Erlösen

Erlösen heisst: die Schuld erstatten und dadurch befreien

Der griechische Ausdruck bedeutet ursprünglich: loskaufen. Nach dem im Altertum geltenden strengen Schuldrecht kam der zahlungsunfähige Schuldner ins Gefängnis (in die Schuldhaft), oder er wurde zum Sklaven. Er konnte nur freikommen, wenn jemand dem Gläubiger die Schuldsumme (als Lösegeld, Loskaufpreis) erstattete.

Jesus sagt, er sei gekommen, sein Leben zu geben zu einer Erlösung (Lösepreis) für »die vielen«, ein hebräischer Ausdruck für »die Menschheit« (Matth. 20,28; Mark. 10,45). Damit spricht er es aus, dass die Menschheit in Schuldhaft geraten ist. Die urgewaltige Liebe (Mark. 12,30), die die letzten Tiefen der Seele ergreift und alle Kräfte zusammenfasst, ist der Mensch seinem Schöpfer schuldig geblieben (Matth. 18,24). Um dieser Schuld willen ist über den Menschen die Gefangenschaft verhängt; er befindet sich in der Gefrierzone der Gottesferne (Matth. 22,13); er ist ein Sklave des Bösen (Joh. 8,34).

Die Liebe, die der Mensch schuldig geblieben ist, bringt der Menschensohn Gott dar

Christus erstattet die Schuld und löst die Menschen aus der Haft. Denn das, was sie schuldig blieben, bringt er Gott dar: die mächtige, zur letzten Hingabe fähige Liebe.

Sie durchleuchtet sein ganzes Menschsein. Sie gipfelt in der Darangabe seines Lebens. So ist es gemeint, wenn im Neuen Testament davon gesprochen wird, dass das Blut Christi die Menschen erlöst (Eph. 1,7; 1. Petr. 1,18.19). Blut bedeutet in der Symbolsprache jener Zeit das hingegebene Leben, die völlige Aufopferung, die höchste Tat der Liebe. Diesen Opferwillen, solch hingebendes Liebestun, war der Mensch Gott schuldig geblieben.

Der Menschensohn löst diese Schuld ein. Dadurch öffnet er seinen Brüdern die Türen des Kerkers. Sie werden frei von ihrer Versklavung an die finsteren Mächte (Joh. 8,36). Sie sind nicht mehr Verbannte, in der Fremde Lebende: Sie haben Wohnrecht in der nächsten Nähe des Vaters (Joh. 8,34.35).

An einigen Stellen bedeutet Erlösung auch die endgültige Befreiung von allen Schranken und Fesseln dieses Zeitalters, die mit der Vollendung kommt (Luk. 21,28; Eph. 1,14).

Datum: 10.12.2009
Autor: Ralf Luther
Quelle: Neutestamentliches Wörterbuch

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