottes, die einbricht in diese Weltzustände und Juden und Griechen her­ausrettet (Röm. 1,16). Das besagt: In oder unter dem Reden der Boten ist Gott gegenwärtig und erweist seine Siegesgewalt über die Finsternismächte.

Indem Petrus redet, fällt der Heilige Geist auf alle im Haus des Kornelius (Apg. 10,44). Besonders deutlich ist, was Paulus von der Wirkung der Verkündigung sagt. Der Glaube kommt vom Aufhorchen auf die Verkündigung; das Aufhorchen auf die Verkündigung aber kommt durch eine un­mittelbare Mitteilung (griechisch rhema) Christi (Röm. 10,17). Das heisst: Wenn unter der Verkündigung Christus den Hörern nahe ist, kommt es bei ihnen zu einem Aufhorchen, das zum Glauben führt.

Schon im Alten Testament bedeutet Wort Gottes eine unmittelbare Gotteswirkung

Im selben Sinn einer unmittelbaren Gotteswirkung spricht ja schon das Alte Testament vom Wort Gottes, wenn es sagt: »Es ist ein Hammer, der Felsen zerschmeisst, ein Regen, der das Land feuchtet.«

Der Prophet Amos spricht von einem grossen Hunger nach dem Wort Gottes: Man werde umherlaufen von Meer zu Meer, von Nord nach Süd und es doch nicht finden (8,11). Damit meint er natürlich nicht eine Zeit, in der es keine Bibeln geben wird, sondern eine Zeit, in der keine Boten zu finden sind, durch die Gott spricht.

Das geschriebene oder gedruckte Wort ist nicht im eigentlichen Sinn Wort Gottes

Das geschriebene oder gedruckte Wort (griechisch grámma, Lu­ther: Buchstabe, 2. Kor. 3,6) ist nicht im eigentlichen Sinne Wort Gottes. Wo der Geist Gottes nicht dabei ist, belebt es nicht, sondern tötet.

Blumhardts Vorgänger in Möttlingen, der tief­ernste Christian Gottlob Barth, trat vom Amt zurück, weil er den Eindruck hatte, dass er seine Gemeinde totgepredigt habe. Gewiss, Gott kann auch durch das Bibelwort, durch seinen ein­fachen Wortlaut hindurch wirken, und wie oft hat er es getan! Aber dann wirkt eben nicht das Bibelwort, sondern der jetzt durch dieses Wort sprechende Gott. Das Bibelwort bleibt stumm, wenn Gott schweigt.

Datum: 09.12.2009
Autor: Ralf Luther
Quelle: Neutestamentliches Wörterbuch

Werbung
Livenet Service
Werbung