NT-Wörterbuch

Dienst, Diener (Christi)

Im Dienst Christi stehen heisst: von ihm Aufträge und Vollmacht erhalten

Einen Dienst haben bedeutet im Neuen Testament immer: einen Herrn haben, mit dem man in Beziehung steht, von dem man Aufträge erhält, für den man da ist.

Die Redeweise: »einer Sache dienen«, »einer Idee dienen«, die uns so geläufig ist, ist dem Neuen Testament fremd. Hier von Dienst zu sprechen, ist Illusion oder Unterstellung, die nur möglich ist bei der völligen Abnutzung unserer Sprache.

Wer einer Idee lebt, wählt selbst die Mittel und bestimmt die Wege zu ihrer Verwirklichung. Das ist aber nicht Dienst, sondern eigene Wahl, nicht ein Zur-Verfügung-Stehen, sondern Selbstherrlichkeit. Man kann auch für christliche Ideen und Grundsätze eifern und dennoch ganz selbstherrlich sein.

Die Apostel sind Diener Christi, nicht weil sie christliche Prinzipien verfolgen, sondern weil sie von Christus Aufträge, Weisungen erhalten, so klar und konkret wie die mazedonischen Soldaten von Alexander oder die preussischen von Friedrich dem Grossen.

Solch einen Nachrichtendienst von oben, der ihm jedesmal den Befehl bringt, hat freilich nicht jeder, der ihn in irgendeiner Weise will; Paulus sagt: »Niemand kann Jesus den Herrn nennen ausser durch den Heiligen Geist« (1. Kor. 12,3). Das heisst: Niemand kann dahin kommen, dass er von Jesus als seinem Dienstherrn Aufträge und Vollmacht erhält, wenn nicht zuvor durch den Heiligen Geist der Kontakt zwischen ihm und Christus hergestellt ist.

Ein Diener Christi sein heisst: klar wissen, was man soll und was man nicht soll

Christus gibt seinen Dienern die sichere Orientierung; nicht so, dass sie alles wissen, aber so, dass sie jeden Moment und für jede Aufgabe die Klarheit haben, was jetzt gilt.

Die Diener Christi stehen zu ihrem Herrn, wie er hier zu seinem Vater stand. »Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.« Christus folgte immer nur den Weisungen seines Vaters. Daher die grosse Klarheit und Ruhe seiner Haltung. Nie sehen wir ihn in Hetze, sein Wille zersplittert sich nicht auf die verschiedensten Dinge gleichzeitig; er ist jeden Augenblick gesammelt für das, was jetzt gilt.

So sind die Diener Christi frei von nervöser Hast; ihre Entschlusskraft zerfliesst nicht in allen möglichen Dingen, die ihnen wichtig oder nötig erscheinen mögen, - sie tun das, was ihnen angewiesen ist, und lassen das Übrige; sie überlassen es ihrem Dienstherrn, dass er für die Dinge, die ihnen nicht obliegen, andere in den Dienst stellt (siehe Apostelgeschichte). Die Zuweisung der Aufgaben erfolgt meist entsprechend den Gaben (1. Kor. 12; Röm. 12).

Ein Diener Christi sein heisst: mobil sein

Wer in den Dienst Christi tritt, muss von allem losgelöst sein, was ihn an der Erfüllung seiner Aufgaben hindern könnte.

Es ist im Neuen Testament nicht so, dass man das als richtigen Grundsatz glatt und selbstverständlich anerkennt und im übrigen sicher und gemütlich im bisherigen Daseinskreis verharrt. Dort folgen aus dem Dienstverhältnis Tatsachen von grosser Wucht und Härte: Aufgeben des gesamten Besitzes, der nächsten Angehörigen, der bisherigen Arbeit. Das alles nicht, weil man es selbst für richtig hält, sondern weil Christus in bestimmten Fällen um bestimmter Aufgaben willen es seinen Dienern zumutet.

Die Wünsche zweier angehender Jünger, am Begräbnis des Vaters teilzunehmen oder ein Abschiedsfest mit den Verwandten zu begehen, weist Jesus zurück, nicht aus grundsätzlicher Geringschätzung der Familienbande, sondern weil eben grosse Mobilisation und Aussendung der Jünger ist und der Dienst keinen Verzug duldet (Luk. 9,59ff., vgl. 10,1).

Für die Ausführung der Aufträge trägt ein Diener Christi die volle Verantwortung, auch wenn die Verhältnisse seinem Dienst ganz widrig sind, ja wenn er einen Bruch mit der Geschichte vollziehen muss. Für ihren Dienst aber gibt Christus den Seinen auch Vollmacht. Er steht hinter ihnen, ja in ihrem Dienst ragt er selbst herein in diese Weltverhältnisse.

Datum: 10.12.2009
Autor: Ralf Luther
Quelle: Neutestamentliches Wörterbuch

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