Bibelstudium: Matthäus 24,3-14

Bibelstudium

3 «Wann wird das geschehen?» fragten ihn später seine Jünger, als er mit ihnen am Abhang des Ölbergs sass. «Welche Ereignisse werden deine Wiederkunft und das Ende der Welt ankündigen?» 4 Jesus antwortete: «Lasst euch von keinem Menschen täuschen und verführen! 5 Denn manche werden von sich behaupten: 'Ich bin Christus!' Und viele werden sich von solchen Betrügern irreführen lassen. 6 Wenn ihr von Kriegen und Unruhen hört, achtet darauf, aber erschreckt nicht! Das muss geschehen, doch es bedeutet noch nicht das Ende. 7 Die Völker und die Machtblöcke der Erde werden gegeneinander Kriege führen. In vielen Teilen der Welt wird es Hungersnöte und Erdbeben geben. 8 Doch das ist erst der Anfang vom Ende; so wie die ersten Wehen einer Frau, die ein Kind zur Welt bringt. 9 Dann werdet ihr gefoltert, getötet und in der ganzen Welt gehasst werden, weil ihr zu mir gehört. 10 Manche werden ihren Glauben verleugnen, einander verraten und hassen. 11 Falsche Propheten werden auftreten und viele verführen. 12 Und weil Gottes Gebote missachtet werden, setzt sich das Böse überall durch. Und die Liebe wird bei vielen erlöschen. 13 Wer aber bis zum Ende durchhält, der wird gerettet. 14 Die Heilsbotschaft vom Reich Gottes wird in der ganzen Welt verkündet werden, damit alle Völker sie hören. Dann erst wird das Ende kommen.

Übersetzung: Hoffnung für Alle

Kommentar

24,3 Nachdem Jesus zum Ölberg hinübergegangen war, "traten seine Jünger für sich allein zu ihm" und stellten ihm drei Fragen:
1. 1. "Wann wird das sein", d. h. wann soll der Tempel zerstört werden?

2. 2. "Was ist das Zeichen seiner Wiederkunft", d. h. welche übernatürlichen Ereignisse würden seiner Wiederkunft auf die Erde und der Errichtung des Reiches vorausgehen?

3. 3. Was ist das Zeichen für die "Vollendung des Zeitalters?", d. h. was würde das Ende der Welt kurz vor seiner Herrschaft in Herrlichkeit anzeigen? (Die zweite und die dritte Frage sind im wesentlichen gleich). Wir müssen uns erinnern, dass das Denken dieser jüdischen Jünger sich mit dem herrlichen Zeitalter des Messias auf Erden beschäftigte. Sie dachten nicht an das Kommen Christi für die Gemeinde, denn sie wussten wenig, wenn überhaupt etwas, über diesen Abschnitt seiner Wiederkunft. Sie erwarteten sein Kommen in Macht und Herrlichkeit, wenn er seine Feinde vernichten und über die Welt herrschen würde.

Ausserdem sollten wir uns klarmachen, dass sie nicht nach dem Ende der Welt fragten (wie die Lutherbibel schreibt), sondern nach dem Ende des "Zeitalters" (gr. aion).

Ihre erste Frage wurde nicht direkt beantwortet. Es scheint, dass der Retter hier die Eroberung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr. (s. Lk 21,20-24) mit einer ähnlichen Eroberung in den letzten Tagen zusammen sieht. Wenn wir die Prophetie studieren, dann sehen wir oft, wie der Herr scheinbar ohne Übergang von einer frühen, teilweisen Erfüllung zur späteren, endgültigen Erfüllung übergeht.

Die zweite und die dritte Frage werden in den Versen 4-44 von Kapitel 24 beantwortet. Die Verse beschreiben die sieben Jahre der Drangsalszeit, die Christi Wiederkunft in Herrlichkeit vorausgehen wird. Die ersten dreieinhalb Jahre werden in den Versen 4-14 beschrieben. Die zweiten dreieinhalb Jahre, die auch unter dem Namen "die grosse Trübsal" und als "Zeit der Bedrängnis Jakobs" bekannt sind, werden eine Zeit nie dagewesener Leiden für die Menschen auf Erden werden.

Viele der Bedingungen, die die erste Hälfte der Drangsalszeit bestimmen, hat es bis zu einem gewissen Mass in der gesamten menschlichen Geschichte gegeben, jedoch werden sie in der Drangsalszeit in vermehrter Weise erscheinen. Den Gliedern der Gemeinde ist Drangsal vorhergesagt (Joh 16,33), aber sie unterscheidet sich sehr von der Drangsal, die über eine Welt kommen wird, die den Sohn Gottes abgelehnt hat.

Wir glauben, dass die Gemeinde aus der Welt genommen wird (1. Thess 4,13-18), ehe der Tag des Zornes Gottes beginnt (1. Thess 1,10; 5,9; 2. Thess 2,1-12; Offb 3,10).

24,4.5 In der ersten Hälfte der Drangsal werden viele falsche Messiasse auftreten, denen es gelingen wird, die Massen zu verführen. Das gegenwärtige Entstehen von Sekten und Kulten mag ein Vorspiel dazu sein, aber noch keine Erfüllung. Diese falschen religiösen Führer werden Juden sein, die behaupten, "der Christus" zu sein.

