Wiedergeburt

Wiedergeburt ist die Wiederherstellung der Schöpfung

Jesus sagt zu seinen Jüngern: »Ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, werdet bei der Wiedergeburt, wenn der Welterneuerer* sitzen wird auf dem Thron seiner Herrlich­keit, auch sitzen auf zwölf Thronen« (Matth. 19,28).

Die Wie­dergeburt bedeutet hier den Eintritt des neuen Weltlaufs mit den neuen Weltzuständen, in der die Menschheit mit der ge­samten Schöpfung in ihrer ursprünglichen göttlichen Reinheit, Ordnung und Schönheit wiederhergestellt sein wird. Wieder­geburt ist eine neue Schöpfung. Die Wiedergeburt der Welt erfolgt beim endgültigen Kommen der Gottesherrschaft.

Einen Anbruch der Gottesherrschaft, einen teilweisen oder strek­kenweisen Einbruch des Reiches Gottes in diese Weltzustände stellt schon die neutestamentliche Gemeinde dar. »Gott hat uns errettet von der Macht der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines lieben Sohnes« (Kol. 1,13).

Für den einzelnen Menschen bedeutet Wiedergeburt die Wiederherstellung der göttlichen Art

Weil die Gemeinde schon ein Stück wiedergeborene Welt, ein Anfang der Gottesherrschaft ist, darum bedürfen die einzelnen Menschen, die der Gemeinde eingegliedert werden, auch der Wiedergeburt.

»Es sei denn, dass jemand von neuem (von Gott her) geboren werde, so kann er nicht in die Gottesherrschaft kommen« (Joh. 3,3). Für den einzelnen Menschen bedeutet die Wiedergeburt die Wiederherstellung der Sohnesart (Matth. 5,45) oder die erneute Artgebung von Gott her.

Denn aus Gott geboren sein, ein Kind Gottes sein, bedeutet im Neuen Testa­ment göttlich geartet, Gott ähnlich, Ebenbild Gottes sein, bis ins Blut und Temperament hinein licht sein (Eph. 5,8.9; 1. Thess. 5,5), liebesselig und liebeergriffen sein (Röm. 5,5; 1. Joh. 3,14).

Die Wiedergeburt ist auch Wiederherstellung der ursprüngli­chen Gottesnähe. Ein Sohn sein heisst: im Hause sein, also in der unmittelbaren Nähe des Vaters, und das dauernd: der Sohn bleibt im Hause (Joh. 8,35).

Wiedergeboren oder wieder Sohn sein bedeutet: ständig Anteil haben an den Gütern des Vaters, an Gottes Macht und Herrlichkeit; im Falle eines Mangels aber das Nötige mit Geschrei fordern wie jedes gesunde Kind: »Abba, gib her!« (Gal. 4,6).

Wie verhalten sich Wiedergeburt und Taufe zueinander?

Wie wird ein Mensch wiedergeboren? »Aus Wasser und Geist« (Joh. 3,5). Wasser bedeutet Busse. Johannes tauft mit Wasser zur Busse (Matth. 3,11). Busse heisst Rückkehr, Wiederkehr zur an­fänglichen Gottesnähe, und darum Abkehr von allen gottfernen Zuständen nicht nur im persönlichen Leben, sondern auch in der Umgebung.**

Busse (Wasser) ist Abbruch der Beziehungen mit dem, was von Gott gelöst ist. Heiliger Geist ist Einbruch der Gotteswelt ins Menschenleben, unmittelbare Berührung mit Christus, Versetztwerden in die Schutzzone seiner Nähe, ist Inspiriertsein von oben.

Der Heilige Geist kann durch die Taufe gegeben werden (Tit. 3,5; Apg.2,38; Gal. 3,26.27), aber nur dann, wenn der Geist überhaupt in der Gemeinde oder eben besonders bei einer bestimmten Taufe wirksam ist. Die Vorstel­lung, als ob eine Gemeinde, der auf der ganzen Linie der Beweis des Geistes und der Kraft fehlt, in irgendeiner einzelnen Hand­lung gleichsam wie in einem Behälter den Geist haben könnte, hat mit dem Neuen Testament nichts gemein. ***

Wann und wo der Geist wirkt, kann nicht ein für allemal dog­matisch festgestellt werden oder durch kirchliche Einrichtungen gesichert werden. Der Geist weht, wo er will.

* Siehe den Artikel zu «Menschensohn».
** Das Nähere siehe auch unter »Wasser« und »Taufe des Johannes« (und die dortige Fussnote; Lothar Mack).
*** Siehe den Artikel zu «Taufe».

Datum: 09.12.2009
Autor: Ralf Luther
Quelle: Neutestamentliches Wörterbuch

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