Gemeinschaft

  • Der Wortsinn
  • Gemeinschaft gestaltet, macht mit Gott göttlich
  • Die Gemeinschaft der Christen untereinander beruht auf der gleichen Berührung mit Gott

Der Wortsinn

Der griechische Ausdruck koinonía bedeutet einerseits das Teilhaben an etwas, andererseits Berührung, Kontakt, Nahesein, inniges schicksalhaftes Verbundensein.

Beides ist wohl gemeint, wenn Paulus den Korinthern schreibt, sie seien berufen zur Gemeinschaft des Sohnes (1. Kor. 1,9). Ebenso ist das Wort wohl in seiner Doppelbedeutung zu nehmen, wenn im Philipperbrief die Rede ist von der Gemeinschaft des Geistes (2,1), das heisst: teilhaben am Geist und berührt sein, verbunden sein mit dem Geist.

Doch ist im Neuen Testament dieses Wort nie gebraucht im Sinne von Versammlung. Es ist die Besitzgemeinschaft am Heil Gottes, im Glaubensbekenntnis ist es die Gemeinschaft mit der oberen Schar.

Gemeinschaft gestaltet, macht mit Gott göttlich

Weil Gemeinschaft Berührung, inniger Kontakt ist, darum mag sie beeinflussend, gestaltend, bestimmend, wandelnd wirken. Dass ein Mensch sich mit Menschen nahe berührt, muss sich in seinem Charakter ausprägen: »Sage mir, mit wem du umgehst, und ich sage dir, wer du bist.«

Wieviel mehr muss es sich im Wesen des Menschen auswirken, wenn er Berührung mit Gott hat, also dem stärksten Einfluss ausgesetzt ist, den es geben kann! Darum ist es eine handgreifliche Lüge, wenn Menschen, deren Leben ohne alle Spuren des göttlichen Lichtglanzes ist, sagen, sie hätten Gemeinschaft mit Gott (1. Joh. 1,6).

Die Gemeinschaft der Christen untereinander beruht auf der gleichen Berührung mit Gott

Die Gemeinschaft der Christen untereinander beruht darauf, dass sie am gleichen göttlichen Leben teilhaben, dass sie gleicherweise Berührung haben mit der Gottheit (mit dem Vater und dem Sohn, 1. Joh. 1,3).

Es handelt sich hier nicht bloss um eine subjektive (empfundene, vorgestellte, eifrig gewollte) Zusammengehörigkeit, sondern um eine objektive Berührung, um ein schicksalsmässiges Beisammensein, das dann freilich auch subjektiv innig und freudig empfunden wird.

Die Gemeinschaft der Christen kommt meist zustande - entgegen ihrem subjektiven Empfinden; etwa so, wie Heimatgenossen, die sich zu Hause nicht kannten oder nicht mochten, sich in der Fremde zueinander hingezogen fühlen und sich aneinander freuen. Was ihnen die Heimat gab, tritt jetzt in den Vordergrund und verbindet sie. Alte Antipathien können ganz ausgeschaltet sein. Paulus sagt: »Wir kennen niemand mehr nach dem Fleisch« (nach unseren subjektiven Gefühlen, 2. Kor. 5,16). Wenn Menschen die obere Heimat finden, vergessen sie, was früher zwischen ihnen war.

Datum: 10.12.2009
Autor: Ralf Luther
Quelle: Neutestamentliches Wörterbuch

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