24,6.7 Es wird Kriege und Kriegsgerüchte geben. "Denn es wird sich Nation gegen Nation erheben und Königreich gegen Königreich." Man könnte leicht meinen, dass wir die Erfüllung dieser Prophetie heute erleben, aber was wir heute sehen, ist mit der Wiederkunft verglichen harmlos. Die nächste Station des Planes Gottes ist die Entrückung der Gemeinde (Joh 14,1-6; 1. Kor 15,51-57). Keine dieser Prophezeiungen wird sich vorher erfüllen. Wenn die Gemeinde weggenommen ist, dann wird Gottes prophetische Uhr schlagen und diese Bedingungen werden sich schnell einstellen. In verschiedenen Teilen der Erde wird es "Hungersnöte, Seuchen und Erdbeben" geben. Schon heute sind die Führer der Welt wegen der Gefahr von Hungersnöten als Folge der Bevölkerungsexplosion besorgt. Aber die Not wird durch die Auswirkungen von Kriegen noch grösser werden.

"Erdbeben" ziehen immer mehr Aufmerksamkeit auf sich, und zwar nicht nur die, die schon stattgefunden haben, sondern auch die, die erwartet werden. Aber wieder ist es nur Spreu im Wind, nicht jedoch die wirkliche Erfüllung der Worte unseres Retters.

24,8 Vers 8 bezeichnet diese Zeit sehr genau als den "Anfang der Wehen" - der Beginn der Schmerzen einer Geburt, die eine neue Ordnung unter Israels Mes-sias-König bringen wird.

24,9.10 Treue Gläubige werden während der Drangsal schwer erprobt werden. Die Nationen werden bittere Hasskampagnen gegen alle führen, die dem Herrn treu sind. Sie werden nicht nur vor zivile und religiöse Gerichte geführt werden (Mk 13,9), sondern viele werden den Märtyrertod sterben, weil sie sich weigern zu widerrufen. Es gab zwar solche Erprobungen schon zu allen Zeiten des Christentums, doch bezieht sich diese Erwähnung besonders auf die 144 000 jüdischen Gläubigen, die in dieser Zeit eine besondere Mission haben.

Viele werden lieber widerrufen, als leiden und sterben. Familienangehörige werden ihre eigenen Verwandten denunzieren und sie in die Hand ihrer Verfolger überliefern.

24,11 "Viele falsche Propheten" werden erscheinen und viele Menschen verführen. Man darf sie nicht mit den falschen Messiassen in Vers 5 verwechseln. Falsche Propheten behaupten, im Namen Gottes zu reden. Sie können auf zweierlei Weise geprüft werden: Ihre Prophezeiungen treffen nicht immer zu und ihre Predigt lenkt die Menschen immer vom wahren Gott weg. Die Erwähnung falscher Propheten bestätigt unsere Behauptung, dass die Drangsal sich im wesentlichen auf Juden bezieht. Falsche Propheten gehören zu Israel, in der Gemeinde dagegen liegt die Gefahr bei falschen Lehrern (2. Petr 2,1).

24,12 "Weil die Gesetzlosigkeit überhand nimmt" werden die menschlichen Gefühle verkümmern und Lieblosigkeiten normal werden.

24,13 "Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird errettet werden." Das bedeutet offensichtlich nicht, dass die Seelen der Menschen dieses Zeitalters durch ihr Ausharren gerettet werden. Die Rettung ist in der Bibel immer ein Geschenk der Gnade Gottes, das im Glauben an den stellvertretenden Tod Jesu Christi und seine Auferstehung erlangt wird. Auch kann es nicht bedeuten, dass alle, die ausharren, körperlich unversehrt bleiben, denn wir haben schon gehört, dass viele Gläubige den Märtyrertod sterben werden (V. 9). Wir haben hier die allgemeine Aussage, dass die, die standhaft bleiben und die Verfolgung durchstehen ohne abzufallen, bei der Wiederkunft Christi befreit werden. Niemand soll auf die Idee kommen, Abfall sei ein Mittel, um zu entkommen oder sogar Sicherheit zu erlangen. Nur diejenigen, die wirklich glauben, werden errettet werden. Auch wenn der rettende Glaube manchmal schwach wird, so ist er doch immer von dauerhafter Qualität.

24,14 In der hier beschriebenen Zeit wird "das Evangelium des Reiches" weltweit verkündigt, "allen Nationen zu einem Zeugnis". Wie wir in den Bemerkungen zu 4,23 schon erklärt haben, ist "das Evangelium des Reiches" die gute Nachricht, dass Christus kommt, um sein Reich auf Erden zu errichten, und dass diejenigen, die ihn während der Drangsal im Glauben annehmen, die Segnungen seines Tausendjährigen Reiches geniessen werden.

Vers 14 wird oft missbraucht, um zu beweisen, dass Christus nicht jederzeit wiederkommen kann, um seine Gemeinde zu sich zu nehmen, weil so viele Völker und Stämme das Evangelium noch nicht gehört haben. Die Schwierigkeit entfällt, wenn wir erkennen, dass sich dies auf sein Kommen mit seinen Heiligen und nicht für seine Heiligen bezieht. Ausserdem bezieht sich der Vers auf das Evangelium des Reiches, nicht auf das Evangelium von der Gnade Gottes (s. Anmerkungen zu Kap. 4,23).

Es gibt eine erstaunliche Parallele zwischen den Vorgängen in den Versen 3-14 und denen in Offenbarung 6,1-11. Der Reiter auf dem weissen Pferd - "falsche Messiasse". Der Reiter auf dem roten Pferd - "Kriege". Der Reiter auf dem schwarzen Pferd - "Hungersnot". Der Reiter auf dem fahlen Pferd - "Seuchen" oder Tod. Die Seelen unter dem Altar sind die Märtyrer. Die Vorgänge, die in Offenbarung 6,12-17 beschrieben werden, sind mit denen in Matthäus 24,19-31 eng verbunden.

Datum: 19.08.2008
Quelle: Kommentar zum Neuen Testament - William McDonald

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